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Improvisations-Festival zwischen Tradition und Experiment

Musiker lassen sich von ungewöhnlichen Rahmenbedingungen für Auftritte nicht abschrecken, im Gegenteil. So wählte Kirchenmusikdirektor Christian Schauerte für die Workshop-Serie „imbbpro“ der evangelischen Kirchengemeinde Ibbenbüren in diesem Jahr Musikstücke aus, die Tradition und Transformation vermischen.

Sie benötigten förmlich die aktuellen Schutzbestimmungen als Rahmenbedingung, spielten mit Abständen, Annäherungen und verblüffenden Erfindungen, erklärte der „Spiritus Rector“ der Veranstaltung. „Die Workshops waren entspannt wie immer“, stellte Dozentin Nicole Godereis-Buller fest. Wolfgang Donnermeier freute sich über gut gelaunte Teilnehmer. Die zögerliche Frage „War das jetzt richtig?“ konnte er stets bejahen, denn ein „Falsch“ gibt es beim Improvisieren nicht. „Es war anders, aber sehr schön“, sagte Hannah Praetorius. Sie konnte der ungewohnten Sitzordnung in einem großen Kreis durchaus etwas abgewinnen. Neue Ideen für die räumliche Aufteilung der Instrumente hätten auch das Musizieren beflügelt.

Die Dozenten Christian Schauerte, Nicole Godereis-Buller, Wolfgang Donnermeier, Martin Behrens, Jürgen Hecker und Oliver Rehmann ließen sich darauf ein. An zwei Tagen konnte unter Einhaltung von Corona-Hygienemaßnahmen gespielt werden. Die Anzahl der Teilnehmer erlaubte gemeinsame Probenstunden „Somit konnten wir Klassik und Jazz-Improvisationen gut mischen“, unterstrich Christian Schauerte. Im Gottesdienst am 10. Oktober 2020 waren die Dozenten einfühlsame Begleiter für die Gemeinde. Zudem gestalteten sie einen ganz besonderen musikalischen Rahmen.

Pfarrerin Monika Altekrüger predigte über Jeremia 17, 7 – 8. In der Bibel heißt es an der Stelle: „Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und dessen Zuversicht der Herr ist. Der ist wie ein Baum, am Wasser gepflanzt, der seine Wurzeln zum Bach hinstreckt. Denn obgleich die Hitze kommt, fürchtet er sich doch nicht, sondern seine Blätter bleiben grün; und er sorgt sich nicht, wenn ein dürres Jahr kommt, sondern bringt ohne Aufhören Früchte.“  Den Psalm 1 sprachen die Gottesdienstbesucher gemeinsam.

Am Sonntag kamen einige Besucher in den Genuss eines kleinen Konzerts, das die Dozenten und Workshop-Teilnehmer gemeinsam aufführten. Klassische Instrumente, Jazz-Improvisationen und Gesang verbanden sich zu einem nicht alltäglichen Klangerlebnis. Bezugnehmend auf die aktuelle Lebenssituation rückten Themen wie Einsamkeit, Nähe, Ferne oder Abstand – zwischen Menschen wie Tönen – in den Mittelpunkt. Einstieg war das „Pendelstück“ mit nur zwei Akkorden „Einsam bist du klein, aber gemeinsam werden wir Anwalt des Lebendigen sein“ von Peter Janssens.

„Bei „Long Ago and Far Away“ von Jerome Kern vergrößerten die Musiker stetig die Distanz zwischen den Tönen. „Das gewährleistet mehr Sicherheit“, scherzte Christian Schauerte. Er hatte sich auch die experimentelle, freitonale Interpretation der Postleitzahlen der Musiker ausgedacht, die ohne festgelegte Akkorde funktionierte und den Zuhörern ein höchst modernes Hörerlebnis bescherte. Bei „Back at the Chicken Shack“ von Jimmy Smith bekamen die Mitwirkenden Gelegenheit, solistisch zu glänzen. Den Abschluss des Konzerts bildete der Song „From a Distance“ (Aus der Ferne) von Julie Gold. Er nahm das Thema des kleinen Festivals noch einmal auf und schickte die Besucher nach langem Applaus beschwingt nach Hause.

Text: Brigitte Striehn

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