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Gerechtigkeit kann nicht gedeihen, wo kein Friede ist - Ausstellungseröffnung in der evangelischen Kirche Lengerich-Hohne

„Eine Kirche als Kunstatelier – welch besseren Ort hätte man für eine Friedens-Ausstellung finden können?“ Diese Frage stellte Dr. Klaus Effing, Landrat des Kreises Steinfurt, am 25. August an den Beginn seines Grußwortes. Während eines besonderen Gottesdienstes in der evangelischen Kirche Lengerich-Hohne eröffnete er gemeinsam mit André Ost, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg, die Ausstellung.

Als Leitmotiv und Aufgabe für die 13 eingeladenen Künstler wurden Worte aus dem Psalm 85 gewählt. Das Thema „Dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ fand sich in unterschiedlichsten Interpretationen und Kunstgattungen wieder. Künstler aus der Region, aber auch aus Unna, Dortmund oder Aachen hatten Beiträge aus Malerei, Grafik, Skulptur, Druck und Fotografie eingereicht. Sie alle seien ein Gewinn für das Netzwerk-Projekt „A1- Frieden erfahren“, sagte der Landrat und Schirmherr. (Informationen unter www.a1-frieden-erfahren.de).

In seiner Predigt ging André Ost auf die enge Verbundenheit von Gerechtigkeit und Friede ein. Beides seien in der Bibel fundamentale Begriffe. Doch was ist Gerechtigkeit? Und ist Friede nur die Abwesenheit von Krieg? Um diese zentralen Fragen des Glaubens und der menschlichen Erfahrung rankten sich die Ausführungen von André Ost. Das Bibelzitat weise darauf hin, dass es einen stabilen Frieden ohne Gerechtigkeit nicht gebe und andererseits Gerechtigkeit nicht gedeihen könne, wo kein Friede ist. Der Theologe ging auf das heutige Verständnis der Begriffe ein, die in der Bibel jedoch umfassender gemeint sind. „Gott ist gerecht, das gilt es vor allem anderen zu sagen“, predigte er. Dabei werde das Gottvertrauen immer wieder auf eine harte Probe gestellt und viele gut gemeinte Ansätze zur Durchsetzung von Gerechtigkeit blieben unerfüllt - verstrickt im Kampf zwischen Gewinnen und Verlieren. Die in der Kirche gezeigten Kunstwerke eröffneten den Zugang zur Friedenssehnsucht der Bibel, so die persönliche Sicht von André Ost.

Mit „Smileys“ hatten die etwa 40 Gottesdienstbesucher Gelegenheit, den Preisträger des Wettbewerbs zu wählen. „Die Künstler haben sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt“, stellte Dr. Heike Plaß, (Erwachsenenbildungsfererat im Kirchenkreis Münster), fest. Sie überreichte das Preisgeld von 1.111,11 Euro an Birgitta Jacoby aus Aachen für das Gemälde „Die Kraft der Freundlichkeit“. Als Malgrund diente Zeitungspapier, dessen Aussagen und Fotos Jacoby zu einem Kunstwerk von hoher Aussagekraft verdichtete.

Eine absolute Besonderheit war es, dass sieben Werkstücke in der vorigen Woche direkt in der Kirche entstanden. Dirk Heckmann hatte für seine Skulptur „Justitia“ eigens ein Holzgerüst mitgebracht und es vor Ort mit speziellem Leichtbaumörtel zu einer Figur geformt. „Justitias Schwert ist mit Kriegsblut besudelt. Sie hat ihr Ziel nicht erreicht, ihr Weg ist nie zu Ende“, interpretierte Dr. Plaß die ausdrucksvolle Schöpfung. Wolfgang Jankowsky vereint in seinem Bild eine Friedenstaube, darunter die Waagschalen der Justitia auf verwischten Kopien alter Friedensverträge und drei Kreuze für die Begriffe Glaube, Hoffnung, Liebe. „Diese sind die Grundlagen, um zu Gerechtigkeit zu gelangen“, betonte der Hagener. Das „Lastentier“ von Anne Deifuß oder die Friedenstaube mit verbundenen Augen von Thomas Hugo sprechen von der schweren Arbeit am Frieden. Andere Bilder, Fotos und Grafiken erzählen von liebevollem Miteinander. Allen Künstlern wurden viel Aufmerksamkeit und Bewunderung zuteil.

Durch die Liturgie des Gottesdienstes führte Gemeindepfarrer Harald Klöpper. Dr. Norbert Ammermann, Kulturbeauftragter des Kirchenkreises Tecklenburg, moderierte den weiteren Ablauf und lud dazu ein, sich mit den Künstlern über deren Arbeiten auszutauschen. Die musikalische Gestaltung übernahm an Orgel und Piano Kirchenmusikerin Ilse Saatkamp. Die Ausstellung ist bis zum 29. September in der evangelischen Kirche Lengerich-Hohne, Händelstraße, zu sehen. Die beteiligten Künstler sind Joachim Ante, Dieter Gawol (alias A. Diéga), Wolfgang Jankowsky, Silke Kieslich, Christiane Köhne, Hugo Langner, Gitta Nothnagel, Anne Deifuß, Dirk Heckmann, Thomas Hugo, Birgitta Jacoby, Andreas Borowy und Marlies Strübbe-Thewes.

Text: Brigitte Striehn

 

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