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Atelier-Workshop in Kloster Bentlage schafft Raum für inspirierendes Arbeiten zu biblischem Thema

„Das Kloster Bentlage hat uns Künstler*innen als Ort mit seinem besonderen Licht inspiriert“, ist sich Thomas Hugo sicher. Wenn ich zu Hause gemalt hätte, wären sicher andere Motive entstanden“. Er ist einer von fünf Künstler*innen, die sich in einem Atelier-Workshop mit dem Thema „Mahl der Völker“ nach dem Bibeltext aus Jesaja 25, 6-8 auseinandersetzen und es verbildlichen.

In der Bibelstelle heißt es, dass sich einst alle Völker um den Tisch des Herrn versammeln werden. Eine Zeit des Friedens und der Herrschaft Gottes wird anbrechen. Im Mahl, im gemeinsamen Essen, finden Menschen in unterschiedlichen Gruppen und Zusammenhängen zusammen. Als Beispiel steht das Abendmahl, zu dem Jesus vor seiner Verurteilung die Jünger*innen versammelte. Zentrale Aspekte des Projekts sind die Themen „Mahl“ und „Völkerbegegnung“.

Eingeladen zu diesem Workshop hatten Pfarrer Dr. Norbert Ammermann, Kulturbeauftragter des Ev. Kirchenkreises Tecklenburg, Pfarrer Dr. Thorsten Jacobi, Schulreferent der Ev. Kirchenkreises Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken und Dr. Heike Plaß, Ev. Erwachsenenbildung im Ev. Kirchenkreis Münster. Der Workshop findet vom 17. – 21. Mai statt.

Am Montag, 17. Mai, dem ersten Tag des Workshops, kamen die Künstler*innen, die aus ganz NRW anreisten, in Rheine-Bentlage an. „Ich war am Montag froh, nach einem Arbeitstag im Büro, abends die Farbe auf die Leinwand bekommen zu haben, freut sich Künstler Ralf Margott. „In meinen Bildern geht es darum, dass beim gemeinsamen Essen Gemeinschaft entsteht. Das haben wir selbst bei den gemeinsamen Mahlzeiten erfahren“. Künstler Thomas Hugo hat ein Tafelbild entwickelt, das als Speisetafel gedacht ist. „Ich bilde darauf auch Gedanken und Ornament-Details wie die Stuck-Decken des Klosters ab und setze die Zeichnungen in einer Collage zusammen“. 

Farbenfrohe Acrylbilder laden auf Staffeleien in den historischen, stuckgeschmückten Ateliers auf weiter Fläche zum Verweilen und Näherhinsehen ein. „Es kann keinen Frieden geben, solange nicht alle Menschen genug zu essen haben“ meint Künstlerin Anne Deifuß. Ihr abstraktes Bild stellt die Ungleichheiten der Welt dar. Dirk Heckmann arbeitet an einer Installation, über der eine Hand nach der Himmelsdecke greift und diese anhebt. „Es geht mir dabei darum, Gott zu entdecken“ meint er. Und er ist sich sicher, dass jeder/jede Künstler/-in einen anderen Zugang zum Thema hat. Ilona Felizitas Hetmann, Künstlerin aus Unna, arbeitet an zwei Exponaten. „Neben dem abstrakten Acrylbild entwickele ich einer Skulptur, unter deren Mantel viele Menschen vereint sind. Darunter werde ich einen Tisch mit Gaben anordnen“ sagt sie.

