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„Sein Wort will helle strahlen“ – Ein bewegender Abend im Gedenken an Hanni und Jochen Klepper

Es war eine sehr nachdenkliche Veranstaltung, die die Besucher der Bodelschwingh-Kirche in Lengerich-Wechte am vergangenen Samstag erlebten. Anlässlich des 81. Jahrestages der Reichspogromnacht hatte die Kirchengemeinde zu einem musikalisch-literarischen Abend eingeladen. Unter dem Motto „Sein Wort will helle strahlen“ schaute Pastor Jörg Oberbeckmann (Wersen-Büren) auf das tragische Schicksal der Eheleute Jochen und Hanni Klepper zurück.

Die Liebesgeschichte zwischen dem bekennenden Protestanten und der eher glaubensfernen Jüdin, die sich 1929 in Berlin kennenlernten, zwei Jahre später heirateten und als „gemischtes“ Paar dann mehr und mehr ins Blickfeld der Nazis rückten, lässt für Oberbeckmann Parallelen zur heutigen politischen Lage in Deutschland zu. Der Überfall auf die Hallenser Synagoge vor einigen Wochen sei ein Zeichen dafür, dass Judenhass immer wieder Wirklichkeit werden könne.

Als musikalische Verbildlichung des Lebens- und Leidensweges erklingen im Laufe des Abends sechs Lieder, die Klepper während der NS-Zeit getextet hat. Esther-Sophia Kantor singt sie mit glockenhellem Sopran und wird dabei mal von Stefanie Bloch virtuos mit der Oboe begleitet, die wie kein anderes Instrument den Zwiespalt zwischen Hoffnung und Verzweiflung auszuloten imstande ist, mal begleitet sie sich selbst mit der böhmischen Harfe. Das akzentuierte Orgelspiel Ulrike Lausbergs trägt all dies und verleiht ihm den Anklang einer überirdischen Erhabenheit.

Ob das adventliche „Die Nacht ist vorgedrungen“ oder das Morgenstück „Er weckt mich alle Morgen“ - die Texte Kleppers zeichnen sich bei aller vordergründigen Schwermut durch die stete Präsenz tiefen Gottvertrauens aus. Allesamt sind es Lieder, die mittlerweile zu Klassikern im Evangelischen Gesangbuch geworden sind. Als dicht und fromm bezeichnet Oberbeckmann die Texte, als zeitdiagnostische Werke, die sich schon damals gegen den barbarischen Lärm der Straße gerichtet hätten. „Wir müssen alle Zeit achtsam sein“, fordert Oberbeckmann und verweist auch auf christlichen Antisemitismus, etwa bei Martin Luther. „Antisemitismus tötet immer zuerst den christlichen Glauben“, ist er überzeugt.

Mit Glaubensproblemen hatte auch Jochen Klepper zu ringen, doch bleibt er Gott auch in der schwersten Zeit treu. „Wir können nicht zweifeln, können vom Glauben nicht los“, notierte er kurz vor seinem Tod in sein Tagebuch. Da er keine Ausreisegenehmigung für seine Familie erhält, begeht er zusammen mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter 1942 Selbstmord – womit wahrscheinlich alle einem noch schlimmeren Schicksal entgehen. Einem Schicksal, dem etwa der Theologe Dietrich Bonhoeffer nicht entgangen ist. Zu Ehren des in den letzten Kriegstagen Ermordeten erklingt zum Abschluss des Abends das bekannte, 1944 im Konzentrationslager verfasste Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Die darin zum Ausdruck kommende Zuversichtlichkeit des christlichen Glaubens auch in dunkelster Stunde ist das Hauptgesprächsthema der anschließenden Diskussion unter den sichtlich bewegten Besuchern.

Text: Dario Sellmeier

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