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Glaube, Musik und Zuversicht lassen sich nicht verbieten - Ökumenischer Gottesdienst zur Landeskirchschicht der Knappenvereine

Der Bergbau hat im münsterländischen Ibbenbüren eine lange Tradition. Bereits im 15. Jahrhundert sind in der Region bergbauliche Tätigkeiten verbürgt. Verbesserungen der Abbautechnologien führten zu einer kontinuierlichen Steigerung der Fördermengen.

Immer tiefer ging es in die Schächte hinunter, um das „schwarze Gold“ abzubauen. Auch nach der Stilllegung der letzten deutschen Zechen im Jahr 2018 blieb das bergmännische Brauchtum in den ehemaligen Bergbaukommunen erhalten. Ein wesentlicher Bestandteil waren die Bergfeste. Das bisher letzte hatten die Menschen in Ibbenbüren am 26. Juni 1965 schon unter dem Damoklesschwert der drohenden Schließung ihrer Zeche gefeiert.

Die besonderen Gefahren, denen Bergleute bei ihrer Tätigkeit, vor allem unter Tage, ausgesetzt waren, führten zu einer starken Bindung an Religiosität. Sie spiegelte sich in der Verehrung der Heiligen Barbara als Schutzpatronin, den Schichtgebeten und Liedern wider. Die Berg- und Knappenvereine des Landes Nordrhein-Westfalen und anderer Bergbauregionen Deutschlands halten die Tradition weiterhin hoch. Sie erinnern zudem an den ausgeprägten Zusammenhalt und Sinn für Solidarität in den Bergmannsfamilien. Am 13. August 2023 feierten sie mit zahlreichen Gästen die 50. Landeskirchschicht im Gedenken an die früher üblichen Gebete für eine glückliche Rückkehr vor der Einfahrt in den Schacht.

In diesem Jahr richtete der Knappenverein Tecklenburger Land zum vierten Mal seit 2010 die Landeskirchschicht aus. Nach der großen Bergparade der 33 Traditionsvereine durch die Stadt dankte der Vorsitzende Harald Böhm allen, die zum Gelingen beigetragen hatten. Den bewegenden ökumenischen Bergmanns-Gottesdienst gestalteten Pfarrer Andreas Finke von der evangelischen Matthäusgemeinde sowie Pfarrer Stefan Dördelmann von der Pfarrei Katholische Kirche in Ibbenbüren und Brochterbeck liturgisch. Bergleute wüssten, dass sie nicht alles in der eigenen Hand hätten und suchten deshalb Schutz und Hilfe bei der Heiligen Barbara, stellte Dördelmann fest. Er hatte für die Evangeliumslesung das Jubellied der Hanna aus dem 1. Buch Samuel des Alten Testaments ausgewählt. „Gott gehört die ganze Welt und wer es wagt, mit dem Herrn zu streiten, der verliert“, heißt es darin.

Andreas Finke predigte über eine Passage aus dem 19. Kapitel des Lukasevangeliums. „Gottvertrauen gehört für Bergleute zum Leben“, hob er hervor. Zudem spiele Musik in allen Religionen eine große Rolle. In der biblischen Botschaft und im Glauben steckten ebenfalls Musik. Das Sinfonieorchester des Musikvereins „Glückauf“ Anthrazit Ibbenbüren unter dem Dirigat von Malte Julitz und der Steigerchor unter Leitung von Wolfgang Lange gestalteten mit dem Gebet zur Einfahrt, Instrumentalstücken und der Begleitung des Gemeindegesangs den emotionalen musikalischen Rahmen.

Bergleute feierten zudem gern, am liebsten mit Musik, Tanz, gutem Essen und einem kräftigen Bergmannsschluck, so Pfarrer Finke. Glaube, Musik und Zuversicht ließen sich nicht verbieten, sagte er in Bezug auf die Bibelstellen. „Aber wir reden nicht nur, wir tun auch Gutes“, rief er zu großzügigen Spenden für die Ibbenbürener Tafel auf. An den vorangegangenen Tagen wurden bereits beträchtliche Summen für die Bürgerstiftung und die Hospizbewegung Tecklenburger Land gesammelt. Die Fürbitten sprach Josef Robbe vom Knappenverein. Nach einem stillen Gebet, dem Vaterunser und dem Barbaralied ergriff Johannes Hartmann, erster Vorsitzender des Landesverbandes der Berg- und Knappenvereine von Nordrhein-Westfalen, das Wort. Er verwies auf das lange Erbe der Landeskirchschichten. „Haltet das fest“, forderte er zur Bewahrung des Brauchtums auf. Dies ginge nicht ohne die vielen Menschen, die sich in den Kirchen engagierten, betonte der Redner. Tief beeindruckend war anschließend das Finale mit dem Lied „Glück auf, der Steiger kommt“ - mitgesungen von Hunderten Gästen auf dem vollbesetzten Festplatz.

Text: Brigitte Striehn

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