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Rückblick auf das Reformationsjubiläum - Superintendent André Ost zieht im Jakobi-Treff positive Bilanz

Rheine. "Was bleibt vom Reformationsjubiläum 2017?" so lautete das Thema des Jakobi-Treffs "Kirche und Welt" im Oktober. Der Jakobi-Treff "Kirche und Welt" ist eine Gesprächsreihe der Jakobi-Gemeinde in Rheine, in der einmal im Monat anhand eines einführenden Referates die Möglichkeit besteht, über aktuelle Fragen aus Kirche und Gesellschaft zu diskutieren. Referent war diesmal André Ost, Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg.

In einem Rückblick streifte Ost die vielfältigen Aktionen und Projekte in der Region wie z. B. den Ökumenischen Neujahrsempfang in der Stadthalle Rheine, die Aktionen rund um die übergroßen Lutherfiguren, die Wanderausstellung für Schüler "Mensch Martin - Hut ab" und nicht zuletzt den Festgottesdienst auf der Freilichtbühne Tecklenburg mit über 2500 Besuchern. Ein weiterer Höhepunkt sei auch die Aufführung des Musical-Oratoriums "Bruder Martin" mit über 300 Sängerinnen und Sängern aus dem Westmünsterland gewesen, auch wenn die Feierlichkeiten in Tecklenburg leider von dem Unglück mit einem Shuttlebus überschattet worden seien.

Ost verdeutlichte die besonderen Akzente, die durch das Jubiläum gesetzt werden sollten: So habe die Stärkung der ökumenischen Beziehungen ebenso im Vordergrund gestanden wie die Erhöhung der medialen Aufmerksamkeit. Die Erwartungen seien hoch gewesen: Nach einer ganzen Dekade mit Reformationsthemen - u.a. Reformation und Freiheit, Reformation und Musik sowie Reformation und eine Welt - sollte das Reformationsjubiläum zur Vergewisserung beitragen, was eigentlich evangelisch ist. Das Jubiläum sollte klären, was die Reformation zu den neuzeitlichen Aufbrüchen und der europäischen Freiheitsgeschichte beigetragen hat und wie man heute mit Achtsamkeit die ökumenische Verantwortung wahrnehmen kann.

Nach dem einmaligen bundeseinheitlichen Feiertag sei der Reformationstag mittlerweile in neun Bundesländern auch gesetzlicher Feiertag. Andererseits sei der Besucherandrang beim Kirchentag in Berlin mit seinem zweiten Teil in Wittenberg z.T. deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben

Ost erwähnte auch die 1,4 Mio. Briefe, die die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschuss, im Juni an alle Evangelischen Haushalte in Westfalen verschickt hatte. Diese Aktion sei wegen der Kosten von 670.000 Euro nicht unumstritten gewesen, aber letztlich eine um ein vielfaches höhere Wahrnehmungsquote als normale Werbepost gehabt habe.

Der Superintendent ging auch auf die kritischen Stimmen zum Reformationsjubiläum ein: So meinten sie, das Jubiläum sei zu teuer geworden und es habe deutliche Fehlplanungen gegeben. Konfessionelle Unterschiede seien ausgeklammert und die Krise der Kirche in der säkularen Gesellschaft sei nicht beachtet worden. Das ganze Jubiläum sei zu "lutherlastig" geworden und in eine nicht gewollte Kommerzialisierung abgeglitten, die zur theologischen Trivialisierung und Profillosigkeit geführt habe, so die Kritiker weiter.

Nach vorne schauend sei aber klar, dass es wichtig sei, den ökumenischen Weg fortsetzen, sagte André Ost. Zudem müsse der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens realistisch gesehen und letztlich das Kleinerwerden von Kirche und Gemeinden auch gestaltet werden. Dabei sei es wichtig, die Nähe zu den Menschen zu erhalten, die missionarische Aufgabe (wieder-)zu entdecken und für den Glauben zu werben, zog Ost ein insgesamt deutlich positives Fazit des Reformationsjubiläums.

Beim nächsten Jakobi-Treff "Kirche und Welt" am Mittwoch, den 28. November, steht das Thema "Pfarrbild im Umbruch: Was kann die Gemeinde des 21. Jahrhunderts von ihren Pfarrerinnen und Pfarrern erwarten?" im Mittelpunkt. Referent ist dann Prof. em. Dr. Michael Beintker, Münster.

 www.jakobi-rheine.de

Text: Dr. Karl Wilms

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