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Kollaps des Betreuungssystems verhindern! Gemeinsame Erklärung von Kirche und Diakonie

Reduzierte Öffnungszeiten, Schließung von Angeboten und drohende Insolvenzen: Die Evangelischen Landeskirchen und die Diakonie RWL warnen vor deutlichen Einschnitten bei Kitas. Zeitnahe Hilfen von Land und Kommunen für die Kitas sind jetzt nötig, um einen Kollaps des Betreuungssystems zu verhindern.

„Im Kita-Bereich kommen gleich mehrere Faktoren ungünstig zusammen: Laut Kinderbildungsgesetz KiBiz NRW setzt sich die finanzielle Förderung der Kitas aus Geld von Land, Kommunen, Kita-Trägern und Elternbeiträgen zusammen. Sie wird pro Kindergartenjahr pauschal gezahlt und jährlich erhöht“, erklärt Sabine Prott, Leiterin des Geschäftsfeldes Tageseinrichtungen für Kinder bei der Diakonie RWL. Ein großer Nachteil bestehe darin, dass die Finanzierung immer erst anderthalb Jahre später angepasst werde. So müssten die Kita-Träger regelmäßig große Finanzierungslücken ausgleichen. „Die Problematik der zeitlichen Verzögerung verschärft sich drastisch durch die derzeitige Inflation und die gestiegenen Personalkosten. Allein für die 1.750 evangelischen Kitas in NRW liegt die Finanzierungslücke bei 125 Millionen Euro.“ 

Finanzierungslücke von mehr als 500 Millionen Euro 

Nach monatelangen intensiven Gesprächen der Freien Wohlfahrtspflege und der Kirchen mit dem Land hat die Landesregierung nun 100 Millionen Euro Überbrückungshilfe in Aussicht gestellt – vorbehaltlich der Zustimmung durch den Landtag. Zudem soll der Landeshaushalt, wie im Kita-Gesetz vorgesehen, um fast zehn Prozent aufgestockt werden, um die Steigerung der Kindpauschalen ab August 2024 zu finanzieren. „Die 100 Millionen Euro sind ein wichtiges und lang erwartetes Signal. Nach unseren Berechnungen reicht das Geld allerdings nicht aus, um die Finanzierungslücke bis zur nächsten Steigerung der Kindpauschalen im August 2024 auch nur annähernd zu überbrücken“, betont Sabine Prott. Die Freie Wohlfahrtspflege und die Kirchen haben eine Finanzierungslücke von deutlich mehr 500 Millionen Euro aufgrund des aktuellen Tarifabschlusses berechnet. 

Personal kürzen, Ausbildungsplätze streichen 

Immer mehr Träger geraten in massive finanzielle Schwierigkeiten, berichtet Henrike Tetz, Oberkirchenrätin und Vorsitzende der AG „Tageseinrichtungen für Kinder“. Im schlimmsten Fall müssten Einrichtungen abgegeben oder geschlossen werden. „Bereits jetzt mussten einige Träger ihr Personal deutlich reduzieren. Für Vertretungskräfte ist kein Geld mehr vorhanden. Die Finanzierung von Ausbildungsplätzen können sich viele Träger nicht mehr leisten – das ist angesichts des Fachkräftemangels fatal.“ Henrike Tetz fordert die Kommunen auf, ihren Finanzierungsanteil vorzeitig und nicht erst im August 2024 deutlich zu erhöhen, um einen Kollaps des Kitasystems zu verhindern.  

Text: Stabsstelle Kommunikation EKvW

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Erstellungsdatum: 18.10.2023