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Ein Stachel gegen die Gleichgültigkeit – Zwei Gruppen aus dem Ev. Kirchenkreis Tecklenburg beteiligen sich an Flüchtlingsprojekt NesT

Von der Hilfsbereitschaft Ehrenamtlicher lebt das Pilotprojekt „Neustart im Team“ (NesT): Mentorengruppen unterstützen vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR ausgewählte, besonders schutzbedürftige Flüchtlinge. Auch die Kirchen sind aktiv dabei. In Berlin stellte die Evangelische Kirche in Deutschland im Rahmen eines Pressegesprächs im Juli das Projekt vor.

Wie Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller (Evangelische Kirche von Westfalen, EKvW) erläuterte, gibt es mit dem NesT-Programm nach dem Vorbild der kleinen evangelischen Kirchen in Italien nun auch nach Deutschland einen „humanitären Korridor“, der den Flüchtlingen die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer erspart. „Hier kommen die von der Flüchtlingshilfe der UNO ausgewählten Flüchtlinge bereits mit einem sicheren Bleibestatus an. Sie müssen kein Asylverfahren mehr durchlaufen. Ihre Integration kann sofort beginnen“, berichtete Möller.

Zum Hintergrund:

Das Pilotprojekt ermöglicht zusätzlich zu den staatlichen Aufnahmeprogrammen die Aufnahme von zunächst 500 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen. Es ergänzt die Resettlement-Programme der Europäischen Union. Die Flüchtlingshilfe der Vereinten Nationen (UNHCR) unterbreitet dabei Deutschland anhand fester Schutzkriterien Vorschläge für Aufnahmen. Aus ihnen wählt dann das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) besonders schutzbedürftige Personen aus. Das geschieht in enger Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt, den örtlichen Botschaften und den Generalkonsulaten, die die Einreisevisa erteilen.

Allein zwei Gruppen aus dem Kirchenkreis Tecklenburg engagieren sich im Projekt

Zwei Monate nach dem Beginn des Programms NesT stehen landeskirchenweit dreizehn Mentorengruppen bereit, die besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aufnehmen werden, – zwei davon im Ev. Kirchenkreis Tecklenburg (in Schale und Mettingen). Superintendent André Ost und Pfarrer i.R. Reiner Ströver, Flüchtlingsbeauftragter des Kirchenkreises, hatten sich im Rahmen des kreiskirchlichen Runden Tisches Asyl und Integration für das Projekt stark gemacht und waren erfreut über die gute Resonanz.

„Ich möchte von dem Guten etwas an Andere zurückgeben“

Jehan Awan (31) kam 2015 auf der Flucht vor dem Krieg mit Mann und einem kleinen Kind aus Syrien nach Deutschland. Jetzt engagiert sie sich in der Ev. Kirchengemeinde Schale in Hopsten (Kirchenkreis Tecklenburg) als Mentorin. Sie möchte etwas zurückgeben von dem Guten, das sie erfuhr: „Ich war so froh, dass Deutschland mich aufgenommen hat.“ Die tatkräftige Hilfe und die menschliche Wärme, die sie erlebte, seien entscheidend dafür, dass sie sich nun hier heimisch fühlt.

Grundlage des Projekts ist das zivilgesellschaftliche Engagement

Das Besondere an NesT: Es setzt zivilgesellschaftliches Engagement voraus. Es muss sich für die aufzunehmenden Flüchtlinge jeweils eine Mentorengruppe finden, bestehend aus mindestens fünf Personen, die sich verpflichtet, finanzielle und ideelle Unterstützung zu leisten. Die Mentoren werden von einer Zivilgesellschaftlichen Kontaktstelle (ZKS) geschult und begleitet. Einer von drei Standorten dieser ZKS ist im Institut für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen in Schwerte-Villigst angesiedelt, wo ein kompetentes Team zur Verfügung.

Geplant ist die Aufnahme von 500 Personen in zwei Jahren. Das sei eine kleine Zahl und keine hinreichende Antwort auf das Versagen der europäischen Politik, aber „vielleicht ein Stachel gegen die Gleichgültigkeit, das Wegsehen“, so Ulrich Möller. Die Zusammenarbeit von Staat, Kirche und engagierten Einzelnen könne andere animieren und den politisch Verantwortlichen vor Augen führen: „Wir können etwas tun – gemeinsam.“ Die gelingende Integration führe zu mehr Akzeptanz bei jenen, die Sorge haben, dass die Integration die Gesellschaft überfordert. Dann könnten aus den 500 bald 5.000 und mittelfristig sogar 50.000 werden, so Möller weiter. „‘Neustart im Team‘ bringt die Werte zum Leuchten, auf die Europa sich gründet. Als Christinnen und Christen bringen wir damit ein, woran wir glauben und wofür wir stehen.“

Integration durch Ehrenamt fördern

In dem Programm teilen sich Staat und Zivilgesellschaft die Verantwortung dafür, dass Flüchtlinge begleitet und von Anfang an integriert werden. Die ersten Flüchtlinge treffen voraussichtlich im September ein. Die Mentoren suchen auch eine Wohnung für sie und übernehmen die Kaltmiete. Die EKvW hat das Programm maßgeblich vorangetrieben und unterstützt die Mentoren aus einem Fonds von 425.000 Euro.

Weitere Informationen zum Projekt NesT unter: https://www.neustartimteam.de/

Kontakt:

Interessenten an dem Projekt NesT wenden sich an den Flüchtlingsbeauftragten des Kirchenkreises Tecklenburg, Pfarrer i.R. Reiner Ströver, Tel.: 05451/543 534 1 oder per Mail unter stroever-pastor@t-online.de

 

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