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Stille einüben und das Wort Gottes auf sich wirken lassen - Prof. Dr. Peter Wick referiert bei gemeinsamer Pfarrkonferenz in Rheine

Zu einer gemeinsamen Pfarrkonferenz im Gestaltungsraum I (Kirchenkreise Münster, Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken) trafen sich am 17. Mai Pfarrerinnen und Pfarrer in der Ev. Kirchengemeinde Jakobi zu Rheine. Kantorin Lena Puschmann begleitete die Andacht mit lebendigem, fröhlichem Orgelspiel.

In seiner Andacht zur Eröffnung der Pfarrkonferenz nahm Superintendent André Ost (Kirchenkreis Tecklenburg) Bezug auf das Kinderbuch „Jesus nimmt frei“ von Nicholas Allan. Ein von seinen vielen Wundern und Geschichtenerzählen erschöpfter Jesus erhält darin von seinem himmlischen Vater den wertvollen Hinweis: „Nur wenn du selbst froh bist, kannst du auch andere froh machen.“ Das Buch sei ein Lob der Unterbrechung, so Ost.

„Der Sonntag Rogate weist uns auf eine andere heilsame Unterbrechung hin, das Beten“, betonte André Ost. Es gehe darum, dass wir der Macht des Gebets vertrauen. Der Theologe Helmut Thielecke habe gesagt: “Wenn die Menschen aufhören, mit Gott zu reden und in seiner Gemeinschaft ein- und auszuatmen, dann reden sie nur noch über Gott.“ Es gebe auch Durststrecken im Gebet, doch man könne darauf vertrauen, dass jedes Gebet von Gott gehört werde. 

Das Thema „Schweigendes Gebet“ stand im Mittelpunkt des Impulsreferats, dass Prof. Dr. Peter Wick dann im Jakobi-Gemeindehaus hielt. Prof. Wick ist seit 2003 Lehrstuhlinhaber für Exegese und Theologie des Neuen Testaments und Geschichte des Urchristentums an der Ev.-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum (RUB).  „Du bist ein Weltenverbinder, du weißt Frömmigkeit und geistreiche Theologie zu verbinden, begrüßte Superintendentin Susanne Falcke (Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken) den Referenten.

„Die Aussagen zur Stille wurden in der Bibel-Rezeption immer wieder aus- oder eingeschaltet“, so Prof. Wick. So sei etwa das Hohelied prägend für das Mittelalter gewesen. In der Reformation seien bestimmte Aussagen von Paulus wieder angeschaltet worden. Die moderne Theologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts habe Aussagen zur Liebe Gottes hyperaktiviert, schaltete jedoch Aussagen zum Zorn, zur Rache, zur Vergeltung ab, berichtete der Theologe.

„Die Psalmen sind ein großer Fundus. Sie zeigen, dass die Gotteserkenntnis über die Stille wachsen kann“, so der Bochumer Professor. Als Beispiele nannte er Psalm 46,1: “Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin“ oder „Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft“ (Psalm 62,3). „In der heutigen Zeit ist es schwierig, nicht Kräften zu unterliegen, die uns von der Stille abhalten wollen“, betonte Peter Wick. Er plädierte in seinem Referat für das Gotteslob in der Stille. „Schon die cassidischen Rabbiner lebten vom Kern her“, meinte Peter Wick. Sie ließen sich durch das Schweigen inspirieren. Sich Gott überlassen, knieend sitzen, sei hilfreich. „Durch regelmäßige Wiederholungen werden Erfahrungen gemacht, die nicht vorhersehbar sind“, ist sich Peter Wick sicher. Er selbst habe einen „Geistlichen Begleiter“. Mit ihm bespreche er alle zwei Monate das, was sich ihm in der Stille zeige.

„Die Fruchtbarkeit braucht viel Ruhe und Stille“, so der Theologe. „Im Gleichnis vom Sämann in Markus 4 wird die Wortverkündigung mit dem Bild des Säens veranschaulicht“, machte Wick deutlich. Säen bedeute, sich zurückzunehmen. Der Sämann sei auf die Gegenkraft des Wachsens angewiesen, die Fruchtbarkeit impliziere Tod und Sterben. „Das Schweigen vor Gott kann ein kleiner Tod sein“, unterstrich Prof. Wick. Beispielsweise der Tod der eigenen Tageseinteilung. Das Schweigen und Nicht-Tun gehören unabdingbar zur Fruchtbarkeit dazu, genauso wie das Geheimnis der Verwandlung. Es gehe um das Loslassen von sich selbst.

„Welches biblische Potential wollen wir heute in unserer Kirche anschalten?“ fragte Prof. Wick in die Runde. Für ihn sei die Erfahrung der Stille ein Geschenk.

In der sich anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass der Gastreferent die Beteiligten zur starken Reflexion angeregt hat. Zur Frage nach geeigneten Orten der Stille, an denen Lebendigkeit begegnet, meinte er: „Stille ist an verschiedenen Orten möglich. Sie haben ein Privileg, Sie haben einen Kirchenschlüssel. Der Raum der Kirche ist auf Stille ausgelegt. Sie können natürlich auch die Natur nutzen. Die Stille ist effizient.“  Zum Abschluss der Veranstaltung sprach Superintendent Holger Erdmann (Kirchenkreis Münster) den Segen.

Text: Christine Fernkorn

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