Unsere aktuellen Nachrichten auf einen Blick

Positive Bilanz der Friedensbewegung – Ostermärsche 2021 - Der Friedensbeauftragte, Pfarrer i.R. Detlef Salomo, informiert:

Der Name für eine erfolgreiche Tradition blieb zwar auch dieses Jahr erhalten, aber die Aktionsformen haben sich verändert. So verzichteten die Ostermärsche auf den großen Marsch und hielten nur Kundgebungen ab mit entsprechendem Abstand und Masken. Menschenketten wurden durchgeführt, aber auch nicht Hand in Hand, sondern mit Distanz, ein ebenso eindrückliches Signal. Es wurden bei allen Kundgebungen, in Absprache mit den zuständigen Behörden, Sicherheits- und Hygienekonzepte eingehalten.

Digitales Friedenszeichen über Online-Angebote

Präsenzveranstaltungen wurden durch Online-Angebote ersetzt. Diskussionen, Vorträge und Zoom-Konferenzen setzten somit ein digitales Friedenszeichen. Damit lieferte die Friedensbewegung den Beweis, dass auch in Zeiten der Pandemie ein Protest möglich ist, eine beispielgebende Alternative zu den unverantwortlichen Demonstrationen der Corona- Gegner. Inhaltlich wurden zentrale Themen der aktuellen sicherheitspolitischen Debatte aufgegriffen. Abgelehnt wurde die Anschaffung bewaffneter Drohnen. Die Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) hatte sich bereits im November 2020 dafür ausgesprochen, auf diese sogenannten Kampfdrohnen nicht nur zu verzichten, sondern diese auch völkerrechtlich zu ächten.

„In Friedensprojekte statt in Kampfflugzeuge investieren!“

Auch mit dem geforderten Verzicht auf neue Trägersysteme für die in Deutschland nach wie vor stationierten Atombomben treffen sich die Anliegen der Westfälischen Kirche mit den Ostermärschen 2021: „In Friedensprojekte statt in Kampfflugzeuge investieren!“ Viele Redner*innen traten dafür ein, die Rüstungsausgaben drastisch zu senken und dafür zivile Bereiche finanziell besser auszustatten: in die Bildung, den sozialverträglichen Umbau der Gesellschaft sowie in den Gesundheits- und Pflegebereich zu investieren. Um für die immensen Ausgaben nur zwei Beispiele für den zuletzt genannten Sektor zu nennen: Die Kosten für einen Schützenpanzer „Puma“ betragen 15 Millionen Euro, dafür könnte der monatliche Eigenanteil für einen Pflegeplatz von insgesamt 7200 Pflegebedürftigen bezahlt werden. Der Preis für ein Mehrzweck-Kampfschiff entspricht dem durchschnittlichen Jahresgehalt von mindestens 2000 Altenpfleger*innen.

„Dass auch von deutschem Boden atomare Bedrohung ausgeht, kann uns nicht ruhig lassen“

Weniger Geld für Waffen und mehr für Soziales stand ebenso auf der Agenda der Ostermärsche wie die alte und keineswegs überholte Forderung nach nuklearer Abrüstung. Durch das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags „AVV“ zu Beginn des Jahres sieht sich die Friedensbewegung in ihrem langjährigen Engagement bestärkt. Konsequent wird deshalb von der Bundesregierung erwartet, einen Unterzeichnung des Vertrages zu beschließen und damit auch den Abzug der US-amerikanischen Atomwaffen, die auf dem Fliegerhorst in Büchel (Eifel) lagern. Die vergangene EKD-Synode hatte zwar nicht ausdrücklich den Abzug gefordert, aber wenigstens ihre Besorgnis zum Ausdruck gebracht: „Dass auch von deutschem Boden (Büchel) atomare Bedrohung ausgeht, kann uns nicht ruhig lassen.“

Ostermärsche waren durch Corona-Pandemie beeinflusst

Corona beeinflusste auch die Ostermärsche. Durch die sozialen Netzwerke wurden nicht nur neue Aktionsformen geschaffen, sondern auch Menschen erreicht, die bisher noch nicht an der Bewegung für Frieden und Abrüstung beteiligt waren. Zwischen 2014 und 2019 befanden sich die Ostermärsche in einer Phase des Aufbruchs. Es gelang kontinuierlich, mehr Menschen zu mobilisieren. Die bange Frage, die sich auch Kirchengemeinden heute stellen, ist, ob die Teilnehmerzahlen und die Beteiligung der Zeit vor Corona wieder erreicht werden können. Unverzichtbar bleibt das Engagement angesichts einer anhaltenden Militarisierung, der friedensgefährdenden Rüstungsexporte und der ständigen Modernisierung der Waffensysteme.

Die Vision einer Welt ohne Waffen wachhalten

Ostermärsche und Friedensbewegung werden vielleicht ganz neue Aktionsformen finden und andere Möglichkeiten suchen, um für ihr Anliegen einzutreten. Aber sie werden weiterhin die Vision einer Welt ohne Waffen wachhalten und konkrete Perspektiven für eine nukleare Abrüstung aufzeigen. Das ist letztlich ein Gebot der christlichen Friedensethik!

Detlef Salomo

Friedensbeauftragter des Ev. Kirchenkreises Tecklenburg

 

Zurück
Erstellungsdatum: 17.05.2021