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Spannende Entdeckungsreise in die Geschichte der Salzgewinnung - Exkursion der „Werkstatt 50plus“ zur Saline Gottesgabe in Rheine

Das Ziel einer faszinierenden Entdeckungsreise von Teilnehmenden der „Werkstatt 50plus“ war am 4. Mai 2023 die Saline Gottesgabe in Rheine-Bentlage. Pfarrerin Adelheid Zühlsdorf-Maeder von der Erwachsenenbildung des Evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg hatte zu der Exkursion auf den Spuren des „weißen Goldes“ eingeladen und begleitete die Gruppe.

Bernhard Borgert, Vorstandsmitglied des Fördervereins, ließ die Besucher teilhaben an seinen umfangreichen Kenntnissen über die Geschichte der Salzgewinnung in Rheine und Umgebung.

„Salz hatte in alten Zeiten, als es noch keine Tiefkühltruhen gab, eine eminent wichtige Bedeutung für Mensch und Tier sowie für die Konservierung von Nahrungsmitteln“, erklärte er.  In Rheine wurde wohl schon seit über 1000 Jahren Salz aus Sole hergestellt, aber richtig rentabel war die Produktion nie. Mit sachkundigen und humorvollen Erläuterungen führte Borgert die Zuhörer zu der Förderstelle in der Nähe der alten Tanzlinde, die durch den Verein 1979 in Betrieb genommen wurde. Die Sole hat dort einen Salzgehalt von 6 Prozent. Das ist zu wenig, um daraus Salz zu gewinnen.

Um das Wasser loszuwerden, wird die Sole daher seit dem 17. Jahrhundert über die imposanten Gradierwerke verrieselt. Fürstbischof Clemens August aus Münster ließ die Vorrichtung 1755 modernisieren, da er sich einen Profit davon versprach. Den Auftrag erhielt Joachim Freiherr von Beust, ein anerkannter Spezialist für diese Art von Bauwerken. Es war einst 300 Meter lang und diente ab 1890 auch dem Bade- und Kurbetrieb. Freiherr von Beust hatte die Idee, Schlehdorn für die Vertröpfelung zu verwenden, der noch heute zur Anwendung kommt. Im Jahr 2004 wurde die Anlage anlässlich der Regionale neu bestückt. Da die Sole in Rheine wenige Verunreinigungen aufweist, sind bis heute kaum Alterserscheinungen erkennbar. Nach fünf Umläufen hat die Sole einen Salzgehalt von 23 Prozent und kann in vielen Arbeitsgängen weiterverarbeitet werden.

Aus den Erklärungen zu historischen Formen der Energiebeschaffung durch Pferdestärken oder ab 1869 durch die erste Dampfmaschine wurde deutlich, wie mühsam die Salzgewinnung früher war. Im Jahr 1952 wurde die industrielle Nutzung eingestellt, die alten Siedepfannen sind im Salzsiedehaus jedoch erhalten. Dort erfuhren die Besucher, dass die Arbeit nicht ungefährlich und sogar gesundheitsschädlich war. Geheizt wurde mit Holz und später mit Kohle aus der Ibbenbürener Zeche. Da Salz sehr aggressiv ist, wurden in Handarbeit Holzrohre für den Transport der Sole angefertigt, von denen einige erhalten blieben. Die Erträge waren allerdings gering, 650 Tonnen verließen pro Jahr das Siedehaus.

Der Förderverein errichtete im Jahr 2017 eine Schausiedepfanne. Bernhard Borgert machte deutlich, wie die Siedeprozesse ablaufen, bis das grobkörnige „weiße Gold“ seinen Weg in die weite Welt antreten kann. Das grobe Natursalz aus der Bentlage Sole enthält viele wichtige Spurenelemente, allerdings kein Jod und Fluorid. In hübschen Leinensäckchen oder Salzmühlen verpackt, ist es ein beliebtes Mitbringsel. Moderne Zeiten haben ebenfalls Einzug gehalten. Temperatur und Entfeuchtung können per Handy aus der Ferne gesteuert werden.

Durch die ehrenamtliche Tätigkeit der Mitglieder des Fördervereins wird ein bedeutendes technisches Denkmal aus vorindustrieller Zeit im Gedächtnis wachgehalten. Auch die Erforschung historischer Arbeitsweisen gehört zu ihren Aufgaben. Das gesamte Ensemble der Gebäude und des Gradierwerkes ist zudem ein beliebtes Ausflugsziel für Rheinenser und ihre Gäste. Nach der interessanten Erkundungstour vertieften die Gäste aus dem Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg ihre Erkenntnisse über einen besonderen Abschnitt der Regionalgeschichte bei Kaffee und Kuchen im Café des Klosters Bentlage. 

Text: Brigitte Striehn

 

 

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