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Gedanken und Erfahrungen von Marilena Bekierz, Bildungsreferentin der Ev. Jugendbildungsstätte Tecklenburg

Corona bremst auch die JuBi aus! Auch in der Ev. Jugendbildungsstätte Tecklenburg (JuBi) geht wegen der Cov19-Pandemie momentan leider fast gar nichts mehr. Die klassischen Angebote der Ev. Jugend und der Jugendbildungsstätte können bis auf weiteres nicht stattfinden. Es ist wirklich zu schade um die vielen Schulungen, Seminare, Klassenfahrten und Aktionen, die bislang schon abgesagt werden mussten. Da steckt überall so viel Vorbereitung, Engagement und Herzblut drin.

Abgesehen von Reparaturen und Wartungsarbeiten ist es gerade sehr still in der JuBi. Keine Gruppen die quirlig das Haus und seine Umgebung erkunden und unser Programm mit Leben füllen. Die meisten Kollegen*nnen, insbesondere unsere Küchencrew, sind zu Hause und werden schmerzlich vermisst. Unser Arbeitsalltag, der normalerweise im Rhythmus der Gruppen- und Seminararbeit getaktet ist, hat sich komplett gewandelt.

Wir beobachten die Entwicklungen und hoffen, dass sich in den nächsten Wochen eine zeitliche Perspektive für unser Haus entwickelt. Wir suchen und schaffen neue Perspektiven und Angebote, um auch in diesen Tagen und Wochen mit unseren Zielgruppen im Kontakt zu bleiben.

JuBi schafft gesellschaftlichen Mehrwert - auch und gerade in der Krise

Gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen ist ein Hauptanliegen der Ev. Jugendbildungsstätte in Tecklenburg (JuBi), meiner Arbeitsstätte. Durch unsere Bildungsangebote werden „Orientierung, Begegnung und Austausch“, insbesondere Kindern und Jugendlichen in vielfältiger Weise ermöglicht.

Antworten zu geben auf Fragen von Kindern und Jugendlichen, Mitarbeiter*innen und Kollegen*innen, sowie der allgemeinen Öffentlichkeit, wie z. B. Nähe über physische Distanz hinaus vermittelt und gelebt werden kann, welche praktischen Umsetzungstipps und Möglichkeiten aktuell für außerschulische Bildungslandschaften machbar sind und wie der persönliche Umgang in einer Krise gestaltet werden kann, sind Teil meiner Arbeit als Bildungsreferentin.

Bildungsangebote werden in digitale Erlebniswelt verlagert

Unter normalen Umstanden wäre momentan die Hauptsaison für die Arbeit mit externen Gruppen von Kinder- und Jugendlichen in der JuBi, die erfahrungsgemäß zwischen Mitte Februar bis Ende November andauert. Wochenendkurse für Ehrenamtliche oder Freiberufler*innen, Weiterbildung für Referenten*innen und eigene Fortbildungen laufen ganzjährig nebenbei. Schulklassen und Stufen, die üblicherweise zu dreitägigen „Tagen der Orientierung“ auch Bundesländer übergreifend anreisen sind derzeit nicht bei uns zu Gast. Konfirmandengruppen aus dem Kirchenkreis und anderen Gemeinden, die für ein erlebnispädagogisches Programm die Kletterwand und den Wald erleben wollten, sind seit dem offiziellen Beschluss der Ministerien im April 2020 nicht mehr in der JuBi zu finden.

Seit dem 1. April wurden die bis dato in Realität erlebbaren Bildungsangebote deshalb weitestgehend in eine digitale Erlebniswelt verlagert. Auf dem JuBi-eigenen Instagram-Kanal (jubi_tecklenburg), der JuBi Homepage und durch privat genutzte Gruppenmessenger-Dienste werden täglich Gedanken und Ideen, die zur Inspiration und zum Mitmachen anregen sollen, veröffentlicht. Die Konzeptionierung und Umsetzung von Bildungsangeboten bestimmen einen Großteil meiner Arbeit als Bildungsreferentin und an vielen Stellen haben sich persönlicher und fachlicher Austausch zwischen hausinternen Bildungspartnern, wie beispielsweise die Medienpädagogik und externen Bildungspartnern (VHS Lengerich) als nachhaltige Quelle neuer Inspiration und Kooperation erwiesen.

Speziell angeordnete politische Vorsicht- und Schutzmaßnahmen, sowie die allgemeinen Vorgaben zur Kinder- und Jugendarbeit galten und gelten als richtungsweisend in meiner Konzeptplanung, insbesondere für die aktuellen angebotenen Bildungsformate der JuBi. So werden ganz im Sinne eines klassischen Projekttages während eines Tages der Orientierung Kurzfilme und Tutorials aus der Werkstatt, dem Videostudio, dem Fotolabor oder dem Außengelände gezeigt. Damit stehen sie der Online Community als Anleitung für das jeweilige Tagesthema zur Verfügung.

