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Aufschlussreiche Erläuterungen zur Kirchen - und Ortsgeschichte - Abendführung in der evangelischen Kirche Recke

Am 18. November hatte die Familienbildungsstätte Ibbenbüren zu einer Abendführung in die evangelische Kirche nach Recke eingeladen. 14 Besucher erfuhren von Pfarrerin Elke Böhne vor der Kirche zunächst einiges Wissenswertes über das Gebäude und die Fenster.

Deutlich zu erkennen ist an den Steinen in verschiedener Größe, dass die Kirche mehrmals umgebaut wurde. An der Rückseite sind einige Grabplatten aufgestellt, die früher im Boden des Innenraumes eingelassen waren. Das Eingangsportal im Turm trägt gotische Merkmale, erklärte Elke Böhne. Die Aussparungen an den unteren Enden haben ganz profane Gründe: Im Turm sollte die Feuerwehrspritze untergestellt werden, die jedoch nicht durch das Portal passte. Also wurde es kurzerhand verbreitert. „Denkmalschützer würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, sagte die Pfarrerin augenzwinkernd.

Durch eine Glastür gelangten die Besucher in Schiff und Chorraum der Kirche. Elke Böhne erläuterte zunächst einige geschichtliche Fakten. Das Verhältnis zwischen Katholiken und reformierten Christen war in Recke lange Zeit nicht unbelastet. Obwohl in der Überzahl, mussten die Katholiken zeitweise ihre Messe in Hopsten feiern. Das älteste Dokument ist eine Schenkungsurkunde des Edelherren Wibold von Horstmar vom 19. Januar 1189. Er vermachte dem Bischof Arnold von Osnabrück Kirche und curia mitsamt zugehörigen Gütern in „Rike“ zur Errichtung eines Klosters. Später gelangte Recke an das Tecklenburger Grafenhaus. „Das ist in dem Schlussstein des Gewölbes mit dem Wappen gut zu erkennen“, zeigte Elke Böhne nach oben.

Dort waren noch weitere schöne Besonderheiten zu entdecken. 1933 wurden unter zahlreichen Farbschichten Gewölbemalereien entdeckt und wenig einfühlsam wiederhergestellt. Erst 1964 gelang es bei der Restaurierung, die Schäden rückgängig zu machen. Heute sind Rankenwerk und figürliche Darstellungen wieder im Originalzustand zu bewundern. Vor allem die Madonna im Strahlenkranz sowie die Darstellungen der vier Evangelisten ziehen die Blicke auf sich. Von der mittelalterlichen Ausstattung ist der spätromanische Taufstein aus der Bentheimer Schule erhalten. Zur Bedeutung der vier Löwenköpfe gebe es unterschiedliche Auffassungen, erklärte die Pfarrerin. Interessant war es zu erfahren, warum die Steinplatte des Abendmahlstischs an der Wand verankert wurde. Auch über die Kanzel, die Fenster oder die Orgel informierte Elke Böhne die Gäste.

Danach wurde es spannend. Die Führerin öffnete ein Türchen hoch oben an der Rückseite des Kirchenschiffs und zog eine Leiter herunter. War diese überwunden, folgten eine enge Wendeltreppe aus Stein und weitere Stufen aus Holz, die in den Turm bis zum Glockenstuhl hinauf führen. Dort hängen drei Glocken. Die älteste ist die Abendmahlglocke. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und hatte als einzige den Großbrand von 1681 überstanden. Als Inschrift trägt sie die Namen des damaligen Pastors, Vogts und Glockengießers. Wie in vielen anderen Gemeinden, wurden auch in Recke die Glocken im zweiten Weltkrieg konfisziert, höchstwahrscheinlich eingeschmolzen und zu Waffen verarbeitet. Alle drei Glocken sind in Betrieb – bei vollem Geläut versetzten sie das Gebälk in Schwingung. Der Turm ist in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden, auch bei dem Rundgang über dem Gewölbe waren alte Balken gut zu erkennen. Die Turmuhr hat leider die Umstellung auf Winterzeit nicht gut überstanden und muss repariert werden.

Zum Abschluss sangen die Besucher „Der Mond ist aufgegangen“. Elke Böhne war sich sicher, dass die Kirche einige Geheimnisse birgt, schließlich lebten in der hiesigen Gegend zur Zeit der Errichtung noch Ritter. Sie strahle eine liebenswerte Atmosphäre aus, ein Gefühl von Zuhause, sagte sie. Ulrike Richter von der Familienbildungsstätte dankte ihr für die aufschlussreichen Erläuterungen und lud zu weiteren Gesprächen bei Brot, Käse und Traubensaft ein.

Text: Brigitte Striehn

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