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Global denken, lokal handeln- auch in Rheine

Seit 2012 ist Rheine Fairtrade Stadt. Im Rat wird fair gehandelter Kaffee oder Tee bei Sitzungen getrunken, in den Fairtrade Schulen wird über fairen Handel informiert, auf dem Marktplatz gibt es einen Weltladen. Aber können, die Stadt, die Schulen, die städtischen Betriebe nicht mehr tun?

Die Steuerungsgruppe der Fairtrade Stadt Rheine, in der viele kirchlich Engagierte mitarbeiten, informierte am 6. Juli 2021 Mitglieder der Ratsfraktionen und der Verwaltung, welche konkreten Maßnahmen ergriffen werden können, um in der Emsstadt die 2015 von der UN verabschiedete Agenda 2030 in die Praxis umzusetzen. In der Agenda 2030 wurden wichtige Vereinbarungen getroffen: nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion, die Bekämpfung von Kinderarbeit und Armut, sowie Maßnahmen für den Klimaschutz müssen überall gewährleistet werden.

Der Einladung der Steuerungsgruppe, in der Vertreter von Schulen, dem Handelsverband NRW, der Verbraucherzentrale, den Kirchen und Rheiner Vereinen ehrenamtlich arbeiten, über nachhaltige und faire Beschaffung in der Stadt Rheine nachzudenken und dies in die Tat umzusetzen, folgten Ratsvertreter der CDU, SPD, Grünen, FDP und Bürger für Rheine sowie aus der Verwaltung die Fachbereichsleiterin „Bauen und Planen“ Elke Jaske und Pauline Blaszczyk vom Kreis Steinfurt.

In einem Rückblick auf den Fairen Handel in Rheine verdeutlichte Kerstin Hemker (Sprecherteam, Botschafterin für Brot für die Welt im Kirchenkreis Tecklenburg) aus Sicht der Steuerungsgruppe, dass der Faire Handel heute kein Nischenthema mehr ist. „Immer mehr Menschen wollen wissen, wie ihre Produkte hergestellt wurden. Die Einhaltung der Menschenrechte und der Schutz der Umwelt wird und muss immer ernster genommen werden. Das zeigt auch die positive Aufnahme unserer Kampagne ‚FairHeiraten in Rheine‘ “. Weitere Infos: https://asw-rheine.de/

Heinz Jakob Thyssen, Umweltbeauftragter des Kirchenkreises, und erfahren in der öffentlichen Beschaffung, zeigte die Chancen einer nachhaltigen Beschaffung gerade auch in Kooperation mit dem Kreis Steinfurt und anderen Kommunen auf. Hemker und Thyssen sind auch im Ausschuss für gesellschaftliche Verantwortung des Kirchenkreises Tecklenburg aktiv. „Eine nachhaltige und faire Beschaffung ist für Kirchen und Kommunen ein wichtiges Thema der Zukunft.“

Als Vertreterin der staatlichen Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt (SKEW) in Bonn war die Projektleiterin für Fairen Handel und Faire Beschaffung Alexandra Menge der Einladung der Steuerungsgruppe ebenfalls nach Rheine gefolgt. Sie zeigte in ihrem Vortrag auf, welche vielfältigen Möglichkeiten die Servicestelle, die die Kommunen im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt, anbieten kann. „Ohne die aktive Mitwirkung der Städte und Kreise wird Deutschland die Ziele der Agenda 2030 nicht erreichen“, verwies Alexandra Menge auf die Bedeutung der Kommunen. Als Beispiel nannte Menge, dass eine Stadt z.B. festlegen könne, dass bei Pflasterarbeiten im Auftrag der Kommune nur solche Natursteine Verwendung finden dürften, die ohne Einsatz von Kinderarbeit in den Steinbrüchen abgebaut würden. Ebenso könne eine Kommune festlegen, dass Bälle für den Schulsport unter fairen Bedingungen produziert sein müssten.

Wer macht sich schon Gedanken darüber, welche Vielfalt es im Rahmen der Beschaffung von Materialien für und durch eine Kommune gibt? Die Bandbreite ist riesig, fallen doch Büromaterialien ebenso darunter wie Schutzkleidung für Feuerwehr und Rettungspersonal, Wäsche für Krankenhäuser und sonstige städtische Einrichtungen, aber eben auch Sportgeräte für Schulen, Baumaterialien, technisches Equipment, etc. Neben der Funktionalität spielen bei der Beschaffung auch soziale und ökologische Standards eine immer größere Rolle. Um nicht nur dem Preis verpflichtet zu sein, bedarf es insoweit aber einer klaren Positionierung durch die entsprechenden Vorgaben durch den Rat einer Kommune.

Aus der sich anschließenden Diskussion reifte die parteiübergreifende Erkenntnis, dass zur Entwicklung einer nachhaltigen Strategie eine genaue Analyse des Ist-Zustandes hinsichtlich der Beschaffungssituation in der Stadt Rheine nötig sei, in die alle mit Beschaffung von Materialien befasste Ämter einzubeziehen seien. Schon dabei sollten Pilotprojekte für nachhaltige und faire Beschaffung gestartet werden, waren sich alle Parteivertreter einig. Sie wollten das Fachgespräch vom 6. Juli als Auftakt verstanden wissen, das Thema in die Fraktionen zu tragen und weiter zu konkretisieren.

Kerstin Hemker fasste das von allen Teilnehmenden sehr positiv bewertete Gespräch zusammen: „Ich hoffe, dass wir in der Fairen Woche im September bereits weitere intensive Begegnungen zum Themenbereich faire und nachhaltige Beschaffung in der Stadt Rheine haben werden. Wichtig für den Erfolg dieses Projektes ist unbedingt auch die aktive Beteiligung der Zivilgesellschaft.“

 

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