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„Das gesellschaftliche Klima in der Flüchtlingsfrage wird merklich rauer“

Westerkappeln. „Das gesellschaftliche Klima in der Flüchtlingsfrage wird merklich rauer “, so Superintendent André Ost zur Eröffnung der Sommersynode des Ev. Kirchenkreises Tecklenburg am 2. Juli. Es habe den Anschein, als müssten sich weniger diejenigen erklären, die sich an konkreten menschlichen Schicksalen uninteressiert zeigen und den harten Abschiebekurs fahren, als vielmehr diejenigen, die sich noch zuwenden und Hilfe leisteten, kritisierte er.

 “Es ist viel von Überforderung und Ängsten die Rede, wenig von Integration und den Ursachen, die dazu führen, dass ich Menschen überhaupt auf den beschwerlichen Weg gemacht haben, um bei uns Schutz und Perspektive zu finden“ betonte er. Da, wo man sich wirklich auf die Menschen einlasse und sich die Mühe mache, sie kennenzulernen, gebe es Verständnis und den Willen zur Unterstützung.  In diesem Zusammenhang hob er das hohe Engagement des Synodalbeauftragten Pfarrer i.R. Reiner Ströver, das beachtliche Engagement der Kirchengemeinde Schale und vieler Gemeindegruppen, die sich für Flüchtlinge engagieren hervor. Die Erwachsenenbildung biete Kurse für Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe mit guter Resonanz an und leiste wertvolle Beiträge zur politischen Bildung.

Gottesdienst zur Eröffnung der Synode

Eröffnet wurde die Synode mit einem Gottesdienst in der Ev. Stadtkirche Westerkappeln, in dem Pfarrer Dr. Dirk Schinkel die Predigt hielt. Im Rahmen des Gottesdienstes führte Superintendent André Ost Arnd Rutenbeck in sein Amt als Geschäftsführer des Verbunds Evangelischer Kindertagesstätten im Ev. Kirchenkreis Tecklenburg ein. Arnd Rutenbeck ist seit dem 1. März 2018 als Geschäftsführer im Kirchenkreis tätig und für 28 Kindertagesstätten im Verbund zuständig. Außerdem verabschiedete der Superintendent Pfarrerin Elizabeth von Francois. Die namibische Pfarrerin und Ökumenische Mitarbeiterin der ELCRN (Evangelical Lutheran Church in the Republic of Namibia) war fünf Jahre in der Ev. Kirchengemeinde Lengerich tätig und wird im Juli wieder in ihr Heimatland zurückkehren. Derzeit befindet sich eine Gruppe aus den Kirchenkreisen Wesel und Tecklenburg auf einer Partnerschaftsreise im Partnerkirchenkreis Otiwarongo in Namibia. Dort wird ein Partnerschaftsvertrag unterzeichnet und ein Austauschprogramm für junge Frauen vorbereitet.

In Gemeinschaft leben und das Wir-Gefühl in sich tragen

„Wir müssen uns auf die Menschlichkeit zurückbesinnen“, so Annette Große-Heitmeyer, Bürgermeisterin in Westerkappeln, in ihrem Grußwort an die Synode. „Menschlichkeit bedeutet, füreinander einzustehen, hilfsbereit zu sein, sich anderen zu öffnen“. Es bedeutet eben auch, Gemeinschaft zu leben und diese Gemeinschaft am Leben zu erhalten, betonte sie. Das, was aktuell in Westerkappeln, in Deutschland und auf der ganzen Welt geschehe wie Körperverletzungen, Brandstiftungen, Drogenhandel sei fernab von jedem starken „Wir-Gefühl“. Der Gemeinschaftsgedanke müsse wieder in den Fokus gerückt werden, so die Bürgermeisterin weiter. Jedermann habe seinen Beitrag dafür zu leisten. Doch dies bedeute nicht, unqualifizierte Posts in den sozialen Netzwerken abzugeben, auf politischer Bühne blanken Populismus zu propagieren oder Kreuze in Amtsstuben aufzuhängen, kritisierte sie. „Jeder Mensch sollte begreifen, dass er Teil der Gemeinschaft ist und individuell Verantwortung trägt“, meinte sie. Doch es brauche jemanden, der der Gesellschaft endlich die Augen öffne. Sie rief Staat und Kirche dazu auf, sich wieder der gesellschaftlichen Verantwortung bewusst zu werden. Dazu gehöre es, in Gemeinschaft zu leben und das „Wir-Gefühl“ in sich zu tragen.

