Unsere aktuellen Nachrichten auf einen Blick

Reisebericht aus Otjiwarongo von Emmie und Harald Klöpper

Otjiwarongo: eigentlich der geografische Mittelpunkt Namibias. Hierher kamen über hunderte von Kilometern die Delegierten des Kirchenkreises Otjiwarongo am Sonntag, 4. Februar, zusammen, um als Ältestenrat des Kirchenkreises eingeführt zu werden wie auch zuvor am 10. Dezember Superintendent Guidao-ab und sein Stellvertreter Pastor Swartboi.

Am Morgen machte allerdings zunächst die Nachricht die Runde, dass der namibische Präsident Hage Gotfried Geingob den Kampf gegen den Krebs verloren hatte. Entsprechend gedrückt war die Stimmung, weil viele Gemeindeglieder sich doch gerade mit diesem Präsidenten identifiziert und ihre Hoffnung auf ihn gesetzt hatten.

Schon eine Stunde vor dem Gottesdienst waren die Delegierten zusammengekommen, um sich auf den Gottesdienst vorzubereiten. Das vor die Kirche gestellte Zelt war bereits Hinweis und bestätigte, dass die Kirche allein für die hunderte von Gottesdienstbesuchern nicht ausreichen würde. Um 9 Uhr begann der Gottesdienst mit feierlichem Einzug mit Pastor Harald Klöpper (Lengerich) als einzigem in schwarzem Talar.

Dem verstorbenen Präsidenten wurde in Gedenken und Gebeten viel Raum gewährt. Nach zwei Stunden hielt Pastor Klöpper die Festpredigt, die abschnittsweise gleich zwei Mal übersetzt wurde: in Khokhoegowab und Otjiherero. Eine seit Jahrzehnten erprobte inklusive Diversität, von der wir in Deutschland eher noch etwas weiter entfernt sind.

Für die Gemeindeglieder war es ein bewegendes Zeichen, dass die Partner aus Deutschland anwesend sein konnten. Wenn auch nur mit zwei Personen, da der Rest der Studienreisegruppe keinen gemeinsamen Weg durch die Streikwellen in und um den Frankfurter Flughafen finden konnte.

Immer wieder beeindruckend ist und bleibt der vielstimmige Gemeindegesang mit oder auch ohne instrumentale Begleitung. Erfreut nahmen Superintendent Guidao-ab und Stellvertreter Swartboi die Amtskreuze entgegen, die Vikar Miles Jonathan Robker aus den USA organisiert und die der Kirchenkreis Tecklenburg als Zeichen der Verbundenheit gespendet hatte. Aber auch die Bezirksältesten gingen nicht leer aus: jede und jeder empfing ein Fischsymbol in Regenbogenfarben zum Anstecken.

Alle Details des Gottesdienstes lassen sich gar nicht aufzählen, dauerte der Gottesdienst doch statt der angekündigten 3 Stunden immerhin 5 ¼ Stunden, von denen keine einzige langweilig war.

Otjiwarongo ist nicht nur Sitz des Superintendenten, sondern auch die Geburtsstätte der von Benigna Guidao-as gegründeten Girls’ Clubs, die manche im Kirchenkreis Tecklenburg als Austauschprojekt #thisisme kennenlernen durften. Für den anschließenden Montag hatten die Mädchen und jungen Frauen sich etwas Besonderes ausgedacht: gleich nach der Schule strömten sie zusammen, um Essen vorzubereiten, kleine Pakete mit sauberer Kleidung zu packen, um damit zu den Menschen zu fahren, die auf/von der Müllkippe weit vor den Toren der Stadt leben.

Unvorstellbar, mit welcher Selbstverständlichkeit und zugleich mit welchem Selbstvertrauen die Jugendlichen auf die dort lebenden Menschen zugingen, um ihnen wenigstens ein Stück Menschenwürde zurückzugeben. Trotz ihres jungen Alters und ihrer begrenzten Mittel wollen sie unbedingt an dieser Aufgabe festhalten. Ein guter Schulabschluss? Das haben sie sich vorgenommen, um auch noch als Erwachsene Verantwortung für sich UND andere wahrnehmen zu können.

Eine Begegnung mit dem Girls’ Club und seinen Aktionen wird wohl bei jeder und jedem noch lange nachwirken.

Text: Emmie und Harald Klöpper (Lengerich).

 

 

Zurück