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Weiße Privilegien in der Kirche - Studientag: Über Rassismus in der Kirche reden

Überlegungen und konkrete Maßnahmen, wie über Rassismus in der Kirche gesprochen werden kann, sind bei einem Studientag am 15. Oktober in Haus Villigst vorgestellt worden. „Wie können wir über Rassismus und Weiße Privilegien in der Kirche sprechen?“, lautete das Thema der Veranstaltung. Dazu eingeladen hatten das Amt für MÖWe und die Vereinte Evangelische Mission (VEM).

Die getroffenen Vereinbarungen für eine rassismuskritische Kirche benennen eine Reihe von Weißen Privilegien innerhalb der Kirche und raten unter anderem zu einer Implementierung der rassismuskritischen Perspektive in kirchliche Ausbildungsgänge und die Personalentwicklung.

Zu den weiteren Maßnahmen zählen etwa lokale Studiengruppen und Sensibilisierungstrainings zu Weißen Privilegien, ein Runder Tisch zur Bildungsarbeit in Ämtern und Werken, eine Tagung zur weiteren Vernetzung und die Gründung eines kirchlichen Netzwerkes für Seelsorge, Identitätsbildung und kirchenpolitische Lobbyarbeit für „Persons of Color“ (PoC).

Die Tagung bezog sich auf den Diskurs, der mit dem Synodenpapier der Evangelischen Kirche von Westfalen zum Thema „Kirche und Migration“ angestoßen worden ist und auf die Black-Lives-Matter-Bewegung, in der sich Menschen in Deutschland zunehmend auch mit der Bedeutung von Weißen Privilegien für den strukturellen Rassismus in der Bundesrepublik beschäftigen.

Bratkartoffeln und Migrationshintergrund

„Ich bin mit Bratkartoffeln, Rahmspinat, dem schwarzen Peter und Pippilotta Viktualia in einer Arbeiter*innenfamilie im Ruhrpott aufgewachsen – wo soll der mir zugeschriebene Migrationshintergrund sein?“, fragte Sarah Vecera, deutsche „Person of Colour“ und stellvertretende Abteilungsleiterin der VEM eingangs in ihrem Vortrag.

Der aus Südafrika stammende Pfarrer Quinton Ceasar, der eine Gemeinde in Wuppertal-Cronenberg leitet, forderte unter Bezugnahme auf das Bekenntnis von Belhar der Vereinigenden Reformierten Kirche im südlichen Afrika (URCSA): „Als weiße Kirche müssen wir uns auf den Weg machen, eine klare Sprache der Befreiung von Unterdrückten und eindeutigen Verurteilung von Unterdrückungssystemen zu finden. Und es fängt alles damit an, dass sich die weißen Kirchen mit ihrem eigenen Weißsein, dem white privilege, auseinandersetzen müssen.“

Angelika Veddeler, Abteilungsleiterin Deutschland der VEM, unterstrich die Notwendigkeit, alle Ebenen der Kirchen an einer solchen Veränderung zu beteiligen. Schritte dahin würden gerade in mehreren VEM-Mitgliedskirchen in Deutschland angestoßen.

Zu Beginn der Tagung hatte MÖWe-Regionalpfarrerin Christina Biere Ausschnitte aus ihrer Weißen Biografie vorgestellt. „Wenn man als Weiße in Deutschland aufwächst und Pfarrerin wird, dann ist Weißsein immer die Norm – in der Schule, in der Uni, im Vikariat, in der Gemeinde. Mich zu fragen, was von meinem täglichen Erleben davon geprägt ist, dass ich Weiß bin, ist eine schwierige, aber sehr gewinnbringende Übung. Wenn wir in der Kirche lernen, mehr mit dieser Perspektive auf uns zu schauen, dann werden wir in unserer Identität auch geistlich wachsen.“

Interkulturelle Öffnung weiter entwickeln

Für die westfälische Kirche sei die Tagung ein folgerichtiger Schritt, den Prozess der interkulturellen Öffnung unter Einbeziehung vieler Beteiligter weiter zu entwickeln. „Dass die Auseinandersetzung mit Rassismus und Weißen Privilegien in der Kirche dabei eine wichtige Rolle spielt, bedenken wir auch gemeinsam mit unserer Partnerkirche United Church of Christ (UCC) in den USA. Ihr verdanken wir viele Anstöße, die wir im eigenen Kontext weiter bearbeiten müssen,“ fasste die im Amt für MÖWe mit Fragen der interkulturellen Öffnung betraute Fachreferentin, Pfarrerin Beate Heßler, zusammen.

Die UCC hat ein Curriculum „White Privilege“ veröffentlicht. Damit lädt sie Menschen aus Gemeinden und kirchlichen Gremien ein, über die Vorteile der eigenen Hautfarbe nachzudenken. 

Text: EKvW 

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Erstellungsdatum: 22.10.2020