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Ökumenischer Gottesdienst im Winterlicht »Fragility | Stability« mit Künstlerin Jeongmoon Choi

Was könnte es passenderes geben als einen (ökumenischen) Gottesdienst in einem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster? Verbunden mit einer Lichtkunstausstellung und ergänzt von einem Künstlergespräch? Im Kloster Gravenhorst in Hörstel hat das – im Rahmen der Ausstellungsreihe „Winterlicht“ - Tradition und lockt jedes Mal aufs Neue zahlreiche Kunst- und Kirchenfreund*innen an.

So genossen auch am 9. Februar wieder zahlreiche Besucherinnen und Besucher die ganz besondere Atmosphäre eines Gottesdienstes mitten in einer Lichtinstallation, die in diesem Jahr den Titel „Fragility/Stability“ trägt.

Wer im Dunkeln die große Halle des Denk-Mal-Ateliers (DA) Kunsthaus Kloster Gravenhorst betritt, der muss erst einmal genau hinschauen: Sind es (Laser-)Strahlen in bunten Farben, die im Raum angeordnet verschiedene Muster bilden? Aber wie kommen dann die Knicke in der Linienführung zustande? Ein zweiter Blick offenbart das Geheimnis: Es sind Fäden, über in mehreren Metern Höhe quer gespannte Drahtseile, straff gelegt und von Schwarzlicht in Szene gesetzt. Hinter diesem (und weiteren Installationen in drei anderen Räumen) steht die in Berlin und Seoul (Südkorea) lebende Künstlerin Jeongmoon Choi, die in Seoul ein Kunst- und Malereistudium absolvierte. „Im Zentrum stehen in meiner Kunst die Linien“, erzählt Choi im Anschluss an den Gottesdienst in dem von Anja Reinhardt, Journalistin beim Deutschlandfunk, moderierten Künstlergespräch. Sie verstehe sich als Zeichnerin, so die Lichtkünstlerin, war aber mit der Wirkweise ihrer Werke irgendwann unzufrieden: „Ich wollte meine Kunst umstellen von 2D auf 3D.“

Herausgekommen sind filigrane Gebilde mit sehr zarten einzelnen Fäden oder etwas kräftigeren (fünf gebündelte Fäden) fluoreszierenden Linien, die verschiedene, ineinander greifende Formen bilden und ausdrücklich auch in ihrer Dreidimensionalität begangen werden sollen. Dabei entstehen immer wieder neue Perspektiven, neue Bildwelten und Realitäten. Aber aufgepasst: Der Untergrund – der Plattentektonik nachempfunden – schafft unterschiedliche Niveaus und sollte daher ebenso viel Beachtung finden wie die farblichen Gebilde darüber!

Begeistert, aber zunächst auch ein bisschen eingeschüchtert von den Hindernissen, die eine Lichtinstallation in dieser Umgebung mit sich bringen würde, sei sie bei der ersten Raumbegehung gewesen, erklärt Jeongmoon Choi. Schließlich wird insbesondere die große Halle am Tage von sehr viel Licht geflutet. Also beschloss Choi, das natürlich Außen- und das von ihr geschaffene künstliche Innenlicht in Verbindung zueinander zu setzen. Die großen Dimensionen machten ihr dabei wenig aus, hatte sie doch bereits in ihrer Malerei eine Vorliebe für große Formate entwickelt. Bis jedoch die passende Technik für die Ausstellung feststand, galt erst einmal das Prinzip des Herumprobierens. „Das ist ja auch ein interessanter Kontrast zu diesem Raum“, befand Anja Reinhardt und erklärte, was auch Choi für ihre Kunst im Blick hatte: „Das ist ja ein Kunstwerk, durch das man durchgehen soll.“

Beim Betrachter lösen die Lichtinstallationen der Koreanerin ganz unterschiedliche Assoziationen aus, wie sowohl während des Gottesdienstes als auch im anschließenden Künstlergespräch deutlich wurde. Als Lichtstrahlen empfindet Pfarrer i. R. Prof. Dr. Norbert Ammermann, Kulturbeauftragter des Kirchenkreises Tecklenburg, die im Dunkeln leuchtenden Gebilde, wie er es während seiner Besinnung im Rahmen des Gottesdienstes beschrieb – oder sind es doch eher Klänge? „Als Musik klingen sie vielleicht wie sphärische Harfen“. Das Thema „Licht“ finde sich jedenfalls auch in der Bibel und der kirchlichen Liturgie in vielerlei Form und zahlreicher Ausprägung, machte Ammermann deutlich.

Ein Licht allerdings, das auch Schattenseiten beleuchtet, denn während des Künstlergesprächs eröffnete Jeongmoon Choi, was sie eigentlich bei einem Teil der großen Lichtinstallation im Sinn hatte: Es seien seismographische Schwingungen und ihre Auseinandersetzung einer Erdbebenerfahrung, erklärte die Künstlerin im Gespräch.

Noch bis zum 3. März sind die Installationen von Jeongmoon Choi im Kloster Gravenhorst zu sehen: Geöffnet ist das Haus dienstags bis samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 11 bis 19 Uhr. Aufgrund der unterschiedlichen Raumwirkung werden Besuche sowohl tagsüber als auch nach Einbruch der Dunkelheit empfohlen.

Kostenpflichtige Führungen durch die Ausstellung (Anmeldung erforderlich unter Tel.: 02551 / 69 42 15) finden am 18. Februar und am 3. März jeweils um 16 Uhr statt.

Text: Claudia Ludewig

 

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