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Wie Gott tröstet - Hausandacht zum Sonntag Lätare

Hier lesen Sie eine Hausandacht von Pfarrerin Miriam Seidel, Kirchengemeinde Lienen.

Einige Gedanken vorweg:
Auch wenn wir nicht gemeinsam in der Kirche Gottesdienst feiern können, sind wir im Gebet und durch unseren Glauben miteinander verbunden. Daraus möge uns in dieser Zeit Kraft erwachsen. Suche Dir für die Hausandacht einen Ort, der für Dich geeignet ist. Du kannst diese Andacht allen oder gemeinsam mit Familienmitgliedern feiern. Schalte alle Geräte auf lautlos, die Dich stören könnten.

Wenn Du eine Kerze hast, stelle sie auf einer sicheren Unterlage auf und halte Streichhölzer oder ein Feuerzeug bereit. Vergiss nicht, nach der Andacht die Kerze wieder zu löschen.

Zünde zu Beginn der Andacht die Kerze an.

 

Andacht:


∞ Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Meine Hilfe und mein Schutz kommen von Gott, der Himmel und Erde gemacht
hat, der Bund und Treue hält und der niemals preisgibt, was er geschaffen hat.


∞ Gebet:
Barmherziger Gott
es ist ganz ungewohnt, hier zu Hause Gottesdienst zu feiern.
Ich weiß: Egal, wo ich bin, Du bist bei mir und bei allen, die nach dir fragen.
Gott, vieles verunsichert mich in diesen Tagen. So etwas habe ich noch nicht erlebt.
Manches macht mir Angst, anderem sehe ich gelassen entgegen.
Mit allem, was ich fühle, bin ich nicht allein: Du kennst mich.
Lass mich in dieser Zeit der Stille Kraft tanken und Hoffnung schöpfen.
Sei Du mir mit Deiner tröstenden Geistkraft nahe.
Amen.


∞ Impuls: „Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten“

Selten erleben wir die Passionszeit wirklich als Leidenszeit. Zumindest nicht im
Alltag. Dieses Jahr ist das anders. Jetzt befinden wir uns wirklich auf einer Durststrecke.
Unser Leben geht nicht seinen gewohnten Gang. Was selbstverständlich
war, erkennen wir nun als kostbare Güter: unsere Freiheit, uns nach Lust und Laune
im Heimatort zu bewegen, Familie und Freunde zu besuchen, nach Herzenslust
einzukaufen, zu arbeiten, zur Schule zu gehen, durch die Welt zu reisen.

Wir suchen neu nach dem, was im Leben wichtig ist. In all der Unsicherheit machen
wir auch schöne Erfahrungen, nämlich dass Menschen sich umeinander
kümmern, dass Fremde einander Hilfe anbieten, dass die Natur beginnt, sich zu
erholen.

Und doch sehnen wir uns nach Normalität. Es begleitet uns die Frage, wie lange
dieser Ausnahmezustand noch anhält. Bei allen Expertenmeinungen kann uns
letzten Endes niemand eine zuverlässige Antwort darauf geben.

Die Durststrecke, die unser Land und Menschen weltweit erleben, wird für die
Eine oder Andere auch zu einer Durststrecke des Glaubens. Sie fragen sich: Wie
kann das sein? Wo ist Gott, wenn Menschen sterben?

Die Passionszeit gibt uns heute keine Antwort auf unser „Warum“. Aber sie zeigt
uns, wo Gott ist, nämlich mittendrin. Gott ist im Leiden, in der Ungewissheit,
selbst im Zweifel. So kann der Glauben auch zu einer Oase in dieser Wüstenzeit
werden. Bei allem, was uns verunsichert, bleibt Gottes Versprechen: Ich bin bei
auch alle Tage, bis ans Ende der Welt. (Mt 28,20)

Diese Worte trösten mich. Trost ist nicht die Abwesenheit von Not und Sorgen.
Getröstet zu sein heißt, zu erfahren, dass ich nicht allein bin. Trost gehört daher
zu den Erfahrungen des Lebens, die ich mir nicht selbst geben kann.

Ich möchte mich von Gott trösten lassen. Der Prophet Jesaja sagt, dass Gott uns
lieb hat und uns tröstet, so, wie es eine Mutter tut.

Denn so spricht Gott:
Ich breite Frieden aus wie einen Strom und den Reichtum der Völker
wie einen überschäumenden Bach. Ihr werdet auf der Hüfte getragen und auf den Knien
geschaukelt werden. Wie eine Mutter tröstet, so will ich euch trösten!