Kirchenkreis Tecklenburg hat eine Vorreiterrolle in der Landeskirche

„Sie als Vertreter des Kirchenkreises können heute Frucht bringen für Andere“, so Landeskirchenrätin Barbara Roth (EKvW). Es gehe darum, in solidarischer Gemeinschaft des Kirchenkreises in die Zukunft zu gehen. „Der Kirchenkreis Tecklenburg hat eine Vorreiterrolle in der Landeskirche“ betonte sie. Dies sehe man beispielsweise an den Entwicklungen im Arbeitskreis Pfarrstellenplanung und im Arbeitskreis „Sexualisierte Gewalt“, und damit der Entwicklung eines Schutzkonzepts. „Unsere landeskirchlichen Anregungen wurden angenommen“ freute sie sich. „Wir leben zwischen Skepsis vor unsicherer Zukunft und Freude vor der verheißenen Zukunft“ so Barbara Roth weiter. „Wir haben Bewegung nötig“, so Roth weiter. Nun gehe es um die Frage: wie kann die kirchliche Arbeit so fortgeführt werden, dass sie dem Auftrag als Kirche dauerhaft erfüllen kann.

„Wir sind auf dem Weg der gemeinsamen Verwaltung der Kirchenkreise Münster, Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken auf einem gutem Weg. Es ist ein zielführender Prozess“ berichtete Superintendent Ulf Schlien (Ev. Kirchenkreis Münster) in seinem Grußwort. Die Grundlage der Vielfalt werde in der Gesellschaft weniger. „Solidarität zu üben, in Zeiten knapper Mittel ist eine Königsdisziplin“ machte Schlien deutlich. Solidarität finde ihren Ton im Miteinander. Wichtig sei es, zu lernen, über den Tellerrand zu sehen. Es gelte, Vielfalt als Bereicherung wahrzunehmen.

 

Neue Herausforderungen

Pfarrstellenplanung

„Es ist schon immer eine besondere Stärke des Kirchenkreises Tecklenburg gewesen, wesentliche Zukunftsentscheidungen in einem großen synodalen Konsens zu treffen“ machte Superintendent André Ost in seinem Bericht deutlich. „Wir haben uns dafür Zeit genommen und versucht, die verschiedenen Perspektiven eines Kirchenkreises mit ländlichem und städtischem Gepräge miteinander zu versöhnen“. Im Bereich der Pfarrstellenplanung werde es eklatante Abbrüche geben, so Ost weiter. Die Synodalen befassten sich schon in der Sommersynode 2017 mit diesem Thema. „Die Pensionierungen, die sich in den nächsten 10-15 Jahren im Pfarrdienst ereignen, können durch den theologischen Nachwuchs absehbar nicht mehr aufgefangen werden. Es fehlt an der nachrückenden Generation“, beklagte er. Das absolute Tief im Ausbildungssektor der Evangelischen Kirche von Westfalen sei erreicht. „Das tut unserer Kirche nicht gut“ meinte er.

„Alle Systeme, in denen Menschen zusammenwirken, leben von einem gesunden Austausch der Generationen, von frischen Impulsen und neuen Gesichtern“. Diejenigen, die übrig blieben, sähen sich einer immer größeren Belastung ausgesetzt. Es sei von Richtzahlen von 3000 bis 3500 Gemeindegliedern pro voller Pfarrstelle die Rede, bei höheren Vakanzen könnte der Wert noch höher liegen. Die Perspektive liege in größeren nachbarschaftlichen Zusammenhängen mit einer verlässlichen Vertretungsregelung. In den letzten Monaten fanden schon Regionalkonferenzen statt, in denen ein Modell für einen kollegialen Bezugsrahmen für den Gemeindedienst entwickelt wurde. Der Grundgedanke dieses neuen Nachbarschaftsmodells besteht darin, größere regionale Pfarrkollegien zu bilden, die sich aus jeweils vier bis fünf Pfarrstellen zusammensetzen. 

In einer lebhaften Diskussion befassten sich die Synodalen mit dem Modell regionaler Pfarrkollegien. Die Synodalen beschlossen, das Konzept der nachbarschaftlichen Pfarrkollegien als verbindliche Rahmen für die künftige Pfarrstellenplanung festzulegen. Zusätzlich fassten sie den Beschluss, das sogenannte „Terminstundenmodell“ umzusetzen. Dieses Modell soll den Pfarrdienst zukünftig erleichtern. Es gibt einen Orientierungsrahmen für Aufgaben- und Zuständigkeitsklärung. Es gehe in diesem Prozess um „einen neue Konzentration und eine heilsame Klärung“ betonte der Superintendent

 

Den Blick für neue Professionen öffnen

„Wir werden uns in Zukunft viel bewusster die Frage stellen, wofür wir unser Geld ausgeben. Wie viel es sein wird, wissen wir heute noch nicht“, betonte André Ost. Dies sei von Parametern wie Kirchensteuereinnahmen und Gemeindegliederzahl abhängig. Doch wenn es an theologischem Personal fehle, stellten sich ganz neue Fragen. Der Blick für neue Professionen wie Gemeindepädagoginnen und -pädagogen bzw. Diakoninnen und Diakone könne sich öffnen. Im Bereich der Gemeindepädagogen und auch in der Jugendarbeit gebe es leider auch eine Nachwuchsproblematik. Vorstellbar sei vielleicht auch ein Gemeindemanager, der sich um Bau- und Liegenschaftsfragen kümmere. Hier seien Grundentscheidungen der angemessenen Personalausstattung und der regionalen Verteilung gefragt.

