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Ökumenischer Gottesdienst „Winterlicht“: Licht als religiöses Symbol und Kunstwerk

Bereits zum neunten Mal bot am 7. Februar das „Denkmal-Atelier“ DA Kunsthaus Kloster Gravenhorst den Rahmen für einen besonderen Gottesdienst. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe und die Arbeitsgemeinschaft „Klosterlandschaft“ luden dazu in die ehemalige Zisterzienserinnenabtei ein. Die Initiatoren der Aktion „finde dein Licht“ haben sich zum Ziel gesetzt, die Vielfalt der Klosterlandschaft in Westfalen-Lippe im Wortsinne zu „beleuchten“.

Den ökumenischen Gottesdienst gestalteten Professor Dr. Norbert Ammermann, Kulturbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg und Christoph Winkeler, leitender Pfarrer in der Katholischen Kirchengemeinde St. Reinhildis Hörstel, liturgisch. Sie sprachen im Wechsel Bibeltexte, Gebete und Fürbitten, in denen das Licht Gottes, Freude an der Schöpfung und Zuversicht mitschwangen. Ilse Saatkamp stimmte musikalisch darauf ein und begleitete an Piano und Akkordeon die Gemeinde beim Gesang der wunderbar ausgewählten Lieder.

Im Kloster Gravenhorst lässt sich das Spannungsfeld zwischen Kirche und Kunst auf wohltuende Art und Weise erleben. Der ehemals sakrale Ort hat sich zu einem zukunftsorientierten Erfahrungsraum für zeitgenössische Kultur entwickelt. Für die aktuelle Ausstellung „Winterlicht – Raumzeichnungen“ schuf Susanne Rottenbacher aus Berlin drei verschiedene Installationen aus Plexiglas, LED-Schläuchen und prismatischen Folien. Obwohl die Materialien sehr technisch sind, entfalten sie im Gleichklang von Licht und Raumarchitektur ein sinnenfrohes Erlebnis. „Lichtkunst an einem sakralen Ort zu präsentieren, liegt auf der Hand“, erklärte Berit Gerd Andersen. Licht sei ein zentrales religiöses Symbol, nicht nur im Christentum, betonte die Kuratorin der Ausstellung und Leiterin des Kunsthauses.

In dieser eindrucksvollen Atmosphäre erlebten etwa 100 Besucher einen sehr persönlich gestalteten Gottesdienst. Für ihre Auslegungen der Kunstwerke hatten sich die Pfarrer intensiv mit den Werken beschäftigt und betrachteten sie aus verschiedenen Blickwinkeln. „Das Licht kommt um die Ecke geschossen, es ist in Bewegung, zieht Kurven und Schleifen“, so Professor Ammermann. Er hatte aus seinen Empfindungen zudem ein Musikstück komponiert, dem unter Bezug auf Mariä Lichtmess noch etwas Weihnachtliches innewohnte und das die Herzen der Zuhörer tief berührte. In der Bibel sei viel vom Licht Gottes die Rede, das niemand ertragen könne. „Im Blick auf Jesus erkennen wir, was sich in diesem Licht an Farben, Klang, Ton und Wunder zeigen kann“, stellte Pfarrer Ammermann fest. Er ging zudem noch auf die Frage ein, ob in der kirchlichen Sprache das Licht Gottes verharmlost, dessen Gefährlichkeit vergessen wird. Sein Musikstück stehe mit Bild und Klang dafür, dass die Liebe Gottes uns sehend und hörend machen will, uns fühlen, schmecken, empfinden lässt, erläuterte er den Gottesdienstbesuchern.

Christoph Winkeler machte anhand der Figur eines Gartenzwerges deutlich, wie sich der Blick auf das Leben je nach Standort ändert. „Dies gilt auch für Gott, wir kennen ihn nie ganz“, sagte Christoph Winkeler. Er zeige sich in verschiedenen Seiten, als Barmherziger, wie als Richter. Die Lichtinstallationen müsse man sich ebenfalls erlaufen, um alle Facetten aufzunehmen. Dann könnten sie helfen, Gott und den Menschen auf die Spur zu kommen, so der Pfarrer. Er bezog sich auf die Geschichte des Propheten Simeon aus dem Lukasevangelium, der im Tempel von Jerusalem Jesus als den verheißenen Messias erkannte.

Das anschließende Künstlergespräch moderierte Dr. Jörg Biesler, Kulturredakteur des WDR. Sie sei fasziniert von Räumen, jeder habe für sie eine eigene Persönlichkeit, erklärte Susanne Rottenbacher. Die drei Konstruktionen hatte sie extra für das Kloster erarbeitet. Das starre Material strahle eine enorme Dynamik aus, scheine ständig in Bewegung, empfand Dr. Biesler. Viele Fragen aus dem Publikum an die Künstlerin, die Pfarrer und die Kuratorin zum „Making of“, der Hängung, den Werkstoffen oder zur Funktion der Lichtbänder zeugten von dem großen Interesse. Noch bis zum 23. Februar ist Gelegenheit, sich selbst ein Bild von der außergewöhnlichen Installation „Winterlicht“ zu machen. Das Kunsthaus befindet sich in der Klosterstraße 10 in Gravenhorst, einem Ortsteil von 48477 Hörstel im Kreis Steinfurt.

Text: Brigitte Striehn

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