(Jes 66, 12-13)

Wir sind es gewohnt, dass wir uns selbst helfen können. Doch zur Zeit ist das nur
in begrenztem Umfang möglich. Neben der Einhaltung der Hygienevorschriften
und Präventionsmaßnahmen sind wir vor allem darauf verwiesen, abzuwarten
und zu Hause zu sein. Mir tut es gut, wie ein Kind darauf zu vertrauen, dass Gott
für mich sorgt, wo ich an meine Grenzen stoße. Das Bild von Gott als Mutter, die
ihr Kind liebevoll auf dem Schoß wiegt, ist für mich tröstlich. Es gibt mir ein sicheres
Gefühl der Heimat. Gerade jetzt, wo wir Berührungen vermeiden müssen, wo
körperlicher Kontakt mit Menschen, die mir sonst gut tun, eingeschränkt ist, kann
ich mich gut in dem Bild von Gott als der tröstenden Mutter wiederfinden. Traurigkeit
und Sorge, Leid und Tod sind keine gottverlassenen Orte und deshalb
sind es auch keine trostlosen Orte. Gott tröstet uns, wie eine Mutter tröstet.

Unser Leid – sei es ein ganz persönliches oder dieses Eine, was uns alle betrifft,
reden wir nicht klein. Es ist schlimm, wenn Menschen in Angst leben. Unsagbar
schmerzhaft ist es, wenn ein geliebter Mensch stirbt. Trost tut nicht so, als sei das
Leid nicht da. Aber ich hoffe, dass Gottes Trost und seine Liebe zu mir stärker
sind als Leid und Tod.

Heute ist noch nicht Ostern. Aber ich will darauf vertrauen, dass ich jeden Tag im
österlichen Licht lebe. Mit dem Titel „Lätare“, was so viel heißt wie „Freue dich“,
markiert der heutige Sonntag einen Einschnitt in der Passionszeit. Ein wenig Osterfreude
verkündet er uns. Während die liturgische Farbe der Passionszeit Violett
ist, trägt dieser Sonntag die Farbe Rosa, denn das Weiß der Osterzeit mischt
sich hinein. Der Sonntag Lätare ist eine Oase in der Passionszeit.

Mögen diese Minuten der Besinnung und der Stille für uns alle in dieser außergewöhnlichen
Zeit zu einer Oase werden.
Amen.


∞ Lied (zum Singen oder Sprechen): In dir ist Freude, in allem Leide (EG 398)

In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben, du der wahre Heiland bist;
hilfest von Schanden, rettest von Banden.
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halleluja.
Zu deiner Güte steht unser G’müte, an dir wir kleben im Tod und Leben;
nichts kann uns scheiden. Halleluja.

Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod;
du hast’s in Händen, kannst alles wenden, wie nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren
mit hellem Schalle, freuen uns alle zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren und triumphieren,
lieben und loben dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.


∞ Fürbittengebet

Barmherziger Gott, ich bete für alle, die verunsichert sind und Angst haben, dass
sie besonnen das Notwendige tun und niemanden gefährden.
Ich bete für alle, die im Gesundheitswesen tätig sind und sich mit großem Einsatz
um die Kranken kümmern, dass sie selbst gesund bleiben und nicht den Mut verlieren.
Ich bete für die politisch Verantwortlichen in unserem Land, dass sie mit Augenmaß
und Verantwortung weiterhin mutige Entscheidungen zum Wohl aller Menschen
treffen.

Ich bete für alle, die um ihre berufliche und wirtschaftliche Existenz bangen, dass
sie Wege durch die Krise finden und in der Notlage Hilfe bekommen.
Ich bete für die Menschen, die mit dem Corona-Virus infiziert wurden, dass sie
heil werden.

Ich bete für uns alle, die wir mit einer solchen Situation noch nie konfrontiert waren:
Stärke unter uns den Geist des gegenseitigen Respekts, der Solidarität und
der Fürsorge. Hilf, dass wir innerlich zusammenrücken. Stärke in allen die Fantasie,
Wege zu finden, uns gegenseitig zu ermutigen und zu unterstützen.
Amen.


∞ Mit den Schwestern und Brüdern aus unserer Gemeinde und in der ganzen Welt
sind wir in dem Gebet verbunden, das Jesus uns geschenkt hat:

Vater Unser im Himmel, geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

∞ Was auch geschieht, Gottes Segen begleitet uns auf allen Wegen:

Gott segne uns und behüte uns,
Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig,
Gott erhebe sein Angesicht auf uns und schenke uns und seiner Schöpfung
seinen Frieden.
Amen.


Pfarrerin Miriam Seidel

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Erstellungsdatum: 22.03.2020