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„Endlich gibt es euch“ - Das Kompetenzzentrum Ehrenamt bietet Soforthilfe für Presbyter*innen und Gemeinden

Wie gewinnt man Menschen heute für ein kirchliches Ehrenamt? Für Simone Osterhaus vom neu eingerichteten Kompetenzzentrum Ehrenamt der EKvW ist die Sache klar: Man muss gut zu ihnen sein – und man muss sie bei dem abholen, was sie einbringen können.

Wie das geht? Bei der Antwort auf diese und viele weitere Fragen helfen Osterhaus und das Team allen Ehrenamtlichen und für Ehrenamtliche Verantwortlichen.

Simone Osterhaus und ihre Kollegin Bianca Rolf sehen sich als Beauftragte für Arbeitserleichterung. Die beiden gelernten Pädagoginnen, die seit 2022 in der neu geschaffenen Servicestelle fürs Ehrenamt arbeiten, helfen Gemeinden, ihre Ehrenamtlichen im Blick zu haben, zu organisieren und nicht zuletzt professionell für ihre Arbeit zu befähigen. Sie bieten Workshops zur Organisation, Bindung und Stärkung Ehrenamtlicher, schulen in Sachen Wertschätzung und Kommunikation, vermitteln Angebote zur Weiterbildung – oder kommen persönlich vorbei.

Mit dem Ehrenamt verbinden die beiden ganz unterschiedliche Lebensgeschichten. Bianca Rolf arbeitete lange bei einer Unternehmensberatung für Wissensmanagement. Das bedeutete, täglich die Frage zu beantworten: Wie bekomme ich das Wissen aus dem einen Kopf in den anderen? Als ehrenamtliche Vorsitzende des Presbyteriums ihrer Heimatgemeinde kennt sie diese Herausforderung auch im kirchlichen Ehrenamt – speziell in einer Leitungsposition. „Es geht immer darum, dass die Informationen, die ich weitergeben möchte, an die Erfahrungen meines Gegenübers andocken. Sei es durch konkrete Beispiele, Fragenstellen oder - am besten - das "Selbst machen lassen". Nur so kann Wissen entstehen.“

Ein Beispiel aus der Praxis: „In einer Kirchenordnung stehen Dinge, von denen jeder im Presbyterium, ob Jurist, Theologe oder Laie, ein bisschen was versteht. Meine Aufgabe ist, das Ganze so verständlich zu machen, dass alle für ihren Alltag in der Gemeinde etwas damit anfangen und es vor allem umsetzen können.“

Simone Osterhaus arbeitete ehrenamtlich neben dem Studium für die Evangelische Jugend in Bielefeld. Die Jugendkirche „luca“ hat dort sie mit aufgebaut. 100 Ehrenamtliche sind dort aktiv gewesen, die meisten sind Jugendliche. „Wir haben viele Dinge ausprobieren dürfen, hatten unheimliche Freiheiten. Das war großartig“, erinnert sie sich. Nach Fortbildungen im Bereich Organisation und Supervision und einer Anstellung als Gemeindemanagerin wechselte sie dann ins Kompetenzzentrum.

Wer hilft wem wobei?

Dort teilen sich „Die Kompetenten“, wie sich Rolf und Osterhaus auf ihrem Instagram-Kanal nennen, die Themenfelder auf. Rolf berät vor allem Ehrenamtliche in Leitungsaufgaben, also vorrangig Presbyter*innen, und in Sachen Nachwuchsgewinnung. Osterhaus‘ Fachgebiet sind die Beratung, Stärkung und Koordination Ehrenamtlicher in Gemeinden.

Oft genug sind sie auch als Ansprechpartner für gestresste Ehrenamtler gefragt. Viele wollen wissen: Wie sollten wir uns organisieren, um effizient zu sein? Was könnt ihr uns raten? Wichtig sei dabei immer: Es muss Menschen geben, die sich um die Ehrenamtlichen kümmern, bemühen, sie und ihre Talente mitdenken. „Es geht oft um eine strukturelle Änderung in der Gemeindearbeit. Wir sagen nie, diese Aufgabe sollte der- oder diejenige bei euch machen. Aber: Es muss jemand machen, und am besten nicht nur eine oder einer allein“, sagt Osterhaus.

Auf der Website des Kompetenzzentrums bündeln die beiden gerade Angebote für Presbyterien, die es bereits gibt. Denn die gibt es, nicht nur vonseiten der Landeskirche.

Der Austausch mit anderen Ehrenamtlichen hilft enorm

Eine weitere Empfehlung, die „Die Kompetenten“ praktisch allen in der Beratung mit auf den Weg geben: Vernetzt euch! „Man kann voneinander lernen, wenn man sieht, wie andere die Probleme angegangen sind, die sich bei einem selbst auch stellen“, sagt Osterhaus.

Dafür gibt es nun ein regelmäßiges Online-Treffen für Presbyter*innen (zur Anmeldung), die sich dort gerne mal gegenseitig beraten. „Da sagt jemand, dieses Thema ist bei uns gerade total riesig und wir kriegen es nicht hin“, erzählt Bianca Rolf. „Und ein anderer, 200 Kilometer entfernt, sagt, das haben wir schon umgesetzt, ich schick’s dir. Das gab es vorher so nicht für Presbyterien und davon profitieren die Teilnehmenden unheimlich.“

Und wie bei allen Mitarbeitenden gilt: Sie wollen ihre Arbeit wertgeschätzt wissen. „Es muss eine Form von Anerkennungskultur geben. Denn da wissen wir aus etlichen Studien, dass das die Motivation fördert und Menschen langfristig bindet“, sagt Simone Osterhaus. Das Ehrenamt, sagt sie, werde zukünftig eine immer tragendere Rolle in der Gemeindeentwicklung einnehmen.

Dass sich ihr Einsatz für die Ehrenamtlichen lohnt, merken Osterhaus und Rolf schon jetzt. „Wer mit uns Kontakt aufnimmt, der ruft meistens auch nochmal an. Wir hatten schon ganz viele Folgetermine“, sagt Osterhaus. Die Aussage, auf die das meiste Feedback hinausläuft: „Endlich gibt es euch.“

Text: EKvW

 

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