Im Bereich der Kirchenmusik stehen absehbar zwei Pensionierungen von hauptamtlichen Kirchenmusikern an. In den nächsten Monaten seien perspektivische Gespräche mit den Kirchengemeinden geplant, die derzeit eine Hauptamtlichkeit in der Kirchenmusik vorhalten. Der Kirchenkreis hat den Betrag im Vorwegabzug für die Kirchenmusik auf 75.000 € erhöht, um zu der Unterstützung der vier Hauptamtlichen auch die kreiskirchliche Bläserarbeit zu fördern.

„Im Bereich der Krankenhausseelsorge an den Standorten Ibbenbüren und Lengerich wird in den nächsten Jahren zu klären sein, wie es weitergeht“ berichtete der Superintendent. Die Altenheimseelsorge werde angesichts der demographischen Entwicklung der Gesellschaft immer wichtiger. Dafür müssten noch Lösungen entwickelt werden.  

Der Verbund der Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis ist solide aufgestellt

„Der Verbund der Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis hat sich strukturell bewährt“ unterstrich Superintendent André Ost. Der Verbund wirtschaftet solide. Die Personalkosten werden in den nächsten Jahren steigen, prognostizierte er. Existenzbedrohend ist dies nicht.

Der Verbund besteht seit zehn Jahren. Auf der Geschäftsführungsebene gab es in diesem Jahr wichtige Veränderungen und Weichenstellungen: der neue Geschäftsführer Arnd Rutenbeck sorge „spürbar für Aufbruchstimmung“. Im August 2018 wird Carla Zachey die neu eingerichtete Stelle der Fachberaterin im Kindergartenverbund antreten. Zusätzlich gebe es in der Verwaltung mit Alexan-der Löw gute Unterstützung. Damit sei die Führungsstruktur des Verbands sinnvoll erweitert, so der Superintendent. Dem Verbund gehören 28 Kindertageseinrichtungen an. Auf Anregung des Kreissynodalvorstands wurde die Unternehmensberatung curacon mit einer Analyse der Jetzt-Situation und einem Vorschlag für einen Strategieentwicklungsprozess für den Verbund beauftragt. Die Synodalen wurden in einem Abschlussbericht jetzt über die Ergebnisse informiert. Darin heißt es, der Verbund der Kindertageseinrichtungen sei derzeit solide aufgestellt. Es gebe keinen Anlass zu strukturellen Veränderungen.

Pfarrer Olaf Maeder, Vorsitzender des Verbunds der Kindertageseinrichtungen im Kirchenkreis, berichtete: „Wir haben uns endlich dazu entschlossen, das Angebot der Kindertagesstätten auszuweiten“. Der Leitungsausschuss habe festgelegt, möglichst viele Stellen zu entfristen, um Planungssicherheit zu ermöglichen. „Wie gelingt es uns, Mitarbeitende zu binden?“ Diese Frage ist dem Leitungsausschuss wichtig gewesen“, so Arnd Rutenbeck, Geschäftsführer des Kindergartenverbunds. Es gibt derzeit ein Rettungspaket für die Träger. Ein weiteres Ergebnis des Berichts der Unternehmensberatung sei, dass der Leitungsausschuss gestärkt werde. „Die Kindergartenarbeit ist ein wichtiger Teil der Gemeindearbeit und öffnet die Familien“. Dieser wichtige Aspekt dürfe nicht vergessen werden.

Den Synodalen nahmen den Bericht mit Interesse zur Kenntnis. Darin wird vorgeschlagen, die Substanzerhaltungsrücklage zu stärken und ein Bewusstsein für die Unterfinanzierung gegenüber Kirchengemeinden und Kreissynode zu schaffen. Der Leitungsausschuss des Verbunds wird in Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer mit der Strategieentwicklung in den kommenden zwei Jahren beauftragt. Für kurzfristige Maßnahmen soll ein Trägerrettungspaket im investiven Bereich für Hauswirtschaftskräfte und zur Personalabsicherung genutzt werden. Die aus Kirchenkreisebene bereits vorhandene Substanzerhaltungsrücklage soll aus den Überschussmitteln des Jahres 2017 gestärkt werden. Dies gilt als wichtiges Signal der synodalen Verantwortung für den Unterhalt der Kindergartengebäude.

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