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„Die Gemeinde mit dem Segen Gottes in die neue Woche zu geleiten, ist für mich ein Segen“ - Interview mit Prädikantin Heike Schulz und Synodalassessor Jörg Oberbeckmann

Prädikantinnen und Prädikanten sind Frauen und Männer, die zum "Dienst an Wort und Sakrament" beauftragt sind und diesen Dienst ehrenamtlich wahrnehmen. Nach ihrer Ausbildung sind sie berechtigt, im Gottesdienst zu predigen, das Abendmahl einzusetzen und zu taufen.

Der Fachbereich Gottesdienst und Kirchenmusik im Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung (IAFW) bildet die Prädikant*innen in Haus Villigst (Schwerte) aus. In der Ausbildung wird Grundwissen in Homiletik (die Lehre von der Predigt, die Geschichte und Theorie der christlichen Predigt, die Anleitung zur christlichen Predigt), Liturgik und biblischer Theologie erarbeitet. Hinzu kommen schriftlich einzureichende Predigten und Gottesdienstentwürfe mit anschließendem Feedback. Bereits beauftragte Prädikantinnen und Prädikanten lädt das IAFW regelmäßig zu Fortbildungen ein.Alle zwei Jahre findet eine Einkehrtagung statt.

Heike Schulz wurde am 20. Juni im Rahmen eines Festgottesdienstes von Synodalassessor Jörg Oberbeckmann und Pfarrer Jürgen Rick in der Kirchengemeinde Jakobi zu Rheine in ihr Amt als Prädikantin eingeführt. Öffentlichkeitreferentin Christine Fernkorn interviewte Heike Schulz und Jörg Oberbeckmann digital.

Frau Schulz, könnten Sie sich unseren Leser*innen kurz vorstellen?

Heike Schulz: Gern. Zu meiner Person: Ich bin 58 Jahre alt, verheiratet und habe drei Kinder und ein Enkelkind. Ich bin Diplom Sozialarbeiterin und leite Wohnhilfen für Menschen mit Behinderungen im Kreis Steinfurt. Träger ist die Ev. Perthes-Stiftung e.V. in Münster.

Wie entstand bei Ihnen die Idee, sich zur Prädikantin ausbilden zu lassen?

Heike Schulz: Ich bin seit langer Zeit Lektorin in meiner Heimatgemeinde, Jakobi zu Rheine und auch Abendmahlshelferin. Über zehn Jahre habe ich im Kindergottesdienstteam mitgearbeitet und auch lange Zeit im Liturgieausschuss. Gottesdienstliches Leben war und ist mir immer wichtig gewesen. So entstand der Wunsch, den Predigtdienst übernehmen zu können, Gottes Wort zu verkündigen, dies aber verbunden mit einer soliden Ausbildung. Das Presbyterium sah für mich die Eignung für das Prädikantenamt und auch der Superintendent hat es befürwortet.

Mein Mann ist seit 2013 Prädikant im Kirchenkreis und von daher ist mir dieses Amt sehr vertraut. Wir finden die Möglichkeiten, die uns dies bietet, im Übrigen sehr spannend und freuen uns auf gemeinsame Gottesdienste.

Welche Inhalte haben Ihnen in der Ausbildung besonders viel Freude gemacht?

Heike Schulz: Neben der Homiletik hat mich der Aufbau einer Predigt sehr fasziniert. Wie ist ein Predigtbogen zu spannen? Die Auseinandersetzung mit den biblischen Texten und die Hinführung zur Aktualität von heute hat mir sehr viel Spaß gemacht, mich aber auch gefordert. Neben dem Studium der biblischen Texte konnte ich auch Hintergrundwissen in umfangreichen Literaturquellen finden, die uns vom Institut zur Verfügung gestellt wurden.

Ein weiterer Aspekt ist der Segen, den ich als Prädikantin am Ende eines Gottesdienstes spende. Hier hatte ich sehr viel Achtung von der Segenshandlung. Die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Segensformen, Segenshaltungen war sehr spannend. Segnen musste ich tatsächlich lernen und die Gemeinde mit dem Segen Gottes in die neue Woche zu geleiten ist auch für mich ein Segen.

Wann werden Sie das erste Mal als Prädikantin vor der Gemeinde stehen und einen Gottesdienst gestalten?

Heike Schulz: Als berufene Prädikantin werde ich am 1. August mit meinem Mann zusammen die Gottesdienste in beiden Kirchen (Rheine Jakobi und Samariterkirche in Mesum) übernehmen. Wir werden eine Dialogpredigt zum Bibeltext aus Matthäus 7 vom Haus auf Sand und Fels halten.

Herr Oberbeckmann, Sie sind als Synodalassessor für die Prädikant*innen im Kirchenkreis Tecklenburg zuständig. Welche Aufgaben gehören dazu?

Ich bin Ansprechpartner für die Prädikantinnen und Prädikanten. Wir haben uns verabredet, uns einmal im Jahr zu treffen und auszutauschen und auch über Fortbildungen nachzudenken. Neben dem Austausch und der Ansprechbarkeit ist das Thema Fortbildung für den Kirchenkreis bei mir angedockt, in Absprache mit der landeskirchlichen Koordinatorin Elke Rudloff auch regional oder überregional zu organisieren. Zusammen mit den Superintendenten André Ost überlege ich, wie wir für diese Ausbildung werben können, damit sich mehr Menschen ermutigt fühlen, eine solche spannende theologische Ausbildung zu durchlaufen und als Prädikant*in vornehmlich in der eigenen Gemeinde mitzuhelfen im Dienst der Verkündigung des Evangeliums.

Sind die Prädikant*innen vorwiegend Menschen, die sich nach der Berufsphase im Ruhestand engagieren wollen oder sind auch junge Leute dabei?

Nein, die Prädikant*innen bei uns im Kirchenkreis machen das neben ihre Berufstätigkeit. Da ist z.B. eine Reli-Lehrer dabei, ein Diakon, ein Mitarbeiter der Stadtwerke oder, wie bei Heike Schulz, die Leiterin einer sozialen Einrichtung.

Wieviel Prädikant*innen gibt es derzeit im Kirchenkreis?

Eine Frau und fünf Männer. Ich würde also sagen: „Frauen, traut Euch!“ Während beim Studium des Faches ev. Theologie für das Pfarramt die Frauen inzwischen in der Mehrheit sind, sind sie es bei den ehrenamtlichen Prädikanten noch nicht. Aber für alle, die nach diesem Interview Lust bekommen habe, stehe ich als Ansprechpartner bereit. Telefonisch zu erreichen unter Tel.: 05404 / 95 65 46.

Weitere Informationen zur Prädikant*innen-Ausbildung:

https://institut-afw.de/wir-ueber-uns/fachbereiche/praedikantinnen-und-praedikanten/

 

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