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"Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht" - Wieviel Bibel steckt in Star Wars? Interview mit Prof. Dr. Simone Paganini

Simone Paganini, Professor für Biblische Theologie an der RWTH Aachen, hat gemeinsam mit seiner Frau Claudia, Professorin für Philosophie und Medienethik in München, in dem jüngst erschienenen Buch "Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht" die vielen verborgenen Bezüge zur Bibel aufgedeckt. Am Donnerstag, 11. Mai 2023, um 19 Uhr, ist Simone Paganini zu Gast im Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Kirchstraße 5, in 49492 Westerkappeln.

Die Ev. Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg lädt gemeinsam mit der Ev. Kirchengemeinde Westerkappeln Star-Wars und Bibel-Fans gleichermaßen zu einem kurzweiligen Vortrag ein. Die Zuhörer:innen erfahren einiges über die Bibel, ein wenig über Star Wars und extrem viel über Star Wars und die Bibel.

Pfarrerin Adelheid Zühlsdorf-Maeder von der Ev. Erwachsenenbildung Tecklenburg hat den Professor und Buchautor Simone Paganini im Vorfeld interviewt:

Adelheid Zühlsdorf-Maeder: Was manchem beim Schauen der Star-Wars-Filme schon gedämmert hat, haben Sie in Ihrem Buch genauer untersucht: Die Welt von Star Wars weist viele Bezüge zu den biblischen Geschichten auf.

Prof. Paganini: Ja, von der Erwartung eines Erlösers bis hin zur Selbsthingabe, dank derer andere gerettet werden… Die Welt von Star Wars ist von biblischen Motiven regelrecht durchdrungen. Anklänge gibt es an biblische Gestalten und Zitate. Der Satz „Lass dich nicht vom Bösen überwältigen, sondern überwinde das Böse mit dem Guten“ stammt aus dem Römerbrief im Neuen Testament, könnte aber auch ein Spruch von Joda sein. Spannend ist auch die "Macht" in der Star-Wars-Welt: "Möge die Macht mit Dir sein". Hier gibt es durchaus Anklänge an den Gott der hebräischen Bibel.

Adelheid Zühlsdorf-Maeder: Was ist Ihr persönlicher Bezug zur Star-Wars-Welt? Ohne Leidenschaft kann man so ein Buch sicher nicht schreiben.

Prof. Paganini: Ich würde mich als „Hardcore-Star-Wars-Fan“ bezeichnen.Das Buch ist in den letzten 25 Jahren entstanden und gewachsen. Weihnachten 1978 oder 1979 bekam ich ein Modell des Millennium-Falken als Geschenk. Leider habe ich den heute nicht mehr, er wäre wohl inzwischen ein Vermögen wert. Noch heute sammle ich gerne und erstehe das ein oder andere Sammler-Stück aus dem Star-Wars-Merchandising. Genauso gerne wie ich mich an besonderen Bibelausgaben erfreuen kann. Mein Lieblingsfilm in der Star-Wars-Reihe ist Episode 5 „Das Imperium schlägt zurück“. Den Film habe ich ca. 314 mal gesehen und ich werde nicht müde, mir immer wieder einzelne Filme oder Szenen anzusehen. Meine Frau kann das nicht immer ganz nachvollziehen. Beeindruckt hat mich auch, dass ich die Filme als Kind mit meinen Eltern gesehen habe und sie immer noch mit meinen eigenen Kindern mit Begeisterung anschauen konnte. Die Saga mit ihren inzwischen IX Episoden verbindet Generationen.

Adelheid Zühlsdorf-Maeder: Aber auch für den Bibel- und Religionswissenschaftler ist die Star Wars-Saga durchaus interessant. Darf man die Science-Fantasy-Geschichten überhaupt mit der Bibel vergleichen?

Prof. Paganini: Als Bibelwissenschaftler und Religionswissenschaftler beschäftige ich mich mit der Frage: Was macht Religion aus? Dabei weisen Religionen bestimmte Motive auf, die sich über die Jahrhunderte hinweg halten oder auch wiederholen. Während die Gründungsmythen der Bibel schlussendlich zum Entstehen einer Religion geführt haben, ist Star Wars heute natürlich „just a movie“. Doch können wir uns dessen so sicher sein? Letztlich ist selbst das bei näherem Betrachten eine Frage von Zeitpunkt und Perspektive. Immerhin war auch die Bibel in ihren Anfangstagen nichts anderes als „just a story“…

Adelheid Zühlsdorf-Maeder: Sie sind „Hard-Core-Fan“ von Star-Wars und genauso leidenschaftlicher Bibel-Fan …

Prof. Paganini: Ohne die Bibel wäre die Welt anders! Sie ist Quelle des Glaubens für das Christentum. Die Bibel hat aber auch unsere Welt und Kultur geprägt. Sie ist ein Kulturschatz wie die Venus von Milo oder die Mona Lisa von Da Vinci. Sie hat uns Werte vermittelt. Sie soll nicht verloren gehen! Das ist das Anliegen. Mit meinen ungewöhnlichen Buchthemen möchte ich Menschen, die nicht religiös sind, mit Glauben und Bibel in Verbindung bringen und zeigen, wie interessant die Bibel ist.

 

Vita Simone Paganini:

Prof. Dr. theol. Simone Paganini, geb. 1972 in Italien, Studium der katholischen Theologie in Florenz, Rom und Wien, ist neben seiner Professur für Biblische Theologie an der RWTH Aachen auch Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Bücher, unter anderem über Qumran und skurrile Episoden in der Kirchengeschichte. Auch auf Science Slams begeisterte er schon ein großes Publikum. Seine Frau Claudia ist Professorin für Philosophie und Medienethik in München und ebenfalls Autorin.

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Erstellungsdatum: 20.03.2023