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„Kirche gewinnt an Stärke und Profil in der Minderheit“– Hans Leyendecker zu Gast in Emsdetten

Zum Motto des bevorstehenden Kirchentages in Dortmund „Was für ein Vertrauen“ referierte der Journalist Hans Leyendecker im Rahmen der gemeinsamen Pfarrkonferenz der Kirchenkreise Münster, Steinfurt-Coesfeld-Borken und Tecklenburg in Emsdetten. Die Kirchentagslosung ziele ins Zentrum des Glaubens der Christen, hatte zuvor schon Superintendent Joachim Anicker (Steinfurt-Coesfeld-Borken) in seiner Andacht betont.

Leyendecker widmete sich in seinem Vortrag der Frage, was der Kirche Mut für die Zukunft gebe. „Kirche gewinnt an Stärke und Profil in der Minderheit“, zeigte er sich überzeugt. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz hatten kürzlich eine Untersuchung der Universität Freiburg zur Kirchenmitgliedschaft veröffentlicht, die besagt, dass die evangelische und katholische Kirche im Jahr 2060 voraussichtlich 50 % weniger Mitglieder haben werden als heute. Zur Evangelischen Kirche von Westfalen werden in 40 Jahren voraussichtlich 1,25 Millionen weniger Mitglieder gehören. Damit nehmen auch die Kirchensteuereinnahmen drastisch ab. „Ich sehe eine Chance im Wenigerwerden der Kirche“, betonte Hans Leyendecker. Die Not der katholischen und evangelischen Kirche werde die Christen viel mehr zusammenbringen, ist er sich sicher. Es sei darum eine neue ökumenische Dynamik zu erwarten.

„Hans Leyendecker ist einer der renommiertesten Journalisten, ein Protestant, ein Ökumeniker mit weitem Herzen.“ So stellte Superintendent Joachim Anicker den Referenten vor. Der Journalist ist Präsident des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages, der vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund stattfindet. Leyendecker deckte seit 1982 zahlreiche politische Affären im In- und Ausland auf. Er arbeitete fast 20 Jahre für die Süddeutsche Zeitung und war lange Zeit Leiter des Investigativ-Ressorts. Er trat vor vielen Jahren zum evangelischen Glauben über und besucht seit 1975 alle Kirchentage.

„Ich kenne viele Pfarrerinnen und Pfarrer, die mit großer Energie bei der Sache sind. Doch Jammern und Mäkeln über viel Arbeit und mangelnde Teilnahme an Gottesdiensten stehen Ihnen schlecht an, Sie haben doch Visionen in der DNA“, machte er seinen Zuhörerinnen und Zuhörern Mut. „Gehen Sie an die Kraftquellen und entjammern Sie die Kirche!“ Kirche brauche neue Angebote für 25-40-Jährige in deren Sprache. So sollten Pfarrerinnen und Pfarrer darüber nachdenken, wie man diese Zielgruppe zu großen kirchlichen Festen besser ansprechen könne. „Für mich ist es überzeugend, wenn Verkündigung und Diakonie Hand in Hand gehen“, meinte er. Die Gemeinden müssten heute mehr schauen, welche Angebote vor Ort gebraucht würden. In der Kommunikation sollte sich die Kirche, genau wie der Journalismus, intensiver der Digitalisierung stellen und auch hier die Chancen für den Dialog nutzen, empfahl er. „Wir hüten als Christen einen Schatz des Vertrauens“, unterstrich Leyendecker. Das Mitgehen, aufeinander Achten und gegenseitige Aufrichten mache die Stärke der Kirche und des Kirchentages aus.

Text: Christine Fernkorn

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