Impulse zur Nachhaltigkeit per YouTube und sportliche „challenges“

Das Thema der Nachhaltigkeit, sonst als wählbares Oberthema eines Tages der Offenen Tür („Die Erde 2050 zwischen smart cities und Apokalypse“) in der JuBi vertreten, wird z. B. diesmal durch Wildkräuter-Kochtutorials, Kapsel-Kleiderschrankimpulse, Vogelhausbau-Tutorials, Seifenherstellung usw. praktisch umgesetzt. Inspiriert wurde ich dabei besonders durch die strahlend sonnige Kulisse des Tecklenburger Landes. Die erlebnispädagogischen Inhalte wandeln sich in sportliche „challenges“ (z. B. Parcoursübungen auf dem JuBi Gelände, Stop-Motion Tanzen, Yogaübungen im hauseigenen Meditationsraum) um. Konfirmandenarbeit und glaubensbezogene Fragen werden durch sonntägliche Impulse und die Seelsorgesprechstunde per Diensttelefon und Onlinesitzung ermöglicht.

Beratung bei Problemen mit dem PC, Smartphone und anderen Endgeräten

Sprechstundenoptionen für Probleme mit PC, Smartphone und weiteren technischen Endgeräten gibt es neuerdings in der Rubrik „Medienpädagogik“ ab Mai 2020 mit dem Bundesfreiwilligendienstler Luis Ferreira de Sousa. Mehr Kooperation und Experimente in der Umsetzung bestehender Bildungsformate hin zu einem digitalen Bildungserlebnis sind voll Vorfreude geplant. Sie bieten mir momentan auch einen Perspektivwechsel, damit sich bewährte JuBi-Themen und Methoden neu präsentieren können und weitergedacht werden.

Jeden Tag in Kontakt zu treten, insbesondere mit den Kindern und Jugendlichen, die eigentlich aktuell als Teilnehmende von Grundkursen, Kompaktfortbildungen, Tagen der Orientierung, Konfirmandenfreizeiten usw. vor Ort in der JuBi hätten vertreten sein sollen, bietet eine andere Gesprächsebene. Diese Ebene erfordert ein deutliches Mehr an Wahrnehmung von allen Verantwortlichen und bietet zugleich die Möglichkeit, sich schneller auf eine persönliche Gesprächsebene zu begeben. Viele Gespräche und Aktionen finden jetzt im Duett, anstelle eines Gruppengesprächs statt.

Mut zum Experimentieren zahlt sich aus

Das erste Onlineseminar der JuBi - ein Ersatz für die Kompaktfortbildung, die im Mai stattfinden sollte - wird gerade mit Hochdruck vorbereitet. Ein komplettes Wochenende lang wollen wir versuchen, die Inhalte der geplanten Fortbildung auf eine digitale Plattform zu verlagern. Nebenbei bieten wir den TeilnehmerInnen, wenn auch in eingeschränkter Form, die Möglichkeit zur Begegnung und zum Austausch. Wir sind sehr gespannt, welche Erfahrungen wir auf diesem Wege sammeln und welche Impulse wir evtl. in künftige Angebote übertragen können.

Persönlichkeits- und identitätsstiftende Arbeit, insbesondere in dieser Zeit, stellt eines der Hauptanliegen der Bildungsangebote der JuBi dar, nicht zuletzt bin ich und sind wir als Institution dazu gesetzlich verpflichtet. Dieser Verpflichtung Folge zu leisten, gelingt bisher in vielen Teilen auf diese Weise. Ich bin davon überzeugt, dass sich der Mut, bestehende Bildungsangebote online zu präsentieren, mit verschiedenen Darstellungsformen zu experimentieren und bestimmte Einblicke in den aktuellen Alltag einer Bildungsstätte zu gewähren, auszahlt. Denn die JuBi stellte in der Vergangenheit und wird auch in Zukunft, gerade für Kinder und Jugendliche, einen sicheren Lebens- und Lernort darstellen.
 

Zur Autorin: Marilena Bekierz ist seit dem 1. Juni 2019 die Bildungsreferentin der Ev. Jugendbildungsstätte Tecklenburg. Sie hat in Lüneburg an der Leuphana Universität ihren Master in Bildungswissenschaften mit dem Schwerpunkt „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ absolviert. Teile dieses Textes sind ihrer Bachelorarbeit entnommen, deren Inhalt die Untersuchung der Ev. Jugendbildungsstätte Tecklenburg auf ihre Nachhaltigkeit hin war.

 

 

 

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