Unsere aktuellen Nachrichten auf einen Blick

„Die Friedenskirche in Wettringen ist ein Denkmal für den Frieden“ - Gottesdienst zum Tag des offenen Denkmals

Bundesweit fand am 10. September der Tag des offenen Denkmals statt. Über 5000 historische Stätten, auch Kirchen, öffnen jedes Jahr ihre Türen und begeistern die Besuchenden. Die Stiftung „Denkmalwerte Kirchen im Ev. Kirchenkreis Tecklenburg“ stellt in jedem Jahr eine ihrer denkmalwerten Kirchen in einem Gottesdienst in den Mittelpunkt.

In diesem Jahr stand die Friedenskirche in Wettringen im Fokus.   

Bei strahlendem Hochsommerwetter begrüßte Gemeindepfarrer Dietrich Wulf die Gemeinde, zwei Tauffamilien und Gastprediger Superintendent i.R. Hans Werner Schneider in der gut besetzten Friedenskirche. Zu der fröhlichen Atmosphäre passt der Wochenspruch für den 14. Sonntag nach Trinitatis gut. Er heißt:“ Lobe den Herrn meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“, Psalm 103,2. Nach mutmachenden Gemeindeliedern taufte Pfarrer Wulf zwei Kinder.

„Kirchen sind dazu da, uns zu sagen, was fürs Leben wichtig ist. Sie geben Mut und Orientierung“, betonte Superintendent i.R. Hans Werner Schneider in seiner Predigt. Denkmäler könnten uns zum rechten Denken verhelfen. Die Friedenskirche sei für ihn ein Friedenszeichen. Gerade angesichts des Ukrainekriegs würden solche Zeichen immer wichtiger.

Die Friedenskirche wurde 1950 von der „Evangelical and Reformed Church“ aus den USA gestiftet. „Damals war für die Gemeinde in Wettringen das Geld knapp“, so Schneider. Die Friedenskirche wurde für viele evangelische Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg geistliches Zentrum in der neuen Heimat. „Diese Kirche ist ein einfaches Gebäude ohne Schnörkel, eine sogenannte Notkirche“, berichtete Hans Werner Schneider. Gebaut in einer Holzrahmenkonstruktion mit aufgeschraubten Platten. Auch die Kanzel, der Altartisch und der Ständer für die Taufschale seien schlicht gehalten. Die Kirche, errichtet nach Plänen des Architekten Otto Bartning (1883-1969), sei ganz auf die Funktion ausgerichtet. „Otto Bartning ist der Mitbegründer des Bauhaus-Stils. Er war einer der beeindruckendsten Architekten seiner Zeit mit europäischer Ausstrahlung“, informierte Schneider die Gemeinde.

Die Fenster im oberen Bereich der Kirche bilden einen Lichtkranz. „Das war so gewollt“ sagte Schneider. Im Jüdischen heiße es „Bete nie in einem Raum ohne Fenster“. Dabei gehe es darum, im Gebet offen für die Welt zu sein. Im Kirchraum sei es außerdem wichtig zu sehen, wer neben einem sitzt und ihn als Nächsten wahrzunehmen. Die schlichten Holzbänke, sollten dafür stehen, dass jede/jeder willkommen sei. Die Kirchenglocke sei ein Friedenszeichen, das Kreuz oben auf dem Glockenstuhl das Erkennungssymbol des Christentums. Es gelte als internationales Zeichen für Jesus Christus. Jesus habe sein Leben hingegeben bis zum Tod am Kreuz. „Das Kreuz spricht nicht nur über den Tod, sondern auch über das Leben“, machte der ehemalige Superintendent deutlich. Dabei erinnere der senkrechte Balken an die Beziehung, die Gott zu uns Menschen hat. Der waagerechte Balken stehe für die Menschen, mit denen wir zusammenleben. „Wer das Kreuz zum Zeichen für sein Leben macht, der wird Frieden leben“, sagte er. In diesem Zusammenhang unterstrich er, dass Frieden beide Dimensionen habe, die politische und die persönliche. Er appellierte an die Gemeinde, den Frieden mit den Mitmenschen zu leben.    

Da der Glockenstuhl der Friedenskirche rissig ist und unter Fäulnis leidet, darf derzeit nicht zum Gottesdienst geläutet werden. Vor diesem Hintergrund wurde die Kollekte des Gottesdienstes für die Instandsetzung des Glockenstuhls und den Erhalt der Friedenskirche gesammelt.

Text: Christine Fernkorn    

Zurück