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Kirchengemeinden im Ev. Kirchenkreis Tecklenburg bieten erste Gottesdienste an - Ein Gefühl zwischen „bewegend“ und „gewöhnungsbedürftig“

Nach intensiven Vorbereitungen finden in diesen Wochen wieder gemeinsame Präsenz-Gottesdienste im Kirchenkreis Tecklenburg statt. Die Gemeinden entwickelten ein Hygiene- und Schutzkonzept und mussten die Kirchen entsprechend vorbereiten. Die Gemeinden Tecklenburg, Ladbergen und Rheine-Jakobi gehörten zu den ersten, die ihre Kirchen für Gottesdienste öffneten. Öffentlichkeitsreferentin Christine Fernkorn befragte die Pfarrerinnen und Pfarrer nach ihren Erfahrungen.

  • Welche Erfahrungen haben Sie mit den ersten Gottesdiensten gemacht?

„Die Presbyterin, die Küsterin und ich hatten vor dem ersten Gottesdienst in der Stiftskirche in Leeden Herzklopfen“, berichtet Pfarrerin Ulrike Wortmann-Rotthoff. Am Tag vorher hatten sie grüne Smileys auf die Sitzplätze gelegt, die für die Gottesdienstbesucher als Platzanweiser zur Verfügung standen. „Wir spannten rote Bänder, um die Einbahnstraßenregelung deutlich zu machen“, so die Pfarrerin. „Uns geht es darum, eine Willkommensatmosphäre vermitteln“, berichtet sie. „Wir wollten unbedingt den Eindruck einer Intensivstation vermeiden“. Das sei nicht einfach gewesen.

„Die Gottesdienstbesucher haben sich sehr darauf gefreut, dass sie wieder in die Kirche gehen können“, berichtet Pfarrerin Dörthe Philipps aus Ladbergen. Da unsere Kirche groß ist, stehen uns nach dem neuen Regelwerk jetzt 60 Plätze für die Gottesdienstbesucher zur Verfügung.“ Das Presbyterium unterstütze bei der Begleitung der Besucher im Eingangsbereich der Kirche. „Der Aufwand der Vorbereitung lohnt sich“, ist sich Dörthe Philipps sicher.

„Wir haben ganz bewusst vor dem ersten Gottesdienst einen einladenden Text in der Münsterländischen Volkszeitung veröffentlicht“, berichtet Pfarrer Jürgen Rick aus der Jakobi-Gemeinde in Rheine. Das sei dem Presbyterium wichtig gewesen.

  • Wie haben die Gottesdienstbesucher reagiert?

„In Tecklenburg fühlten sich die Besucher willkommen und haben uns gut unterstützt“, berichtet Ulrike Wortmann-Rotthoff. Sie setzten ihre Masken schon am Eingangstor auf. „Die Presbyter trugen die Besucher in die Listen ein und führten sie zu ihren Plätzen.“ Das habe gut geklappt.

„Die Gottesdienstbesucher in Ladbergen haben die Gemeinschaft vermisst“, meint Pfarrerin Dörthe Philipps. „Das habe ich daran gespürt, dass sie nach dem Gottesdienst noch lange vor der Kirchentür stehen blieben und miteinander sprachen. Sie haben nur darauf gewartet, dass die ersten Gottesdienste wieder starten und wirkten richtig gelöst“, berichtet sie. „Das Kirchencafé, der Fixpunkt für den gegenseitigen Austausch, fällt ja seit dem Shut-Down aus“.  

„Die Gottesdienstbesucher haben nicht erschreckt auf die Hygieneregeln reagiert“, meint Jürgen Rick. „Sie haben nach dem Gottesdienst vor der Kirche noch lange zu Gesprächen auf Abstand zusammengestanden“, berichtet er. Als Pfarrer sehe man bei der Predigt in Gesichter mit Masken, das sei schon gewöhnungsbedürftig. Doch sei dies immer noch besser als vor einem leeren Kirchraum zu stehen. In die Jakobikirche passen nach dem Schutzkonzept jetzt 63 Besucher, in die Samariter-Kirche in Rheine-Mesum nur 31 Personen.

  • Wie sah die musikalische Gestaltung der Gottesdienste aus?

„Nach den Hygieneregeln dürfen wir in den Gottesdiensten nicht singen. Aber das Summen und das Sprechen unter der Maske geht ja auch“, berichtet Pfarrerin Wortmann-Rotthoff. „Uns ging es darum, das Gefühl des Mitmachens zu vermitteln.“ Das sei ein Experiment gewesen. Sie meint, dass dies gut gelungen ist. „Unser Organist Harald Budke ist sehr einfühlsam mit der Situation umgegangen“, meint sie. So habe er nach der Predigt Raum zum Nachdenken über die Worte gegeben und nicht gleich mit dem Orgelspiel begonnen. Als Ausklang hätte das Vorbereitungsteam bewusst das Lied „Bewahre uns Gott, behüte uns Gott“ ausgewählt. Dies sei für alle Gottesdienstbesucher ein sehr bewegender Moment gewesen, unterstreicht Ulrike Wortmann-Rotthoff.

„Sehr schön war für uns, dass Ines Albers in den Gottesdiensten gesungen hat“, erzählt Dörthe Philipps. „Das war für uns ein gelungenes Gestaltungsmittel des Gottesdienstes“. Im Wechsel mit Organist Eddi Kohnhorst sorgte Ines Albers für besondere musikalische Akzente.

In der Jakobi-Kirche in Rheine war Kantorin Lena Puschmann für die musikalische Gestaltung verantwortlich. „Zwei Jugendliche aus dem Jugendchor haben unter anderem das Lied „Befiehl du deine Wege“ a capella gesungen“, so Jürgen Rick. Das habe dem Gottesdienst eine besondere Atmosphäre gegeben. In der Samariter-Kirche in Mesum hat ein Teil der Gemeinde das Lied "Komm, Herr, segne uns" mitgesummt. Das sei alles für die Gemeinde sehr bewegend gewesen.

  • Haben Sie auf Grundlage der ersten Erfahrungen das Format der Gottesdienste verändert?

„In unserer Gemeinde haben wir vier Kirchen. Für jede Kirche können wir neu überlegen, wie wir das richtige Gottesdienstformat gestalten können“, betont Pfarrerin Wortmann-Rotthoff.

In den Wochen, in denen die Präsenzgottesdienste verboten waren, hat die Kirchen-gemeinde Ladbergen Video-Gottesdienste angeboten. „Mit diesem Format haben wir zusätzliche Zielgruppen und mehr Menschen erreicht, als uns das jetzt mit den Präsenzgottesdiensten möglich ist“, informiert Dörthe Philipps. Wenn es das Wetter zulasse, könne man jetzt auch Gottesdienste draußen vor der Kirche feiern.

„In dieser Phase feiern wir unsere Gottesdienste mit einer verkürzten Liturgie“, betont Pfarrer Jürgen Rick aus Rheine. Sie dauern nur etwa 35 Minuten. Das neue Gottesdienstkonzept ist von uns gut durchdacht. Wenn der Gesang wieder möglich sein wird, werden wir konzeptionell ganz neu denken.“

 

 

 

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