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„Ich fühle mich sehr wohl in der Kirchengemeinde Lengerich“ - Dr. Jonathan Miles Robker ist Vikar in Lengerich-Hohne

Dr. Jonathan Miles Robker ist seit einem Jahr in der Kirchengemeinde Lengerich als Vikar tätig. Seit dem 1. April 2022 arbeitet er dort im Pfarrteam mit, Pfarrer Harald Klöpper ist sein Mentor. Im September 2024 wird der 42-Jährige sein Vikariat abschließen.

Öffentlichkeitsreferentin Christine Fernkorn sprach mit ihm über seine Begegnungen und Erfahrungen.

Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Jonathan Miles Robker: Die sind vielfältig. Lengerich ist eine schöne Gemeinde. Ich bin hauptsächlich in Lengerich-Hohne im Einsatz: Ich fühle mich hier sehr wohl. Es ist viel los in Lengerich. Man hat vielfältige Möglichkeiten. Im Herbst nach den Corona-Lockerungen 2022 haben wieder viele neue Angebote begonnen, nicht nur Kasualien. Von August - November 2022 fand fast jede Woche eine Großveranstaltung statt. Manche kamen nicht so gut an, manche überraschend gut. Man hat gemerkt, die Menschen haben Lust darauf, sich wieder zu begegnen.

Vielleicht berichten Sie vorab etwas von sich:

Jonathan Miles Robker: Ich komme aus dem US-Staat Louisiana, der Hauptstadt Baton Rouge. Meine wissenschaftliche Laufbahn begann mit dem Studium der Computer-Ingenieurswissenschaften an der Louisiana State University. Dann habe ich aber recht schnell die Fächer gewechselt. Ich studierte Philosophie mit dem Schwerpunkt Religionswissenschaften sowie das Fach Geschichte. Mein erstes Austauschjahr habe ich von 2000 – 2001 in Jena verbracht. Ich wollte möglichst wenig deutschsprechende Menschen dort treffen, um gut Deutsch zu lernen. Mein Studium schloss ich 2003 ab. Es folgte ein Theologie-Studium an der Duke Divinity School in Durham, North-Carolina. Hier habe ich Theologie auf Wissenschaftsebene studiert. 2006 habe ich das Studium mit dem Master of Theological Studies abgeschlossen. 2004-2005 bin ich als Austauschstudent nach Erlangen gewechselt. Nach dem Studium zog ich nach Erlangen zurück. Im März 2008 begann ich mit meiner Dissertation mit dem Schwerpunkt Altes Testament. 2011 schloss ich diese ab und wurde an der Friedrich Alexander-Uni Erlangen promoviert. Im Anschluss habe ich an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal (KiHo) gelehrt. Parallel dazu forschte ich zum Numeri-Buch im Rahmen eines Forschungsprojekt an der Uni Essen, am dortigen Institut für Theologie. Meine Habilitation habe ich von 2013 – 2018 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) geschrieben. Dort bin ich weiterhin als Privatdozent tätig mit den Schwerpunkten Text- und Literaturgeschichte, sowie Religionsgeschichte und Geschichte Israels.

In Erlangen lernte ich 2005 meine Frau kennen. Wir haben gemeinsam zwei Töchter (5 Jahre und 18 Monate).

Von April – Ende August 2022 haben Sie ein Schulvikariat absolviert. Welche Erfahrungen machten Sie in Ihrem halbjährigen „Vollzeit“-Schulvikariat?

Jonathan Miles Robker: Ja, ich bin dort an der Gesamtschule Lengerich/Tecklenburg tätig. Bei Pfarrerin Anke Blotevogel habe ich erst hospitiert und dann auch nach wenigen Wochen unterrichtet. Erst an zwei Standorten in Lengerich und Tecklenburg, jetzt nur noch in Lengerich. Zu Beginn des Präsenzunterrichts nach der Corona-Phase wussten die Schülerinnen und Schüler nicht immer, miteinander umzugehen. Sie hatten ein diverses Niveau bezüglich ihrer Sprachkompetenz und ihres Hintergrunds. Das hat alles spannend gemacht. Ich habe davon viel gelernt. Die Unterrichts-Inhalte sind ja vorgegeben. Meine stärksten fachlichen Kompetenzen kommen so leider relativ wenig zum Vorschein. Andere Kompetenzen, die gefragt sind, muss ich mir noch aneignen. Beispielsweise wenn es um das Thema Sucht geht. Dazu hatten wir einen Themenschwerpunkt im Unterricht, im Studium aber nie. Jetzt gerade absolviere ich mein „Langzeit“-Schulvikariat in der 8. Klasse. Vorher war ich in der 5.,6. und 7. Klasse tätig.      

Was macht Ihnen im Vikariat am meisten Freude?

Jonathan Miles Robker: Der Umgang mit den anderen Vikarinnen und Vikaren. Da sieht man eine gute Perspektive für die Zukunft der Kirche. Es sind alle Respektspersonen, kluge beachtliche Menschen. In unseren Vikariatskurs kommen Leute aus der der westfälischen, rheinischen, lippischen Landeskirche und auch aus der Reformierten Kirche. Auch die Herausforderungen machen mir Freude. Ein bis zweimal im Monat halte ich Gottesdienste. Mal in Lengerich-Hohne, der Johanneskirche oder der Bodelschwingh-Kirche. Am Sonntag Lätare (19. März) werde ich das erste Mal einen Gottesdienst in der Stadtkirche Lengerich halten.

Am meisten Angst hatte ich davor, agendarische Gottesdienste vorzubereiten. Ich machte mir Sorgen, dass ich es nicht kann. Ich hatte Angst, dass der Gottesdienst abläuft, ohne dass wirklich etwas geschieht, dass zwischen mir als Pfarrperson und der beteiligten Gemeinde keine Begegnung miteinander und mit Gott zustande kommt. 

Warum haben Sie sich für ein Theologiestudium entschieden?

Jonathan Miles Robker: Ich habe fast immer eine Nähe zur christlichen Religion gehabt. Meine Eltern sind stets sehr aktiv in der Gemeinde. Nach einer Zeit der kritischen Distanz zur Kirche und christlicher Religion in der Schule habe ich mich erneut dafür interessiert und einen persönlichen Draht dazu bekommen. Mich interessierten Fragen wie: Was ist die Bibel? Wo kommt sie her? Wie hat man sie zu verstehen? Was soll sie für eine Rolle in der christlichen Religion spielen?

Möchten Sie später Ihre bisher ausgeprägte wissenschaftliche Laufbahn mit dem Pfarrerberuf verbinden?

Jonathan Miles Robker: Wenn das ginge, wäre das sehr schön. Zurzeit bin ich auf beiden Schienen unterwegs. Ich unterrichte an der WWU Münster. Außerdem habe ich unter anderem noch wissenschaftliche Bezüge in die USA, Europa und Asien.

Welche Interessen haben Sie?

Jonathan Miles Robker: Ich spiele gern mit unseren Kindern. Ich lese gern, sehr gerne auch Comics. Außerdem bin ich ein großer Kinofan. Ich spiele Kontrabass und E-Bass, und habe Freude am Singen, auch wenn ich leider zurzeit keine Zeit für Musik habe. Außerdem zocke ich gern oder mache Videospiele. Ich versuche, dies auch in die Jugendarbeit unserer Gemeinde einzubringen.  

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