Die Künstler*innen übernachten auf dem weiträumigen Gelände in zwei Häusern. Jeden Tag findet eine Testung statt. Sie sind mit den Initiator*innen im globalen Diskurs zum Thema der Ausstellung. „Wir wollten mit diesem besonderen Atelier-Workshop ein Kulturprojekt starten, an dem nicht nur kirchliche Beteiligte mitwirken“ betont Norbert Ammermann. Er ist froh, dass mit dem Kloster Bentlage ein attraktiver Tagungsort gefunden werden konnte. Unterstützung des Projekts fand er bei Jan-Christoph Tonigs, dem Künstlerischen Leiter der kulturellen Begegnungsstätte. „In der Planungsphase habe ich Dr. Heike Plaß und Dr. Thorsten Jacobi angesprochen“, so Norbert Ammermann. Beide seien gleich interessiert gewesen, berichtet er. „So haben wird das Atelier-Projekt gemeinsam mit Jan-Christoph Tonigs entwickelt. Und Dr. Heike Plaß ergänzt: „Das Ausstellungsprojekt ist für mich das Highlight beim Atelier-Workshop. Mit den Künstler*innen zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie eine Ausstellung entsteht, dies mache den Reiz des Projekts aus, „work in process“ sozusagen“. Der Kern entwickele sich. „Als ich am Montag ins Atelier kam, hatte ich das Gefühl, der Raum sei einmal explodiert“ meint Jan-Christoph Tonigs schmunzelnd. Die Künstler*innen haben die sehr cleanen Salons des Klosters in ein wildes Atelier verwandelt“ berichtet er. Ich bin immer wieder reingekommen und habe die Arbeitsfortschritte gesehen. Da war ich wirklich erstaunt, mit welcher Intensität die hier gearbeitet haben“.

Die Exponate werden in einer Ausstellung im Oktober gezeigt

Von Erntedank (3. Oktober) bis zum 14. Oktober 2021 werden die Exponate im Kloster Bentlage ausgestellt werden. Rund um die Ausstellung „Mahl der Völker“ rankt sich ein vielfältiges Begleitprogramm mit Veranstaltungen wie u.a. einem Kochevent mit Einheimischen und Geflüchteten „Das jüngste Gericht“, einer Lesung zum Thema „Foodamentalismus“ und einem virtuellen Abend um die Völkerbegegnung in Musik und Pantomime.

Schulreferent Dr. Thorsten Jacobi hat ev. Religionslehrkräfte der Klassen 7-10 aufgerufen, sich mit einem selbst gefertigten Kunstwerk an der Ausstellung zu beteiligen. „Gedacht ist an gestaltete Tischplatten, die unter Anleitung des Holzkünstlers Hugo Langner aus Lienen angefertigt werden“ berichtet er. Die Tischplatten sollen das Ergebnis eines Planspiels wiedergeben, das zuvor im Ev. Religionsunterricht stattgefunden hat. Die gestalteten Tischplatten werden in der Ausstellung im Oktober gezeigt. Es geht dabei darum, Mahlzeiten für die eigene Schulmensa auszuwählen. „In unserer Zeit ist es nicht einfach, Menschen mit unterschiedlichen Essgewohnheiten und Ernährungsstilen an einen Tisch zu bekommen. Kluge Lösungen, mitunter auch Kompromisse und Zugeständnisse sind gefragt, wenn das Miteinander keinen Schaden nehmen soll“ meint der Schulreferent. Es gehe ums Problematisieren und Aushandeln, auch um den kritischen Blick auf „Foodamentalismen“ vor dem Hintergrund der biblischen Hoffnung, dass am Ende alle Völker an einen Tisch gebeten werden.   

Vernissage am 3. Oktober

In einer Vernissage wird den Besucher*innen das biblische Mahl der Völker sowohl theologisch als auch lebenspraktisch nahegebracht. Der Einführungsvortrag bietet eine Vermittlung zwischen dem der Ausstellung zugrunde liegenden Bibeltext und den daraus hervorgegangenen Kunstwerken. Die Vernissage findet am 3. Oktober um 11 Uhr im Kloster Bentlage, Bentlager Weg 130, in Rheine statt. Referent*innen sind: Andre Ost, Superintendent Ev. Kirchenkreis Tecklenburg und Dr. Heike Plaß. Anschließend folgt eine Einführung in die Werke, ein Rundgang durch die Ausstellung und ein Austausch in Gesprächen mit den Kunstschaffenden.

Das komplette Begleitprogramm zur Ausstellung finden Sie unter dem Foto zu diesem Bericht. 

Text: Christine Fernkorn

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