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„Wir sind gemeinsam auf dem Weg!“ - Interview mit Annette Salomo im Nachklang des Namibiabesuches

Begegnungen gehören zum Wichtigsten, was eine Partnerschaft ausmacht. Nichts kann das persönliche Gespräch, gemeinsames Singen, Beten, Feiern und Arbeiten ersetzen, wenn es darum geht, eine internationale Beziehung zu vertiefen und zu festigen.

21 Tage lang haben 5 Personen aus dem Kirchenkreis Otjiwarongo die beiden Kirchenkreise Wesel und Tecklenburg besucht. Nach langer Coronapause konnten die regelmäßigen gegenseitigen Besuche wieder aufgenommen werden. Es war ein freudiges Wiedersehen, verbunden mit gefüllten Tagen voller Begegnungen, Aktivitäten und zahlreichen Highlights. Öffentlichkeitsreferentin Christine Fernkorn interviewte Annette Salomo, die Vorsitzende des Partnerschaftskomitees Namibia:

Was macht für Dich die Partnerschaft zwischen Otjiwarongo, dem Kirchenkreis Tecklenburg und dem Kirchenkreis Wesel aus?

„Seit 41 Jahren sind wir partnerschaftlich miteinander verbunden. Unsere Vorakteure haben bewusst eine Beziehung zur damaligen Evangelisch Lutherischen Kirche Namibias (ELCRN) gewählt, um ein Zeichen der Solidarität mit der unterdrückten schwarzen Kirche zum Ausdruck zu bringen. Damals war Namibia noch ein Staat mit einem Apartheits-Regime. Gerade unsere Schwestern und Brüder der „ELCRN“ haben besonders unter Vertreibung, Ungerechtigkeit und Armut gelitten. Vieles hat sich seit diesen Zeiten geändert. Namibia ist unabhängig geworden und hat versucht, eine bessere, gleichberechtigtere, demokratische Gesellschaftsform zu finden. Vieles ist geglückt, aber längst nicht alle drängenden sozialen Fragen sind gelöst. Unsere Solidarität und geschwisterliche Begleitung ist immer noch notwendig. Unsere gemeinsamen Projekte wie das Garten- und Hühnerprojekt, auch das gemeinsame Mädchenprojekt geben einen Ausdruck davon. Aber wir haben verstanden, dass wir uns gegenseitig unterstützen müssen. Auch wir in Wesel und Tecklenburg brauchen die Gaben derer, die gut 10 000 km von uns entfernt unter völlig anderen Bedingungen leben. Die beeindruckende Spiritualität, der Zugang zu biblischen Texten, zu Traditionen, zum Selbstverständnis des christlichen Glaubens und wie man ihn tagtäglich leben und bezeugen kann, wie kirchliches Leben sich in einem schwierigen gesellschaftlichen und finanziellen Umfeld gestalten lässt, dass sind alles Fragen, von denen wir lernen können. Außerdem geht es in einer Partnerschaft auch darum, miteinander Aufgaben und Fragen aufzunehmen und Lösungen zu finden. So sind wir gemeinsam auf dem Weg! Verbunden im Geist von Jesu Christus! Es bereichert uns hier im Kirchenkreis Tecklenburg, lässt uns über den Tellerrand unseres eigenen Gemeindelebens schauen und Verantwortung übernehmen in der weltweiten Christenheit. Wenn wir uns darauf einlassen, werden wir reich beschenkt“.

Was waren aus Deiner Sicht die „Highlights“ des Besuchs?  

„Highlights gab es bei dieser Begegnung viele. Wir hatten im Vorfeld über Zoom gemeinsam am Programm und seinen Inhalten gearbeitet.

Besonders beeindruckend waren für mich u.a. der Besuch auf dem Hof Mersch in Hopsten, wo wir ein Gartenprojekt auf „deutsch“ erleben konnten und alle Teilnehmer soviel für das Gartenprojekt in Fransfontein mitnehmen konnten – an Wissen, an guten Tipps, an neuen Ideen und Eindrücken.

Außerdem war die Podiumsdiskussion in der Marienkirche in Osnabrück zum Thema: „Versöhnung und Friede – eine Podiumsdiskussion anlässlich des 375- jährigen Jubiläums des Westfälischen Friedens“ eine ganz besondere Erfahrung. Henrico Swartbooi und Salmone Tsaitsaib haben u.a. daran teilgenommen und ihre Sicht zum Thema Versöhnung und Friede aus ihrem Kontext heraus aufgeführt. Diese tiefgründige Debatte an diesem Abend hat viele sehr nachdenklich werden lassen und gezeigt, dass wir uns auch heute mit den Fragen von Kolonialismus, Schuld und Vergebung auseinandersetzen müssen. Fragen, wo sich drängend Geschichte und Gegenwart berühren und unser verantwortliches Handeln gefragt ist.

Ein drittes Highlight betrifft das gemeinsame Singen und Beten in den Gottesdiensten und auch das ökumenische Bibelteilen. Es war Teil unserer gemeinsamen Sitzung, wo wir den Besuch evaluieren und über die Zukunft der Partnerschaft nachdenken wollten. Dieses gemeinsame Tun führt uns immer wieder zu unseren gemeinsamen Grundlagen, unseren Glauben. Und da sind wir trotz aller Unterschiede gleich und miteinander verbunden“.

An welchen Fragen und Themen wird das Partnerschaftskomitee perspektivisch weiterarbeiten?

„Wir wollen weiter an den vorhandenen Projekten arbeiten. Das Garten- und Hühnerprojekt steht noch nicht auf ganz sicheren Füßen. Da gilt es, weiter zu lernen, auszuprobieren und auch neue Wege zu gehen. Ziel ist es, ein nachhaltiges Projekt zu verwirklichen, dass sich selber trägt und dem Kirchenkreis, den Gemeinden und den Hostels die Möglichkeit gibt, Einnahmen zu erzielen. Außerdem sollen die Kinder des Hostels lernen, wie man Gemüse anbaut, pflegt und aufzieht, erntet, verarbeitet und verkauft. Die Girlsclubs haben sich schon gut in den Gemeinden etabliert. Nun wird darüber nachgedacht, ob man auch Boysclubs gründen kann. Auch die Jungen brauchen Unterstützung, Orientierung auf ihrem Lebensweg und das Gefühl, zu einer Gruppe dazu zu gehören. Es ist außerdem auch eine Form von Gemeindeaufbau, der Hoffnung, junge Menschen intensiver an die Kirchengemeinde zu binden.

Eine ganz praktische Zukunftsperspektive ist der regelmäßige Austausch zwischen den gegenseitigen Besuchen über Zoom. Wir wollen uns alle drei Monate im Internet treffen und nur jedes zweite Mal über Projekte, Aktivitäten und formale oder organisatorische Fragen sprechen. Im Zoomtreffen dazwischen wollen wir uns in der Form vom „Ökumenischen Bibelteilen“ über Texte der Bibel auseinandersetzen und uns von den aktuellen Herausforderungen des Lebens in der Kirche und in der Gesellschaft gegenseitig berichten. Dies bedeutet eine neue Stufe des Austausches und gegenteiligen Anteilnehmens am Leben der Partner.

Und dann steht da ja noch der nächste Besuch im Raum. Zwar erst in zwei Jahren wird eine Delegation von Deutschland nach Namibia reisen, aber man kann ja nie zu früh anfangen, zu planen“.

 

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Erstellungsdatum: 27.06.2023