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Kirche als Kultur- und Konzertort? Gemeindeglieder und Interessierte sammeln Ideen

Wohnraum, Kletterhalle, ein Kindergarten – Möglichkeiten für eine Umnutzung nicht mehr benötigter Kirchen gibt es einige. Eine Nutzung als Kultur- oder Konzerthaus wäre da sicherlich eine eher ungewöhnliche und neue Idee, könnte aber für die Ibbenbürener Matthäuskirche eine mögliche Option sein.

Schließlich verfügt die Kirche über eine sehr gute Akustik, eine stimmungsvolle Beleuchtungsanlage mit Farbwechselmodus im hinteren Altarbereich und eine gut funktionierende Heizung, denn wer möchte im Winter schon gerne frierend musizieren oder einem Konzert, einer Lesung oder einem Vortrag lauschen…

Doch wieso braucht es für die Matthäuskirche im Ortsteil Bockraden (und darüber hinaus auch für die Markuskirche in Ibbenbüren-Dörenthe) überhaupt ein neues Konzept? Dafür ist ein Blick auf die Gesamtgemeinde Ibbenbüren nötig. Ursprünglich gab es sieben Gotteshäuser und auch reichlich Pfarrstellen. Schon lange jedoch war abzusehen, dass dieses Konzept auf Dauer nicht funktionieren würde: Immer weniger Gottesdienstbesucher, zu wenig neue Pfarrer, zu hohe Unterhaltungskosten für all die Gebäude in Kirchenbesitz.

So trennte sich die Gemeinde nach und nach von mehreren Immobilien (gerade erst wurde das Pauluszentrum entwidmet) und plant für die Zukunft noch mehr Einsparungen. Die „Kirche vor Ort“, also in jedem einzelnen Stadtteil, gehört damit bereits jetzt teilweise der Vergangenheit an. Bestandsschutz genießen derzeit nur noch die Johanneskirche in Laggenbeck (denkmalgeschützt), die innerstädtische Christuskirche (ebenfalls denkmalgeschützt) sowie die 70 Jahre alte Lukaskirche Dickenberg.

Bereits vor einigen Jahren stand im Zuge einer Umstrukturierung innerhalb der Gesamtgemeinde die Aufgabe der Matthäuskirche im Raum – dringend nötige Sanierungsarbeiten und fehlende Kostendeckung durch Gemeindemittel ließen dieses Schreckgespenst über der evangelischen Gemeinde in Bockraden erscheinen. Doch die örtlichen Gemeindemitglieder wollten „ihre“ Kirche nicht so ohne Weiteres aufgeben; ein Förderverein, eine Solaranlage auf dem Kirchendach und viel Engagement retteten vorerst den Gebäudebestand, der neben der Kirche selbst aus dem benachbarten Gemeindehaus sowie dem Pfarrhaus (auch der Matthäuskindergarten ist neben der Kirche auf dem Gelände angesiedelt) umfasst.

Zum 1. August 2025 geht jedoch Pfarrer Andreas Finke in den Ruhestand, die Pfarrstelle wird nicht erneut besetzt – und dann ist wieder alles offen. Wie es mit der Markuskirche und der Matthäuskirche weitergeht, dafür werden jetzt fleißig Ideen gesammelt. Ein erstes Treffen von Interessierten gab es bereits, weitere sollen folgen - und hoffentlich auch noch viele gut durchdachte Vorschläge für eine Umnutzung der Gebäude. Wichtig bei allen Zukunftsplänen für die beiden Kirchen: Sie sollen raus aus der Finanzierung durch die Kirchengemeinde. Ganz einfach wird das sicherlich nicht, denn Sanierungsbedarf gibt es insbesondere bei der im Vergleich zur Markuskirche deutlich größeren Matthäuskirche.

Auf Dauer müsse sich ein Konzept für die Kirchen auf jeden Fall selbst tragen, betont Pfarrer Andreas Finke, Sohn einer ostwestfälischen Kaufmannsfamilie, mit Blick auf eine schwarze Null. Gegen eine „Anschubfinanzierung“ in Form einer großzügigen Spende für Sanierung oder flexible Bestuhlung (diese würde beispielsweise den Nutzungsspielraum für die Matthäuskirche erweitern) hätte er dabei nichts.

Zurzeit, so Finke, sei man mitten in der Findungsphase – nicht, ohne eine erste Idee schon tatkräftig zu präsentieren: Schon von jeher wurde in der Matthäuskirche fleißig konzertiert (unter anderem auch vom Ibbenbürener Komponisten und Organisten Erich Stoffers), doch seit dem vergangenen Herbst wurde der Konzertbetrieb noch einmal kräftig ausgeweitet. Mindestens alle vier Wochen lädt die Gemeinde zu einem neuen (Chor-)Konzert ein, denn die Matthäuskirche sei „die Kirche mit der guten Akustik“ beschreibt es Andreas Finke und ergänzt: „Musik machen in diesem Raum macht Spaß.“

Derzeit ermittelt das Presbyterium die pro Jahr anfallenden Kosten für die Matthäuskirche – sollte es in Richtung Konzert- bzw. Kulturhaus (auch Lesungen und Ausstellungen wären denkbar) gehen, müssten entsprechende Eintrittsgelder den Unterhalt aufbringen. Doch egal, wohin die Reise letztlich geht – derzeit überwiegt die gute Laune, zumindest bei Pfarrer Andreas Finke: „Jetzt sind wir in einer Phase, wo wir riesig Spaß haben!“

Text: Claudia Ludewig

 

 

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