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Westfälische Kirchenleitung beschließt Hochschul-Neubau in Bochum - Klare Zukunftsperspektive für die Kirchenmusik

Der Weg für einen zukunftsweisenden Neustart ist frei: Die Hochschule für Kirchenmusik der Evangelischen Kirche von Westfalen bekommt einen neuen, gemeinsamen Standort. Künftig sollen Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker in den Fachbereichen Klassisch und Popular gemeinsam in Bochum ausgebildet werden.

Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) hat am Donnerstag (17. März) nach langer und intensiver Diskussion die Zusammenführung der beiden bisherigen Standorte der Hochschule in Herford und Witten in einem Neubau auf dem Campus der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum beschlossen.

„Es ist ein starkes Signal, dass die westfälische Landeskirche in diesen gesellschaftspolitisch herausfordernden Zeiten in die kirchenmusikalische Ausbildung investiert und damit einen deutlichen Schwerpunkt setzt. Denn Kirchenmusik ist und bleibt im Zusammenhang mit der Verkündigung des Evangeliums Kernauftrag unserer Kirche“, sagte Präses Dr. h. c. Annette Kurschus.

Auch Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow, als Theologischer Dezernent im Landeskirchenamt für den Bereich Kirchenmusik zuständig, begrüßte die Entscheidung: „Ich kann mir keine Kirche ohne Kirchenmusik vorstellen. Kirchenmusik gibt’s nicht ohne Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker. Und es ist sinnvoll, in deren qualitativ hochwertige, breit gefächerte Ausbildung Geld zu investieren.“

Für die Baukosten am neuen Standort in Bochum sind dabei rund 16 Millionen Euro veranschlagt, inklusive Ausstattung, Umzugskosten und möglicher Baukostensteigerung. Um die bis 2035 projektierten Gesamtkosten (Bau-, Personal-, Sachkosten, Zinsen, Abschreibungen etc.) von etwa 35 Millionen Euro zu senken, werden die Studierendenzahlen mittelfristig von derzeit 60 auf 40 reduziert. Ein von der Kirchenleitung mit großer Mehrheit getragener Kompromiss, der zeigt: Wir wollen weiterhin Verantwortung für die Ausbildung von jungen Kirchenmusikerinnen und -musikern tragen. Gleichzeitig sind wir uns des finanziellen Risikos bewusst, planen darum kleiner als bislang und werden mit unseren Geldern verantwortlich umgehen.

Kirchenmusikdirektor Prof. Ulrich Hirtzbruch, Prorektor der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten (am Standort Herford), bedauert zwar, dass durch die Kirchenleitungsentscheidung vom Mai 2021 eine Zusammenlegung in Herford ausgeschlossen wurde. Aber: „Die Bündelung der Aktivitäten ist für die Hochschule von zentraler Bedeutung. Die heutige Entscheidung ermöglicht die Weiterentwicklung eines schon jetzt bundesweit einmaligen Studienangebots. Es ist ein großartiges Signal, dass die Kirchenleitung in die Zukunft der Kirchenmusik investiert und damit deren Bedeutung für das kirchliche Leben unterstreicht.“ Und gemeinsam mit seinem Wittener Kollegen Kirchenmusikdirektor Prof. Hartmut Naumann, Prorektor des Fachbereichs Popular in Witten, blickt er auch gespannt nach vorn: „Wir freuen uns, dass wir künftig an einem Standort gemeinsam lehren und lernen. Mit- und voneinander. Die jetzt gefallene Entscheidung wird von der großen Mehrheit aller Dozentinnen und Dozenten sowie der Studierenden mitgetragen.“ Und Naumann ergänzt: „Ich begrüße die Entscheidung der Kirchenleitung sehr. Wir haben jetzt als Hochschule die großartige Chance auf einen gemeinsamen Neuanfang: Klassik und Pop auf Augenhöhe, in gegenseitiger Wertschätzung und im konstruktiven Miteinander – das setzt neue Maßstäbe in der Kirchenmusikausbildung. Packen wir es an!"

Der neue Standort bietet übrigens über die Evangelische Hochschule hinaus viele weitere Kooperationsmöglichkeiten: Universitäre, musikalische und kulturelle Kooperationspartner in Bochum und im Ruhrgebiet haben bereits im Vorfeld ihr Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet.

Zum Zeitplan: Bis Ende 2022 soll ein Architektenwettbewerb stattfinden. Mit der Eröffnung des Hochschul-Neubaus ist voraussichtlich Ende 2025 zu rechnen.

Die Vorgeschichte

Seit 2018 gibt es den Wunsch aus der Hochschule für Kirchenmusik, die Fachbereiche „Kirchenmusik Klassisch“ und „Kirchenmusik Popular“ an einem gemeinsamen Standort weiterzuentwickeln, Synergien zu nutzen und spartenübergreifenden Unterricht anzubieten. 

Im Jahr 2019 prüfte die Landeskirche die Zusammenlegung beider Standorte in einem Neubau auf dem Innovations- und Bildungscampus Herford. Ihr Antrag für die avisierten Fördermittel wurde jedoch nicht in die weiteren Planungen im Rahmen der Regionale 2022 aufgenommen.

Im Juni 2020 befürwortete die Kirchenleitung grundsätzlich die Zusammenführung der Hochschule an einem gemeinsamen Standort im Umfeld der Ev. Hochschule Bochum und gab die Prüfung durch eine Machbarkeitsstudie in Auftrag.

In den mehreren Kirchenleitungssitzungen im Jahr 2021 wurde weiter ausführlich über die Standortfrage und das damit verbundene Investitionsrisiko diskutiert. Auf Basis einer Gesamtkostenkalkulation (Personal-, Sach- und Baukosten inkl. Zinsen und Abschreibungen) wurde die finanzielle Belastung durch unterschiedliche Szenarien sorgfältig bedacht.

Die Hochschule

Die Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten ist eine Einrichtung der Evangelischen Kirche von Westfalen und bietet deutschlandweit das derzeit größte Studienangebot im Bereich der evangelischen Kirchenmusik.

Der Fachbereich „Kirchenmusik Klassisch“ in Herford bildet aktuell 27 Studierende aus, der Fachbereich „Kirchenmusik Popular“ in Witten hat aktuell 32 Studierende.

In Herford hat die Ausbildung in der Kirchenmusik seit 1948 Tradition. 1955 zog die Hochschule in die Menkhoff´sche Villa, die um ein Verwaltungsgebäude erweitert wurde. 1986 wurde auf dem Gelände an der Parkstraße die neue Aula mit Kapelle eröffnet. Der Studiengang „Kirchenmusik klassisch“ bietet den Bachelor- und den darauf aufbauenden Master-Abschluss an, darüber hinaus die Abschlüsse Künstlerische Reifeprüfung und Konzertexamen.

2016 wurde in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Pop-Akademie in Witten dort der neue Studiengang „Kirchenmusik Popular“ (Pop, Jazz, Rock und Gospel) mit Abschluss Bachelor eingeführt. Am Standort kooperiert die Hochschule auch mit dem Institut für Weiterbildung der Evangelischen Pop-Akademie. Seit 2020 wird ein Masterstudiengang angeboten.

Text: EKvW

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Erstellungsdatum: 24.03.2022