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Ökumenische FriedensDekade „sicher nicht – oder?“ Kompass für den Frieden gesucht – Rückblick des Friedensbeauftragten Detlef Salomo

In den politischen und gesellschaftlichen Konflikten ringen wir auch in der Kirche um eine angemessene ethische Position. Die Basisbewegung der Ökumenischen FriedensDekade versucht seit 1980 jährlich Orientierungen zu geben, einen Kompass für das christliche Friedenszeugnis in den jeweiligen Fragen der Zeit.

Im vergangenen Jahr standen dafür die beiden Friedensboten, der Liedermacher Konstantin Wecker, der davon überzeugt ist, dass „nur eine internationale Friedens- und Antikriegsbewegung diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg von Putin Machtapparat gegen die Menschen in der Ukraine stoppen kann“. Und die ehemalige Osnabrücker Bürgermeisterin Lioba Meyer. Sie sieht in der Überwindung von Hass und Gewalt die einzige Option für die Zukunft der Menschheit.

Mit den Arbeitsmaterialien, Friedensandachten und Gottesdiensten ist die Intention verbunden, den Friedensbewegten in der Kirche und Gesellschaft Mut zu machen, das zunehmende militärische Sicherheitsdenken und die vorherrschende Kriegslogik nicht unwidersprochen hinzunehmen. Wenn es irgendwann einen „Sieger“ gibt – in der Politik wird immer wieder betont, die Ukraine dürfe den Krieg nicht verlieren! – dann hat das nicht die Bezeichnung „Erfolg“ verdient, weil es unzählige Menschenleben gekostet hat und zerstörte Städte zurücklassen wird. Der Krieg, das Ende aller Humanität, kennt nur Verlierer. Darum kann nur der gewinnen, dem es gelingt, die Waffen zum Schweigen zu bringen und den Frieden zu organisieren. Wie schwierig diese Aufgabe zu bewältigen ist, zeigt sich allein an dem Problem gegensätzlicher friedensethischer Positionen. Eine, die nach wie vor am Vorrang der Gewaltfreiheit festhält und Waffenlieferungen ablehnt. Und eine, die angesichts des Ukraine-Krieges und des Terrorangriffes der Hamas auf Israel die Situation gegeben sieht, Recht erhaltende Gewalt als letztmögliches Mittel anzuwenden, also Waffen einzufordern.

Das Dilemma beider Positionen, immer auch schuldig zu werden, sollte diskutiert werden, ohne sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Mit dem Motto „sicher nicht – oder?“ wollte die Ökumenische FriedensDekade nicht nur vermeintliche Sicherheiten in Frage stellen, sondern auch eine offene und ehrliche Debatte anregen in der der Grundannahme, dass es den richtigen und einzigen Weg in Kriegszeiten nicht gibt. Die Befürworter der Waffenlieferungen können nicht ausschließen, dass diese zur weiteren Eskalation beitragen und den Krieg verlängern. Die Gegner der Waffenlieferungen können nicht ausschließen, dass sie sich der unterlassenen Hilfsleistung schuldig machen und der Aggressor das Land besetzt, mit allen furchtbaren Folgen für die Bevölkerung. Da ist – wie das Forum der FriedensDekade empfohlen hat – der ehrliche und respektvolle Dialog sinnvoller als gegenseitige Schuldvorwürfe.

Immer sollten wir bedenken: Wir haben Frieden in unserem Land und betroffen sind die Menschen, die einen Krieg erleben, den sie nicht gewollt haben und der ihnen aufgezwungen wurde. Das Wichtigste ist deshalb der Blick auf die Opfer, das Leiden zu sehen, die Zerstörung an Leib und Seele, an Hab und Gut. Darauf kommt es jetzt an, die Empathie zu wahren für die Menschen und Solidarität zu üben. Diese christlich- humanitäre Grundhaltung dürfte auch eine Voraussetzung sein für eine Friedensperspektive. Solidarisieren wir uns mit den Opfern und stellen uns denen zur Seite, die fragen, suchen, zweifeln und nicht nur auf Gewalt und Militarisierung setzen, nicht nur über lieferbare Waffensysteme streiten. Umsicht, Wachsamkeit, vermeintliche Sicherheiten hinterfragen und Entscheidungen vom Ende herdenken – dazu hat die Ökumenische FriedensDekade 2023 wichtige und hilfreiche Impulse gegeben.

Dem wachsenden Gefühl, Frieden sei eine Illusion und nur mit Waffen zu erreichen, will die nächste Friedensdekade vom 10. bis 20. November 2024 mit dem Motto begegnen „Erzähl mir vom Frieden“. Mit dieser Überschrift stehen positive Erzählungen vom friedenstiftenden Handeln im Zentrum. Denn es gibt sie, die Geschichte von mutigen Menschen, von Initiativen und Organisationen, denen es trotz Krieg und Gewalt gelungen ist, mit gewaltfreien Mitteln Frieden zu schaffen und Wege der Versöhnung zu finden.

Pfarrer i.R. Detlef Salomo, Friedensbeauftragter des Kirchenkreises Tecklenburg

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Erstellungsdatum: 18.03.2024