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„Ist der christliche Glaube der einzig wahre?“ - Dr. Britta Jüngst zu Gast bei den „Tecklenburger Gesprächen“

Im Gemeindehaus „Treffpunkt St. Michael“ der katholischen Kirchengemeinde Tecklenburg referierte am 21. März die evangelische Pfarrerin Dr. Britta Jüngst zu einem Thema, das viele gläubige Menschen bewegt: „Ist der christliche Glaube der einzig wahre?“ Im Rahmen der ökumenischen „Tecklenburger Gespräche“, einer Vortragsreihe der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, begrüßte der evangelische Pfarrer em. Dr. Heinrich Winter etwa zwanzig Gäste.

„Wir wollen über den „wahren“, nicht über den „richtigen“ Glauben sprechen, sagte er. Um die inhaltlichen und organisatorischen Fragen der Gesprächsreihe kümmert sich ein ökumenisches Team mit Günter Witthake, Dr. Martin Winter, Friedhelm Krechting und Klaus Martin Lausberg.

Die „Tecklenburger Gespräche“ sind seit 2011 ein Forum für aktuelle und bedeutsame Themen aus Kirche, Gesellschaft, Familie und Erziehung, Kultur, Wirtschaft und Politik. Kompetente Fachleute führen in die jeweilige Thematik ein und regen zur Meinungsbildung an. Dr. Britta Jüngst hatte sich vorgenommen, das Thema aus biografisch-theologischer Sicht zu beleuchten. Sie ist als Krankenhausseelsorgerin im Mathias-Spital und dem Jakobi-Krankenhaus in Rheine tätig. Ihr Referat war in sieben Wegabschnitte gegliedert. An den Anfang stellte sie die Aussage „In Kirche und christlicher Theologie brauchen wir dringend eine breite theologische Diskussion darüber, wie Christen den eigenen Glauben ausdrücken und wertschätzen können, ohne andere Religionen abzuwerten“. Damit sei grundsätzlich gemeint, ob ausschließlich der christliche Glaube zum Heil führe, so Dr. Jüngst. Sie erläuterte ausführlich drei Antwortmöglichkeiten.

Der Exklusivismus geht davon aus, dass es die Vermittlung heilshafter Erkenntnis nur in einer Religion geben kann. Die inklusivistische Position erkennt mehrere Wege an, wertet sie jedoch nicht als gleichrangig. Pluralität und Gleichwertigkeit ist der dritte Weg. Diese drei Auffassungen sind in allen großen Weltreligionen zu finden. Aus biografischer Sicht ging die Referentin auf persönliche Erlebnisse ein. „Wenn der christliche Glaube der einzig wahre wäre, warum gibt es dann überhaupt andere Religionen?“ fragte sie. Sowohl mit Judentum als auch Islam gebe es Gemeinsamkeiten, die jeweiligen Anhänger könnten voneinander lernen und sich ergänzen.

Im letzten Kapitel widmete sich die Pfarrerin der Beziehung zwischen Wahrheit und Freiheit. Die Verständigung über die Gestaltung des Lebens auf dem Hintergrund verschiedener religiöser Traditionen beinhalte ebenso das Aushalten von Widersprüchen wie Freude am Glauben anderer. Ihrer Meinung nach entscheide sich die Wahrheit des christlichen Glaubens am Tun, in der Praxis, im Einsatz dafür, dass alle Menschen gut leben können, betonte sie. In der Gesprächsrunde erklärte Pfarrer em. Günter Witthake, dass es ihm wichtig sei, seinen Glauben sichtbar zu machen und zu verteidigen. Seinen Kindern christliches Verhalten vorzuleben, aber dennoch andere nicht herabzusetzen, war ein weiterer Problemkreis.

Durch Reisen und die Geflüchteten stelle sich die Grundfrage der Identität einer Kultur, brachte Dr. Winter in die Diskussion ein. Wenn es mit dem Islam keinen Dialog gebe, müsse überlegt werden, welche Verhaltensweise angemessen sei. „Wir haben eine gemeinsame Verantwortung für unser Zusammenleben, auch vor Ort“, hob die Referentin hervor. Dr. Winter gab zu bedenken, dass Exklusivität nicht feindselig sei. Sie berge Wärme und stifte Identität. Gott könne nicht nur eine Person, sondern auch Vertrauen, Quelle, Kraft, Fels, Hand oder Flügel sein, verwies Dr. Jüngst auf Bibelstellen. Am Donnerstag, den 19. September 2019 wird Superintendent a. D. Hans Werner Schneider im „Treffpunkt St. Michael“ zum Thema „Menschen auf der Suche nach Heimat“ sprechen.

Text: Brigitte Striehn

 

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