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„Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ - Gottesdienst zur Entwidmung des Pauluszentrums Ibbenbüren

Mit Schmerz, Trauer und auch Enttäuschung war der Entwidmungsgottesdienst des Pauluszentrums Ibbenbüren am 11. Februar verbunden: Schon am Eingang der Kirche wurden alle Gottesdienstbesucher von einer Mahnwache empfangen, die ihrem Protest gegen den geplanten Abriss des 1967 errichteten Gemeindezentrums auf Plakaten zum Ausdruck brachte.

Wie eng die Gemeindeglieder mit ihrem Pauluszentrum und dem dazugehörigen Paulus-Kindergarten verbunden sind, zeigte das vollbesetzte Kirchenzentrum. Auch Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer nahm am Gottesdienst teil. Pfarrer Andreas Finke machte in der Begrüßung deutlich, dass es an diesem Tag zwar um den Abschied und die Trauer über die Aufgabe des Gemeindestandortes gehe, dass jedoch die Hoffnung auf den Neuanfang im Mittelpunkt des Gottesdienstes stehen solle. Er erinnerte an viele schöne Gottesdienste, Konfirmationen, Trauungen, Taufen, Theaterproben und auch die Kunst, die immer wieder in die Gottesdienste integriert wurde. Es habe die Sommer- und die Winter-Kinderkirche gegeben. „Hier waren wir weit entfernt von konservativen Gottesdiensten“, meinte er. Auch das erste Abendmahl mit Kindern sei im Pauluszentrum gefeiert worden. Eine Pfarrerhandpuppe, die Pfarrer i.R. Reinhard Paul seinerzeit im Pauluszentrum angefertigt hatte, war Symbol für alle schönen und stärkenden Momente, die die Gemeindeglieder hier erleben konnten. Der frühere Gemeindepfarrer Reinhard Paul konnte krankheitsbedingt nicht am Gottesdienst teilnehmen.  

„Ich bin dankbar über die Schilderungen lebhafter Erinnerung an das Gemeindeleben früherer Jahrzehnte hier im Pauluszentrum. Ein Ort des Zusammenkommens verschiedener Generationen, ein Ort der Offenheit und der innovativen Kräfte, wo die ökumenischen Beziehungen ein Zuhause hatten. Jugendliche konnten sich hier in den letzten 25 Jahren erproben und zu Persönlichkeiten reifen, weil das Rabatz-Theater hier im Pauluszentrum einen hervorragenden Proben- und Aufführungsort hatte“, berichtete André Ost rückblickend. „Die Entwidmung eines Kirchengebäudes vorzunehmen, ist keine angenehme Aufgabe“, sagte er. Die Pauluskirche sei die vierte, deren Entwidmung er als Superintendent miterlebe und die dritte in den letzten zwei Jahren. Dieser Abschied sei mit Traurigkeit verbunden, denn vielen Generationen habe diese Kirche eine Heimat gegeben. „Der Verstand kann wohl einiges beitragen zur Erklärung, warum es sinnvoll ist, sich von diesem Gebäude zu trennen und die Chancen zu nutzen für den Neubau eines Kindergartens an dieser Stelle“, betonte er. Es habe Kritik und Vorwürfe wegen des Beschlusses zum Abriss gegeben. Dass diese Entscheidung aber unüberlegt sei, lasse sich nicht sagen. Doch die Kommunikation darüber lasse sich besser gestalten, räumte er ein. Aber es gelte zu verstehen, dass wir heute Kirche in einer anderen Zeit und unter anderen Bedingungen sind. „In einer kleiner werdenden Kirche können wir mit dem schweren Rucksack, den wir tragen, nicht mehr weiterlaufen.“

Seit den 70er Jahren habe die Kirchengemeinde sieben Predigtstätten gehabt. „Die Kirchengemeinde Ibbenbüren kann nicht mit dieser Vielzahl an Standorten und Gebäuden weitermachen. Nicht bei schwindender Gemeindegliederzahl, nicht bei geringerem Kirchensteueraufkommen, nicht mit dem wenigen Personal, das in Zukunft noch zur Verfügung steht. Unsere Aufgabe heute ist das Kleinersetzen, das Zurückbauen und das Umbauen“, meinte der Superintendent. „Mit dem neu zu bauenden Kindergarten bleibt ein christlich geprägter Ort erhalten“, so Ost weiter.

In seiner Predigt zu Johannes 16,16-22 verdeutlichte Pfarrer Jörg Zweihoff, dass Menschen sich schon in frühen Zeiten des Christentums in Hauskirchen versammelt hätten, um Gottesdienst zu feiern. Im Pauluszentrum habe es ein lebendiges Gemeindeleben gegeben. „Die Kirchenmusik, gute Begegnungen und christlicher Segen, dies alles wurde uns hier weitergegeben. Kirche wird manchmal zum Haus Gottes“, sagte er. Ein solches Haus gebe niemand gerne auf. Es sei verständlich, dass dies Protest, Enttäuschung und Wut hervorrufe. „Doch das darf nicht das Ende der Fahnenstage sein“, machte er klar. Jetzt gehe es um eine Veränderung mit dem Neubau der Paulus-Kita. „Mit diesem Projekt gibt Gott seinen Wohnsitz hier nicht auf. Der Tempel Gottes ist hier“, so Zweihoff weiter.

In den Fürbitten baten Erzieherinnen aus dem Paulus-Kindergarten um Mut, Neues zu wagen und um Gottes Geleit für die Zukunft. Die Liturgie gestalteten Pfarrerin Lena Stubben und Pfarrer Friedrich Altekrüger. Kreiskantor KMD Christian Schauerte sorgte am Flügel für einen harmonischen musikalischen Rahmen des Gottesdienstes.

Text: Christine Fernkorn   

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