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Ausgiebiges Zwerchfell-Training mit Kerim Pamuk

„Ich komme aus Hamburg, bin Türke, aber sehr nett“, stellt Kerim Pamuk gleich zu Beginn des Abends klar. Der Kabarettist und Autor ist auf Einladung der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg und der evangelischen Kirchengemeinde Westerkappeln ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus gekommen. Sein Ruf als gern gesehener Gast im „Quatsch Comedy Club“ scheint ihm vorausgeeilt zu sein.

Knapp 100 Besucher sitzen im großen Saal und warten gespannt aufs Zwerchfell-Training. Damit lässt es Kerim Pamuk aber nicht bewenden. Er fordert auch die grauen Zellen seines Publikums.

Zwar gibt es türkische Ostfriesen-Witze zum Aufwärmen, aber Pamuks Humor ist subtiler und auch in längeren lingualen und anderen Exkursen zu den Reizthemen unserer Gesellschaft höchst kurzweilig und unterhaltsam.

„Kiffen, Kaffee und Kajal“ heißt Pamuks neues Buch, in dem er „Eine kurze Geschichte von allem, was uns lieb und orientalisch ist“ erzählt und mit einer Reihe von Vorurteilen aufräumt. Denn ob Schach, Pasta oder Sofa, vieles was in der deutschen Sprache gang und gäbe ist, hat seinen Ursprung im Orient.

Genüsslich seziert der Autor Wörter wie Algorithmus, Alkohol, Marzipan, Papagei, Sofa oder Zucker und führt sie auf ihre Ursprünge zurück. Arabische, aber auch persische, griechische, indische Einflüsse, zuweilen „als Italienisch oder Französisch getarnt“. „Da übernimmt man als weltoffener Deutscher die französische und italienische Lebensart … und bekommt Arabisch untergejubelt. Unerhört!“, führt Pamuk aus.

Auch die Kaffeebohne bekommt ihr Fett weg. Und mit ihr „sündteure Espressomaschinen“, individuelle Mahlgrade, Unmengen von Alu-Müll produzierende Pad- und Kapsel-Geräte und die unendliche Vielfalt der Kaffeebars nach amerikanischem Vorbild.

„Optimal erleuchtet“ heißt das Kapitel, in dem der Autor sich den „Sonnengruß“ und andere Yoga-Übungen vorknöpft. „Erlösung durch Jesus war gestern, Erleuchtung durch Yoga ist heute“, beschreibt er süffisant den Stellenwert.

„Im Mittelalter“ macht Kerim Pamuk ebenfalls Station. Als Endvierziger in der Mitte des Lebens angekommen hat er sich für die zweite Hälfte einiges vorgenommen. Schon heute ist er voller Vorfreude auf die Zeit, wenn er mit dem Rollator an der Supermarktkasse stehen und „passend“ in bar bezahlen darf oder wenn sich die Fürsorge umkehrt und seine drei Kinder sich um ihn kümmern müssen. „Ich freu mich drauf“, versichert er nachdrücklich.

Adelheid Zühlsdorf-Maeder, die den Auftritt für die Erwachsenenbildung organisiert hat, und Pastor Olaf Maeder waren begeistert von der Resonanz auf das Angebot und von der Notwendigkeit, immer mehr Stühle heranschleppen zu müssen.

Text: Dietlind Ellerich

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