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Mit der Zaubertrompete auf Entdeckungsreise - Halb-szenische Orgeloper in der Christuskirche Ibbenbüren uraufgeführt

Die Ibbenbürener Christuskirche war am 3. März Schauplatz einer Premiere, die es in dieser Form noch nie gegeben hatte. Der Kantor der evangelischen Gemeinde, Kirchenmusikdirektor Christian Schauerte, inszenierte in der Konzertreihe „Die Besondere Note“ eine „halb-szenische Orgeloper“. Dabei waren gleichermaßen der Einfallsreichtum des Publikums wie die Improvisationskunst des Organisten gefragt.

Die Zuschauer waren aufgerufen, kleine Alltagsgegenstände mitzubringen. Daraus sollte sich die Handlung des Werkes ergeben. Auf dem Taufbecken war die Bühne vorbereitet und bald sammelten sich die verschiedenartigsten Dinge an: Spielzeugfiguren, Tannenbäume, Salzstreuer, Steine, Muscheln, Glöckchen, Papierblumen, eine Orgelpfeife und vieles mehr. Um daraus ein Meisterwerk zu kreieren, brauchte es viel Fantasie und die Mitwirkung kreativer Besucher. Geschickt gelenkt durch den Komponisten, wurde zu erst die musikalische Richtung festgelegt. Von „What a Wonderful World“ bis zu „Highway to Hell“ reichten die Vorschläge.

Für das Libretto gab es mehrere Ideen, schließlich einigten sich die Mitspieler auf das Thema „Frieden“. Es galt also, einige der Objekte in die Kategorien „friedlich“ oder „nicht friedlich“ einzusortieren. Bei Engel oder Teufel war das einfach –  aber wo gehörte ein gehäkelter Seestern hin? Als Hauptcharakter wurde ein Hirte auserkoren, der den Namen Claus erhielt. Seine Aufgabe war es, auf die Untiere Drache, Kröte und Riesenpferd aufzupassen. Dazu bediente er sich einer Zaubertrompete, die der Oper ihren Namen gab. Im ersten Akt saß der Hirte friedlich bei seinen Tieren, im Wald entwickelte sich dagegen eine bedrohliche Situation. Dort schmiedete der Teufel böse Gedanken.

Um das Grundgerüst einer Oper nicht aus den Augen zu verlieren, folgte auf die Ouvertüre die Eröffnungsarie. In düsteren Moll-Tönen sang die Kröte ihr Lied. Das Glockengeläut am Ende schien die Stimmung aufzuheitern, doch es war ein trügerischer Frieden. Irgendetwas passte nicht ins Bild – vor allem der Zahnspiegel bereitete Sorgen. In der Dialog-Arie hatte der mit 60 Sängern gut besetzte Opernchor – das Publikum – die Fragen des Organisten mit einem langgezogenen „Neeein“ oder wahlweise „Jaaaa“ zu beantworten. Das gelang bestens und machte viel Spaß. Beim Rezitativ geriet die Szenerie in Turbulenzen, bis der Teufel in einem Schneesturm aus dem Salzstreuer versank und der Triumphchor laut „Jauchzet, frohlocket, juhu“ schmetterte. Zum Schluss heiratete die Miezekatze die Kröte und beide zogen in ein gemeinsames Heim. Es gab im Verlauf der Handlung dramatische Entwicklungen, die sich auch in der Musik widerspiegelten. Jedoch wurde letzten Endes wohl eher eine Komische Oper daraus, die großes Vergnügen bereitete.

„Froh zu sein bedarf es wenig“ erklang als mehrstimmiges Finale und  „Orgeloperist“ Christian Schauerte durfte sich über langen Beifall für seinen mitreißenden und humorvollen Ausflug in die Welt der Oper freuen. Bei einem Glas Wein – traditionell ausgeschenkt vom Förderkreis Kirchenmusik – war noch länger Gelegenheit, sich über das Erlebte auszutauschen. Das nächste Konzert in der Reihe „Die Besondere Note“ bestreitet am 19. Mai  das Blechbläserquintett „Magenta Brass“ aus Hannover.

Text: Brigitte Striehn

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