Unsere aktuellen Nachrichten auf einen Blick

Ein leidenschaftliches Plädoyer für die Demokratie - Gottesdienst zum 70. Jahrestag des Grundgesetzes

„Habt also bleibend Ehrfurcht vor Gott – und achtet die Demokratie. Was Besseres gibt es nicht im Vorletzten – also bis „zum Ende dieser Welt“, es waren eindrucksvolle Worte, mit denen Pfarrer Jörg Oberbeckmann seine Predigt beschloss. Eine „ungewöhnliche“ Predigt, wie er selbst am Abend des 23. Mai in der Bürener Friedenskirche eingestand.

„70 Jahre Grundgesetz“ waren der Anlass für einen Gottesdienst jenseits von Sonntagen und christlichen Feiertagen, für den sich das Presbyterium bewusst entschieden hatte. Dankbar war Gemeindepfarrer Oberbeckmann, dass das Gremium sein Okay gegeben und auch Superintendent André Ost keine Bedenken angemeldet hatte.

Einen weiteren Gedenktag sprach Jörg Oberbeckmann in dem Gottesdienst anlässlich eines historischen Ereignisses an. Ende Mai 1934, also vor 85 Jahren, habe die erste Barmer Bekenntnissynode die Barmer Theologische Erklärung verabschiedet, in der eine Handvoll evangelischer Christen ihre Erwartungen an den Staat formulierten und die nationalsozialistische Ideologie auf den Prüfstand stellten.

„70 Jahre Grundgesetz sind der Anlass, nicht der Grund für diesen Gottesdienst, der Grund ist Gott selber, und sein Wirken und Handeln“, betonte Oberbeckmann zu Beginn der Feierstunde. Ein Dutzend Frauen und Männer verfolgten seine Ausführungen und seine Predigt, in der er nicht nur seine Dankbarkeit für das ausdrückte, was nach 1945 entstanden sei, sondern auch ein leidenschaftliches Plädoyer für die Demokratie und die rechtliche Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland hielt.

Die ersten Artikel aus der Verfassung zitierte Oberbeckmann. Ob Menschenwürde, Menschenrechte, Gleichheit vor dem Gesetz, Religions-, Meinungs- oder Pressefreiheit, das seien starke Worte, die wichtig für unser Zusammenleben seien, kommentierte er. „Starke Worte sind das, die nicht in der Heiligen Schrift stehen, die aber 100 Prozent durch ihre Worte gedeckt sind und die ihrem Geist entsprechen“, machte er deutlich.

„Das Grundgesetz schafft einen Prozess, den es zugleich begrenzt“, führte der Gemeindepfarrer den Rechtswissenschaftler Christoph Möllers an und schlägt den Bogen zur fünften der sechs Thesen der Barmer Theologischen Erklärung. Damit erfülle das Grundgesetz die bestmögliche Funktion die einem menschlich gemachten Gesetz in der „unerlösten Welt“ zukommen und die es erfüllen könne. „Es ermöglicht Herrschaft und Machtausübung, und es begrenzt sie“, folgerte Jörg Oberbeckmann.

„Christenmenschen können nicht wollen, dass die Demokratie an ihr Ende kommt. Christen wollen, dass Endgültigkeit keine Möglichkeit wird, die im Bereich des Vorletzten, also der Gestaltung der Welt und des Zusammenlebens von Menschen und Völkern, sich verwirklichen kann“, ist Oberbeckmann überzeugt.

„In der Nachfolge Jesu arbeiten wir Christen mit an einer Welt, die offen bleibt und die menschlich ist, die Menschen gerecht wird – und das ist eine Demokratie, so wie wir sie in Deutschland haben und kennen – seit nun-mehr 70 Jahren. Gott sei Dank!“, führte er zum Ende seiner Predigt aus.

Text: Dietlind Ellerich

 

Die Predigt im Wortlaut finden Sie hier:

https://www.kirchenkreis-tecklenburg.de/fileadmin/user_upload/Predigt_70_Jahre_Grundgesetz_.pdf

 

 

Zurück