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Autorinnen des Buchs „Auf meinem Weg“ erzählen ein Stück Lebensgeschichte

„Auf meinem Weg“ heißt der Sammelband mit biografischen und autobiografischen Texten von 20 Autorinnen aus dem Münsterland. Entstanden sind sie in Kursen zum „Biografischen Schreiben“, die von der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Tecklenburg in Zusammenarbeit mit Claudia Berghorn, Schreiblehrerin aus Münster, im Rahmen der Werkstatt 50plus angeboten wurden. Drei Jahre lang trafen sich die Frauen regelmäßig in der Jugendbildungsstätte in Tecklenburg, um sich auszutauschen, aber auch um sich von Berghorn an die Hand nehmen und helfen zu lassen, die Geschichten, die schon in ihren Köpfen steckten, aufs Papier zu bringen.

Am Volkstrauertag stand dort, wo sie sich erinnert und miteinander diskutiert hatten, die Präsentation ihres Buches vor großem Publikum auf dem Programm. Stolz waren nicht nur die Autorinnen und ihre Familien und Freunde, sondern auch Pfarrerin Adelheid Zühlsdorf-Maeder, die die „WunderWorteWerkstatt“ im Auftrag der Erwachsenenbildung organisiert hatte, sowie Claudia Berghorn. „Eine Sturzgeburt“, sagt Zühlsdorf-Maeder schmunzelnd über den knapp 200 Seiten dicken Band, dessen Cover mit einem Gemälde einer der Autorinnen geschmückt ist. Und Berghorn sieht sich als „Geburtshelferin“ des Bandes, der nach nur neun Monaten erschien.

Darin stecken, unterteilt in die vier großen Kapitel Herkunft, Aufbruch, Unterwegssein und Ankunft, Geschichten aus dem Leben von 20 völlig unterschiedlichen Frauen. Sie erinnern sich an ihre Kindheit, teilen Schönes und Trauriges, Idyllisches und Schreckliches miteinander und während der Präsentation auch mit dem Publikum.

Es geht um die Heuernte im Frühsommer, um die verdorbene Vorfreude auf einen Kindergottesdienst, um ein ausgebranntes Fachwerkhaus oder um ein Haus, in dem auch ein Jude gelebt hatte, der später in Auschwitz ermordet wurde.

„Sie sprechen an, sie bewegen, sie erzählen ein Stück Lebensgeschichte“, so brachte es Adelheid Zühlsdorf-Maeder in der Begrüßung auf den Punkt.

„Pierre Brice“ heißt die Geschichte von Anke Fleddermann-Ratz aus Lienen. „Winnetou“ begleite sie schon ihr ganzes Leben lang, räumt die 58-Jährige ein. Logisch dass sich ihre Erinnerungen um dessen legendären Darsteller drehen, den sie als Jugendliche bei den Karl-May-Festspielen in Elspe live erlebt hatte. Spaß gemacht hat ihr die Zeit mit den Frauen in der Schreibwerkstatt. Und seinen Namen bei Amazon einzugeben und direkt auf den Sammelband „Auf meinem Weg“ zu stoßen, in dem die eigene Geschichte stehe, sei schon echt der Hammer, gibt sie zu.

„Ich bin ein Vaterkind“, sagt Hanna Brundiek-Wennemer während der Lesung beinahe andächtig und wendet sich nach einem Blick ins Publikum dem Buch vor ihr auf dem Pult zu. „Ich bin ein Vaterkind“, ist der Titel der Geschichte, die die 81-jährige Lengericherin verfasst hat. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, an die Zeit nach dem Krieg, als der Vater gerade erst wieder nach Hause zurückgekehrt war, an die gemeinsame Zeit, an einen Tag auf dem Kartoffelacker. Und an die Erkenntnis: „Er liebt mich. Das zu spüren, ist mir stets geglückt“.

Es sind liebevolle und fröhliche, nachdenkliche und schlimme Gedanken und Zeilen, in denen die Autorinnen einen Blick in ihre Lebenswelten geben. Mit ihren Geschichten spannen sie einen großen Bogen von der Frage, wo sie herkommen, und bis zu der Frage, was sie brauchen, um anzukommen, vor allem bei sich selbst. Für jede einzelne der Frauen ist es ein großer Moment, am Pult zu stehen und von dem zu lesen, was sie so sehr bewegt.

Die Buchpräsentation und die Lesung wurden musikalisch begleitet durch das Saxophon-Ensemble unter der Leitung von Reka Hercz.

Text: Dietlnd Ellerich

 

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