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Ein Brückenbauer zwischen Kirche und Kultur geht in Ruhestand - Gottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Dr. Norbert Ammermann

„Kirche braucht initiative Leute, um aus ihrer Milieufixierung und Verengung auszubrechen“, sagte Superintendent André Ost im Rahmen des Gottesdienstes zur Verabschiedung von Pfarrer Dr. Norbert Ammermann in den Ruhestand. Der Gottesdienst fand in der Friedenskirche Wersen-Büren statt.

Kirche brauche die kreativen Menschen, um Brückenschläge zu unternehmen in die Welt der Kunst, der Interreligiösität und der Wissenschaft. Dies habe Norbert Ammermann ermöglicht, so Ost. Seit dem 1. Januar 2016 war Norbert Ammermann Kulturbeauftragter des Kirchenkreises Tecklenburg. Zunächst noch mit einer Anbindung an die Kirchengemeinde Lengerich, seit 2017 dann in der direkten Zusammenarbeit mit dem Presbyterium in Wersen-Büren. Die Gemeinde mit Pfarrer Jörg Oberbeckmann sei offen für kulturelle Akzente, berichtete der Superintendent.

„Unser Kirchenkreis verdankt Norbert Ammermann in den letzten sechs Jahren viele gute Ideen und Initiativen, die einen fruchtbaren Dialog zwischen Kunst und Kirche ermöglicht haben“, betonte Ost. Sein vielfältiges Engagement habe sich beispielsweise in den Gottesdiensten zu Lutherliedern im Reformationsjubiläumsjahr 2017 oder in der Zusammenarbeit mit vielen Akteuren beim Projekt „A 1 – Frieden erfahren“ gezeigt. Die A 1 als Verkehrsader zwischen den Friedensstädten Münster und Osnabrück habe dabei im Mittelpunkt verschiedener Projekte gestanden. Daraus habe sich etwa ein Fotokunstprojekt mit dem Graf-Adolf-Gymnasium Tecklenburg sowie ein Künstleratelier mit Ausstellung in der Kirche in Lengerich-Hohne entwickelt. Ein weiterer Ausdruck seines Engagements seien die jährlichen Gottesdienste zu den Lichtkunstausstellungen „Winterlicht“ in Kloster Gravenhorst sowie verschiedenste Konzerte gewesen, die Norbert Ammermann organisiert und oft auch durch sein Sitar-Spiel selbst mitgestaltet habe. Das letzte große Projekt fand im vergangenen Jahr im Kloster Bentlage statt mit dem Künstleratelier und der Ausstellung zum biblischen Motiv des „Mahls der Völker“. Daneben war Ammermann auch Vorsitzender des Theologischen Ausschusses im Kirchenkreis Tecklenburg.

Auch im Ruhestand wird Norbert Ammermann als ehrenamtlicher Synodalbeauftragter die Kulturarbeit weiterführen: „Er wird die Friedenskirche in Wesen-Büren als Kulturkirche stärken“, berichtete Ost.

„Ich möchte uns heute einladen zu einer kleinen Reise zu dem fremden Christus“, so Pfarrer Norbert Ammermann in seiner Predigt. Im Mittelpunkt des Gottesdienstes zu seiner Verabschiedung stand das Christusbekenntnis des Petrus (Matth. 16, 13-17). Jesus fragt die Jünger, welche Bilder sie sich von ihm machen. „Ich habe gelernt, Jesus ist nicht der Besitz der Kirche“, betonte der Kulturbeauftragte. Jesus habe sich allen Menschen zugewandt, und warum solle sein Wirken und sein Geist nicht überall zu finden sein, fragte er die Gemeinde. Mit Liedern aus dem Buddhismus, dem Hinduismus, dem Islam und dem Judentum, einfühlsam interpretiert auf der Gitarre von Heike Leja, verwies Ammermann auf das Verbindende aller Religionen. Der Tod umgebe uns in diesen Tagen auf schrecklichste Weise. „Kann Christus Feindschaft überbrücken?“, fragte er. Im Evangelium tauche in der direkten Frage an Petrus das „Du“ auf: Was denkst du, Petrus? Norbert Ammermann wünschte der Gemeinde, dass sie im Du mit Christus und miteinander verbunden bleibe.

Im Rahmen der abschließenden Grußworte dankte Pfarrer Jörg Oberbeckmann Norbert Ammermann im Namen des Presbyteriums für seine Gottesdienste, Ideen, Projekte, Ausstellungen und auch für die technische Unterstützung. „Das war eine große Bereicherung für uns“, betonte er. „Die Gemeinde und das Presbyterium freuen sich darüber, dass die Friedenskirche ein „Basislabor“ für die Kulturarbeit bleibe.

Reinhold Mokrosch, ehemaliger Professor am Institut für Evangelische Theologie an der Universität Osnabrück und Doktorvater von Norbert Ammermann, dankte ihm für sein engagiertes Eintreten im Dialog zwischen Wissenschaft, Kirche und Kultur. Für ihn sei der engagierte Theologe und Wissenschaftler ein „Brückenbauer zwischen Menschen und Gesellschaftspolitik“. Mokrosch hob auch das musikalische Wirken von Ammermann hervor, der nicht nur Konzerte organisiere und als Musiker auftrete, sondern auch bereits als Komponist von Symphonien in Erscheinung getreten sei.

Der Gottesdienst klang mit einem Sektempfang im Gemeindesaal aus. Die musikalische Gestaltung an der Orgel hatte Organistin Christiane Harig.  

Text: Christine Fernkorn

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