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Solidarität mit Menschen auf der Flucht - Einsatz der "Seebrücke" für Richtungswechsel in der Migrationspolitik

Im Münsterland beteiligten sich am 5. Juni zahlreiche Lokalgruppen der „Seebrücke“-Bewegung aus dem Münsterland und Osnabrück an einer Fahrrad-Demonstration. Damit wollten sie einen sichtbaren und lauten Protest gegen den Kurs der Bundesregierung und der Europäischen Union in der Flüchtlings- und Migrationspolitik zum Ausdruck bringen, betonten die Organisatoren.

Sie kämpfen für den Beitritt ihrer Kommunen zum Städtebündnis „Sichere Häfen“ und fordern die Entkriminalisierung der Seenotrettung sowie neue staatliche Rettungsmissionen. Sie heißen Geflüchtete in ihrer Mitte willkommen - und sind bereit, mehr Menschen aufzunehmen, als sie müssten. Gemeinsam bildeten die „Sicheren Häfen“ eine starke Gegenstimme zur Abschottungspolitik der Bundesregierung – unbequem und medienwirksam, heißt es im Programm.

In Ibbenbüren hatte die örtliche Lokalgruppe der „Seebrücke“ unter dem Motto “Ziel: Sicherer Hafen Münsterland! Brücken bauen! Hafen werden! Leben retten!” im Anschluss an die Fahrrad-Sternfahrt eine Kundgebung vorbereitet. Die Teilnehmer brachten dabei zum Ausdruck, dass ihnen die Geschehnisse an den Außengrenzen Europas und in Flüchtlingslagern wie Moria nicht egal sind. Die menschenunwürdigen Zustände auf der griechischen Insel Lesbos wurden durch aufrüttelnde Momentaufnahmen der Fotografin Alea Horst dokumentiert, die das gesprochene Wort eindringlich ergänzten.

Pfarrer i. R. Reinhard Paul von der evangelischen Kirchengemeinde Ibbenbüren freute sich, dass auch die Kirchen Platz in der Initiative haben, denn sie sind an vielen Stellen in deren Aktivitäten eingebunden, beispielsweise in den „Cafés International“ oder im Arbeitskreis Asyl. „Wir wissen, dass Tausende auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken sind, wir kennen die Bilder“, mahnte er. Trotzdem lasse sich die Mehrzahl der Menschen nicht dazu bewegen, diesem Elend ein Ende zu bereiten. Die Europäische Union sollte im Eingeständnis ihrer Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht den 2012 verliehenen Friedensnobelpreis zurückgeben, schlussfolgerte Reinhard Paul. Es müsse einfach mehr getan werden. Er selbst finde das Geheimnis, dass Menschen sich mit Verstand und Herz bewegen, in der Gestalt des Menschensohnes Jesus, sagte der Pfarrer. Er erklärte den Zuhörern, dass es im Christentum, Islam und Judentum gleichermaßen heißt: „Wer einen Menschen rettet, der rettet die Welt“. Er dankte den Seebrücke-Aktivisten für ihre Bereitschaft zum Brückenbauen.

Stephanie Siekmann aus Ibbenbüren erklärte das Ziel der „Seebrücke-Gruppen“. Sie handeln in der Überzeugung, dass das sogenannte „Flüchtlingsproblem“ gelöst werden kann, wenn alle mithelfen. Ibbenbüren und Westerkappeln hätten sich bereits zu „Sicheren Häfen“ erklärt, berichteten Stephanie Siekmann und das Mitglied des Gemeinderates Westerkappeln, Ferdinand Blanke. Dafür gab es viel Beifall. In Osnabrück habe die Lokalgruppe schon viel erreicht, in Hörstel und Recke stehe die Zustimmung noch aus, erzählten Vertreter aus den drei Orten. Die Wirkung des Slogans „Empathie ist ansteckend“ zeigte sich in der beträchtlichen Teilnehmendenzahl an der Aktion, die am 6. Juni in Münster endete.

Svea Nitsche führte ein Interview mit Kusai Alkfieri, der aus Syrien geflüchtet war. Er nimmt an den Mahnwachen teil, weil er anderen Mut machen will. Peyman Bahrami lebt seit seiner Flucht aus dem Iran als Asylbewerber in Deutschland. Er schilderte ausführlich gute und schlechte Erfahrungen auf seinem Weg, die nachdenklich machten. Nun hofft der 32-Jährige, dass seine noch jungen Wurzeln in der neuen Heimat wachsen können.

Text: Brigitte Striehn

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