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Nie wieder ist jetzt – 7000 Menschen demonstrieren in Ibbenbüren gegen rechts

Viele Menschen treibt es derzeit nach den von Correctiv aufgedeckten Vorhaben eines rechten Geheimtreffens auf die Straße, auch im Kirchenkreis Tecklenburg, wie beispielsweise am 28. Januar in Ibbenbüren.

Es war ein eindrucksvolles Bild, das sich an diesem Tag auf dem Neumarkt bot: Organisiert von „Ibbenbüren gegen rechts“ fanden sich bei strahlendem Sonnenschein tausende Menschen aller Altersgruppen zusammen (7000, wie die Polizei später vermeldete), um ein klares – und buntes – Zeichen gegen die Bedrohung der Demokratie, gegen Hetze und Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz und Vielfalt zu setzen. Mehr als zwei Stunden Programm aus Musik und Redebeiträgen machten klar: Hier wird Position bezogen, und das friedlich!

Mit einem derartigen Ansturm hatten die Organisatoren gar nicht gerechnet, das verriet auch die Tatsache, dass nur ein Teil des Geländes von der Lautsprecheranlage abgedeckt wurde. Nicht nur der Neumarkt selbst war ein einziges dichtes Gewusel aus Menschen – vielfach unterwegs mit bunten Fahnen oder Plakaten mit klaren, manchmal unterhaltsamen Sprüchen und Bildern -, auch auf den Zuwegungen drängten sich die Demonstranten. Den Auftakt machten bereits um 14.45 Uhr „The Livelines“, weitere Bands folgten. Zahlreiche Redner kamen im Folgenden zu Wort, darunter auch Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer, der dazu aufforderte, auch im Privatleben Courage zu zeigen und rechtem Gedankengut mutig zu widersprechen. „Nie wieder ist jetzt!“, lautete seine Ansage an das Publikum, und dem stimmte auch Ersin Ergün, Ditib-Vertreter und weiterer Redner im Programm, zu.

Es sei unmöglich, Christ und rechtsextrem zu sein, machte Pfarrer Jörg Zweihoff für die evangelische Kirchengemeinde auf der Bühne unmissverständlich klar. Die Würde des Menschen sei unantastbar, jeder Mensch dürfe so sein, wie er ist. „Und wer da anderer Auffassung sei, dem müssen wir widersprechen – laut und deutlich.“

Wie gut das Zusammenleben von Menschen mit ganz unterschiedlichem kulturellem Hintergrund funktionieren kann, davon berichtete Zweihoffs katholischer Kollege Pastor Paul Kodannur: Im Priesterteam der katholischen Kirche Ibbenbüren-Brochterbeck gebe es vier Mitglieder aus anderen Ländern. In den Gemeinden seien sogar stolze 51 Nationen vertreten, so Kodannur. Was das Zusammenleben ausmache? „Wir ergänzen uns auch, können voneinander lernen.“

Dass in Deutschland jeder willkommen sei, der das Grundgesetz respektiere, machte im Folgenden NRW-Minister Karl-Josef Laumann eindringlich klar. Andererseits gebe es Parteien, die „nicht mehr auf dem Boden des Grundgesetzes zu Hause sind.“ Vor dem Hintergrund der Erfahrungen während der Nazi-Herrschaft sei die geltende Verfassung geschaffen worden. Der Entwurf des Grundgesetzes wurde am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat angenommen. „Diese Verfassung ist die beste Verfassung, die wir je hatten“, ist sich Laumann sicher. Seine Aufforderung an alle Wahlberechtigten angesichts der bevorstehenden Europawahlen: Wählen gehen, denn Nichtwählen sei kein Ausdruck von Protest, sondern von Dummheit.

Text: Claudia Ludewig

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