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Licht, Farbe, Musik und Spiritualität im Dialog - Ökumenischer Gottesdienst “Winterlicht“ im Kloster Gravenhorst

„Die Farbe Blau symbolisiert das Himmlische, Unendlichkeit, Wahrheit, Treue und Vertrauen“, stellte Professor Dr. Norbert Ammermann, Kulturbeauftragter des evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg, am 3. Februar 2023 anlässlich eines ökumenischen Gottesdienstes im Kloster Gravenhorst fest.

Die Ausstellung „More Blues“ von Christoph Dahlhausen im Rahmen der Reihe „Winterlicht“ verwandelt die historische Klosterarchitektur in eine Sinfonie von Farben und Licht. Seit der Eröffnung im Dezember 2022 ließen sich in Hörstel zahlreiche Besucher von den Installationen aus Stahl, Acryl und gezielt gesetzten Lichtelementen zum Nachdenken inspirieren.

Die vielen Gemeinsamkeiten zwischen Kunst und Kirche waren Anlass für die Vereinigung „Klosterlandschaft Westfalen-Lippe“, den Gottesdienst in das Jahresprogramm der Veranstaltungsreihe „finde dein Licht“ aufzunehmen. Tilman Fuchs begrüßte dazu etwa 150 Gäste. Das Zusammenspiel von Kunst, Musik und Spiritualität sei in dem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster etwas ganz Besonderes, betonte der Kulturdezernent des Kreises Steinfurt. Die musikalische Gestaltung lag in den Händen des Lengericher Pianisten Filip Peoski, der zudem seit 2021 als Organist der evangelischen Kirchengemeinde Lienen und Kattenvenne tätig ist. Er stimmte mit einer ergreifenden Interpretation des Songs „Hallelujah“ von Leonard Cohen auf den Abend ein, begleitete den Gesang der Gemeinde und setzte mit ausdrucksstarken Versionen bekannter Musikstücke eigene Akzente.

Norbert Ammermann zitierte den 27. Psalm, auf dessen Eingangsworte „Der Herr ist mein Licht und mein Heil“ auch die Lesung aus dem fünften Kapitel des Matthäusevangeliums Bezug nahm: “Ihr seid das Licht der Welt“ heißt es darin. Im Titel der Ausstellung „More Blues“ steckten nicht nur Varianten einer Farbe, sondern auch die Klagelieder der Sklaven auf den Baumwollfeldern der amerikanischen Südstaaten mit ihrem unnachahmlichen Klang, so Ammermann. Auf Messgewändern sei Blau eher selten geworden, nur bei Marienfesten werde es noch getragen, auch von Papst Franziskus. „Jesus ist die blaue Note in unserem Leben“, erklärte der Theologe.

Pastoralreferent Christoph Moormann, Stadtschulseelsorger aus Ibbenbüren, nahm das Evangelium als Anlass zu Überlegungen über aufblitzendes Licht als Ausdruck von Freundlichkeit, Wahrnehmungsfähigkeit, Verständnis und guter Laune. „Licht berührt - das Leben wird für einen Moment heller“, sagte der katholische Seelsorger. Christen sollten überall durch Barmherzigkeit, Güte und Nächstenliebe auffallen. Das Neue Geistliche Lied „Laudato si´“ ist an den Sonnengesang des heiligen Franz von Assisi angelehnt. Es passte wunderbar in die musikalische Auswahl. Frieden war das allumfassende Thema der Fürbitten. Norbert Ammermann und Christoph Moormann öffneten durch ihre persönlichen Eindrücke dem Publikum die Augen für die magische Kraft profaner Gerüstbauelemente und sich drehender Acrylglasscheiben in all ihrer Gegensätzlichkeit. Die Unendlichkeit des Universums manifestiere sich im Blau des Himmels und der Ozeane. Gott darin zu erkennen, liege im Auge des Betrachters, so Ammermann.

Nach dem sehr berührenden Gottesdienst lud Dr. Jörg Biesler, Kunsthistoriker, Moderator und Kulturjournalist beim WDR, zum Gespräch mit Christoph Dahlhausen ein. Die Zuhörer erfuhren Genaueres über dessen Absichten und Formensprache, die verwendeten Materialien oder die Herausforderung der sicheren Anordnung tonnenschwerer Stahlelemente. Licht spiele eine zentrale Rolle in seinem Gesamtschaffen, hob der Künstler hervor. Es stehe immer im Kontext mit den Ausstellungsorten und verändere sich mit den Tageszeiten. Diese Beobachtung bestätigten einige Teilnehmer der Diskussion, die ihre persönlichen Erfahrungen mitteilten. „Das freut mich, denn Kunst will vermittelt werden“, hob der Schöpfer der Installationen hervor. Sie erhellen auch die Fassade im Innenhof und den kleinen See. Im Gewölbe und im ehemaligen Kapitelsaal zeigen die „Farb-Licht-Küche“ sowie das Mobile „Raum drehen“ neue lichtmalerische Schwerpunkte.

Text: Brigitte Striehn

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