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„Wir müssen wirklich anfangen, uns für Demokratie, Solidarität und Gerechtigkeit einzusetzen“ - Gottesdienst zur westfälischen Eröffnung der 65. Spendenaktion von „Brot für die Welt“

Heute leiden 800 Mio. Menschen weltweit an Hunger. Kinder, Frauen und Männer, denen das grundlegende Recht auf ausreichende Ernährung verwehrt wird. Obwohl es genügend Lebensmittel für alle Menschen gibt, leiden Menschen Hunger. Hunger ist nicht nur ein Problem der Nahrungsmittelproduktion, sondern eine Frage von Ungerechtigkeit, Armut und der unzureichenden Ressourcenverteilung.

„Die christliche Botschaft ist eine tolle Idee, wie das Zusammenleben gelingen kann“, ist sich NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann in seiner Kanzelrede im Gottesdienst zur westfälischen Eröffnung der 65. Spendenaktion von „Brot für die Welt“ sicher. Die diesjährige Aktion steht unter dem Motto „Wandel säen“. Es gehe um die Nächstenliebe und die Würde jedes Einzelnen. „Wir müssen wirklich anfangen, uns für Demokratie, Solidarität und Gerechtigkeit einzusetzen“, appellierte er an die Besucherinnen und Besucher. Durch die Arbeit von „Brot für die Welt“ werde Solidarität und Liebe erfahrbar. „Wir können mit Solidarität die Welt besser machen“, betonte er. Der Klimawandel sei nicht nur eine ökologische, sondern auch eine moralische Herausforderung. Jeder und jede könne im Kleinen anfangen, beispielsweise regionale Produkte einzukaufen oder regenerative Energiequellen zu nutzen.     

„In jedem Jahr freue ich mich auf die Adventszeit. In diesem Jahr habe ich das Gefühl, die Adventszeit besonders zu brauchen, angesichts der vielen Herausforderungen und Probleme, vor denen wir stehen“, sagte Pfarrerin i.R. Kerstin Hemker, die „Brot für die Welt“-Botschafterin des Kirchenkreises Tecklenburg, zur Begrüßung in der voll besetzten Ev. Kirche in Lengerich-Hohne. Der Glaube gebe ihr Zuversicht in diesen schwierigen Zeiten. Zur Eröffnung waren neben NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann auch Landeskirchenrat Dr. Albrecht Philipps (Evangelische Kirche von Westfalen, EKvW), Superintendent André Ost (Ev. Kirchenkreis Tecklenburg) und Lengerichs Bürgermeister Wilhelm Möhrke zu Gast. Mit viel Schwung und Freude gestalteten die „Proud Namibians“ und Ilse Saatkamp (Orgel und E-Piano) den Gottesdienst. Die Liturgie im Gottesdienst übernahmen Pfarrer Harald Klöpper und Vikar Dr. Jonathan Robker. „Freue dich sehr, Tochter Zion! Brich in Jubel aus, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Retter ist er“, so der Beginn der Lesung zum 1. Advent aus Sacharja 9, die Katrin Greshake und Jonathan Robker vortrugen. Gott wird darin als Friedenskönig beschrieben.

Wie mehr Klimagerechtigkeit auf der Welt möglich werden kann, verdeutlichten Biolandwirt Rolf Klement (Weidenhof Lengerich) und Pfarrerin Dr. Leita Ngoy, Referentin für Mission und Ökumene im oikos-Institut der EKvW, in einem Interview mit Kerstin Hemker. Die gebürtige Kongolesin Leita Ngoy arbeitete früher als Theologin in Tansania. „Als ich vor fünf Jahren nach Deutschland kam, wunderte ich mich über die Fülle an Obst und Gemüse in den Supermärkten“, berichtete sie. Sie kenne den Hunger aus ihrem Heimatdorf im Kongo. Sie habe gesehen, wie hungernden Kindern die Haare ausfallen. „Es macht mich traurig, wenn ich höre, dass ein Drittel der Lebensmittel in Deutschland vernichtet werden“, sagte sie. Es sei Zeit, dass der Wandel gesät werde. Unwissenheit und Armut verursachten, dass viele Menschen an Mangelernährung leiden. „Die Lebensmittel sind in der Welt nicht gerecht verteilt, weil die Interessen Einzelner im Vordergrund stehen. Die Gewinnmaximierung sorgt für eine fehlende Gerechtigkeit“, machte Biolandwirt Rolf Klement klar. „Es ist ein Paradox“, wunderte sich Dr. Leita Ngoy: „In Ländern wie Tansania und Kenia, in denen Kaffee, Reis und Bohnen angebaut werden, herrschen Hunger und Mangelernährung. Diese Lebensmittel werden nach Europa und in die USA exportiert“. Es brauche politischen Willen, dieses Ungleichgewicht zu ändern, sind sich die Theologin und der Biolandwirt einig.

In der abschließenden Fürbitte baten Kerstin Hemker, Superintendent André Ost und Oberkirchenrat Dr. Albrecht Philipps um die Kraft, Veränderungen zu bewirken und Wandel zu säen. Bei Kaffee und Fingerfood gab es nach dem Gottesdienst viele Gespräche und Informationen über verschiedene „Brot für die Welt“-Projekte. Die im Gottesdienst gesammelte Kollekte für Brot für die Welt ergab die stolze Summe von 989,02 €. 

Text: Christine Fernkorn

Hier kommen Sie zum YouTube-Video des Gottesdienstes:

https://youtu.be/O8UbbT35TJA

Für die Produktion zeichnet die Firma canomedia, Osnabrück. 

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