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Über die Freude an der Musik Gemeinschaft entdecken – Abschiedsgottesdienst für Kreiskantor Martin Ufermann

Viel stiller (weil die Gemeinde nicht mitsang), kleiner (weil die Auflagen nur 85 Menschen in der Stadtkirche zuließen) und kürzer (weil alle Redenden sich auf das Wesentliche beschränkten) war der Gottesdienst zur Verabschiedung von Martin Ufermann. Aber er war nicht weniger stimmungsvoll.

Das lag zum Einen an der Musik, die nach dem Auftakt, den der scheidende Kreiskantor an der Orgel selbst übernommen hatte, von der Empore erklang, zum Anderen an den vielen lieben, lobenden und dankenden Worten von Superintendent André Ost und den Gemeindepfarrern Angelika Oberbeckmann und Olaf Maeder.

Worte, die einmal mehr deutlich machten, dass in der Kirchenmusik auf Gemeinde- wie auf Kreisebene mit Ufermanns Eintritt in den Ruhestand eine Ära zu Ende geht. Nicht nur weil das inzwischen 65-jährige Energiebündel Ufermann deren Geschicke 34 Jahre lang geleitet, sondern auch durch seine Präsenz und seine Offenheit Neuem gegenüber enorm geprägt hat. „Über die Freude an der Musik Gemeinschaft entdecken, natürlich braucht das einen Motor“, sagte Superintendent Ost in seiner Ansprache. Martin Ufermann habe den Ruf der Westerkappelner Gemeinde bis in die Landeskirche getragen und sei eine wichtige Brücke auf allen kirchlichen Ebenen gewesen.

Eine Liedpredigt hatte sich dieser für den Abschiedsgottesdienst gewünscht. Angelika Oberbeckmann sprach zu „Sollt ich meinem Gott nicht singen?“, einem Lied des Theologen und Pfarrers Paul Gerhardt. „Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit“, zitierte die Pastorin den Refrain, der gut zum Tag des Abschieds passe.

Gemeinsam mit ihrem Kollegen Olaf Maeder ließ Oberbeckmann Ufermanns Berufsleben Revue passieren. Sie beschrieben die Freude und Leidenschaft, mit denen es dem Kreiskantor und Kirchenmusikdirektor in den vergangenen Jahrzehnten gelungen war, den Menschen generationenübergreifend die Lust und Freude an der Musik nahezubringen. Er habe die „Kirche zum Klingen gebracht“, so der Tenor der Theologen, die an die verschiedenen Projekte erinnerten, in denen Ufermann Teile zu etwas Großem zusammengeführt hatte.

Wie sehr er in seinem  gesamten Berufsleben ganz bei sich und wohl mit sich im Reinen gewesen war, fasste Ufermann selber in dem Titel „Vom großen Glück, ein Kantor gewesen zu sein“ zusammen, den er über seine letzten Worte im offiziellen Dienst der Kirche setzte. Voller Dankbarkeit erinnerte er an die Pastoren Horst-Dieter Beck, Hans-Werner Schneider und Herbert Wessel, die ihn im Jahr 1987 als ersten hauptamtlichen Kantor nach Westerkappeln geholt hatten, und blickte er auf die Zeit zurück, in der er vielen Menschen habe dienlich sein dürfen. Musik sei die Seele der Kirche, die nicht verstummen dürfe, betonte Ufermann. Auch wenn er sich einen anderen Abschied gewünscht hatte, haderte er nicht mit den notwendigen Beschränkungen, sondern versprach, „mit euch allen angemessen Abschied zu feiern, wenn die Zeiten wieder normaler sind“.

„Time to say goodbye“, hieß der letzte Titel des Gottesdienstes, mit dem Ufermanns Weggefährten Christian Schauerte und Heiner Vornhusen aus Ibbenbüren, Sopranistin Katja Rothfuss sowie deren Eltern Julia Kemp und Guy Rothfuss ihn von der Empore in den Ruhestand schickten. Wer glaubte, mit diesem fulminanten Ausklang ein Höchstmaß an Gänsehaut-Feeling zu erleben, wusste noch nicht, was draußen auf Ufermann, seine Familie und die Kirchgänger wartete.

Einen Chor-Flashmob hatte Katja Rothfuss organisiert.  Mitglieder der Chöre und Ensembles, die Ufermann viele Jahr(zehnt)e lang geleitet hatte und die aufgrund der Corona-Beschränkungen nicht am Gottesdienst hatten teilnehmen können, brachten dem Neu-Ruheständler gleich mehrere Ständchen und wünschten ihm für den neuen Lebensabschnitt alles Gute. Dass dabei nicht nur die zeitlichen Rahmenbedingungen, sondern auch die Abstandsregeln korrekt eingehalten wurden, versteht sich.

Text: Dietlind Ellerich

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