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„Tecklenburger Bekenntnis“ gilt als Vorform der "Barmer Theologische Erklärung"

„Die befreiende Wahrheit Gottes bekennen – Karl Barths Theologie als Ermutigung zum Christsein“, überschrieb Alt-Superintendent Hans Werner Schneider den Vortrag, den er im Rahmen des Begleitprogramms zur Wanderausstellung „Gott trifft Mensch“ in der evangelischen Kirche in Lengerich-Hohne hielt.

Vor zwei Dutzend Besuchern skizzierte er nicht nur das Leben des streitbaren Theologen und dessen Bedeutung für den Kirchenkampf in den frühen Jahren der NS-Diktatur, sondern begab sich auch auf die Spuren der sieben mutigen Pastoren aus dem Kirchenkreis Tecklenburg, die im Sommer 1933 das „Tecklenburger Bekenntnis“ formulierten. Der Referent beschrieb das Thesenpapier der Pastoren Papst aus Kattenvenne, Schmitz aus Ladbergen, Smend und Wilkens aus Lienen, Brandes aus Hohne, Rübesam aus Lengerich und Thiemann aus Tecklenburg als Vorform für die „Barmer Theologische Erklärung“ (BTE), die Karl Barth und andere Mitglieder eines Arbeitsausschusses verfassten und die im Mai 1934 von der ersten Barmer Bekenntnissynode als verbindliches Bekenntnis aller reformierten, lutherischen und unierten Mitgliedskirchen der Deutschen Evangelischen Kirche angenommen wurde. Sie gilt als theologisches Fundament der Bekennenden Kirche.

Schneider hob hervor, wie klar die jungen Pfarrer die Situation bereits im Sommer 1933 erkannt und benannt hätten. Die Kreissynode in Ibbenbüren hatte dem Tecklenburger Bekenntnis zwar einstimmig zugestimmt, aber keinen Beschluss gefasst. Hans Werner Schneider enthielt sich der Spekulation, was geschehen wäre, hätte die Synode das Papier tatsächlich beschlossen.

Er hatte es wohl geahnt, dass seine Vortragszeit für eine vertiefende Betrachtung der sechs Thesen der Barmer Erklärung zu kurz sein würde und verteilte deshalb Kopien des Faksimiles des Originals der BTE an die Zuhörer, die sich im Nachgang damit auseinandersetzen wollten. Er ließ es sich aber nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass Barth selbstkritisch zwei Fehler eingeräumt hatte. So habe er nicht nur bedauert, dass in der fünften These über Recht und Frieden das Wort „Freiheit“ fehle, sondern auch damit gehadert, dass „Barmen zu der Verfolgung jüdischer Menschen“ geschwiegen habe. „Warum haben wir das nicht deutlich gemacht?“ zitierte der Referent den Theologen Barth.

Deutlich und mutig widersprochen hatten die Verfasser der BTE hingegen dem Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie in kirchliche Belange. Entschieden wandte sich Barth gegen die „Deutschen Christen“, die es sich auf die Fahne geschrieben hatten, die evangelische Kirche im Sinne der NS-Ideologie politisch zu instrumentalisieren. „Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben“, lautet in der Barmer Erklärung die erste „evangelische Wahrheit“, zu der sich Karl Barth und seine Mitstreiter „angesichts der die Kirche verwüstenden und damit auch die Einheit der Deutschen Evangelischen Kirche sprengenden Irrtümer der Deutschen Christen und der gegenwärtigen Reichskirchenregierung“ bekannten.

Schneider sieht in dem Bekenntnis von Barmen den „Ruf nach vorwärts“, einen Impuls, wie Gottes befreiende Wahrheit bekannt werden kann. „Einfach nicht so viel Angst haben“, habe Barths Devise gelautet.

In der Diskussion nach Schneiders Ausführungen ging es auch um die aktuelle politische Situation. Der pensionierte Velper Pastor Horst-Dieter Beck empfahl mit Blick auf rechte Strömungen, „sehr wachsam zu bleiben“ und sich der Frage zu stellen, was „wir als Kirche heute dazu zu sagen haben“.

Text: Dietlind Ellerich

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