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Pfarrer i.R. Reiner Ströver: "Die Hoffnung stirbt gar nicht"

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, so lautet ein geflügeltes Wort, das für viele Menschen in schwierigen Lebensphasen ein letzter Rettungsstrohhalm ist. Mich wundert das! Wenn die Hoffnung schließlich doch stirbt, wie kann sie dann trösten?

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, so lautet ein geflügeltes Wort, das für viele Menschen in schwierigen Lebensphasen ein letzter Rettungsstrohhalm ist. Mich wundert das! Wenn die Hoffnung schließlich doch stirbt, wie kann sie dann trösten?

Vom Theologen Jürgen Moltmann habe ich gelernt, dass die christliche Hoffnung gar nicht stirbt. Garant dafür ist die Auferweckung Jesu von den Toten, also Ostern. Auferweckung oder Auferstehung Jesu bedeutet nicht nur, dass die Sache Jesu weitergeht oder die Botschaft Jesu auch nach seinem Tod immer wieder neu verkündet wird; sondern sie ist ein wirkliches und wirksames Ereignis, das wichtigste in der Geschichte der Christenheit. Die Auferweckung Jesu ist Indiz für das Reich Gottes, das mit Jesus schon begonnen hat. Sie zeigt an, was auf alle Menschen und die ganze Welt zukommt, nämlich Leben statt Tod, Liebe statt Hass, Versöhnung statt Vergeltung, Frieden statt Krieg und Gewalt, Bewahrung der Schöpfung statt Umweltzerstörung und Raubbau an den Ressourcen, Glaube statt Hoffnungslosigkeit und Resignation. Wenn ich darauf hoffe, dann macht das etwas mit mir: ich werde gelassener und bin eher in der Lage, vernünftig und verantwortungsbewusst zu handeln.

Gelassenheit brauchen wir alle in persönlichen Krisen, wenn wir mit dem Tod konfrontiert werden und in Zeiten der Bedrohung wie der Pandemie.

Handlungsfähigkeit ist gefragt angesichts der globalen und nationalen Probleme, stellvertretend genannt seien nur die Klimakrise und der Israelkonflikt. Hoffnung mobilisiert, setzt Menschen in Gang. Die Auferweckung des Gekreuzigten bewirkt Auferstehung mitten im Leben: Frauen und Männer, Mädchen und Jungen engagieren sich in der Hospizarbeit, betreuen Flüchtlinge, besuchen Senioren im Altenheim, sind aktiv im Tier-, Natur- und Klimaschutz, setzen sich für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer ein oder helfen einfach nur den Nachbarn. Das sind Hoffnungsspuren,

Zeichen dafür, dass die Hoffnung niemals stirbt, weil der auferstandene Jesus Christus dem Tod und allem, was dem Leben schadet, die letzte Macht genommen hat. Daran dürfen wir uns erinnern, gerade wenn es um uns herum düster und hoffnungslos aussieht.

Zum Schluss soll noch einmal der „Hoffnungstheologe“ Jürgen Moltmann das Wort haben: „Gottes Hoffnung auf den menschlichen Menschen bleibt bestehen trotz aller Unmenschlichkeiten, die Menschen aneinander, an anderen Geschöpfen und an der Erde verüben…Gott schweigt nicht, Gott ist nicht tot - Gott wartet auf den menschlichen Menschen.“

Wir sind eingeladen, auf diese Hoffnung zu bauen!

Reiner Ströver, Pfarrer i.R.

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Erstellungsdatum: 18.05.2021