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40 Jahre Männerkreis Westerkappeln

„Ob ihr's glaubt oder nicht, ich bin euer Gründungsvater“, stellte Horst-Dieter Beck am Montagabend gut gelaunt, nicht minder gut gesättigt, im guten Anzug und mit neuer Frisur fest. Als 36-Jähriger hatte der heutige Pastor im Ruhestand den Männerkreis ins Leben gerufen. „Ich freue mich unbändig, dass es keine Eintagsfliege, sondern ein Dauerbrenner geworden ist“, versicherte er im Kuckucks-Nest, wo 85 der aktuell 112 Mitglieder zwischen 55 und 89 Jahren das 40-jährige Bestehen der munteren Runde feierten.

Nachdem alle ausgiebig geschmaust hatten, war es Zeit für die Rückschau mit vielen Fotos und Erinnerungen. „Das bewegt mich selbst auch mächtig“, räumte Beck freimütig ein, als er die Jahre Revue passieren ließ und auf den Bildern Menschen entdeckte, die inzwischen zum Teil schon lange verstorben sind. „Was haben wir gefeiert, und was haben wir gesungen“, erklärte er ein ums andere Mal, als er den in vier Jahrzehnten von 15 auf 112 Männer gewachsenen Kreis auf Ausflügen und Themenabenden, bei Feiern und Vorträgen sowie Arbeitseinsätzen erblickte.

„Das kann doch nicht nur eine Frauenkirche sein“, diese Erkenntnis traf den jungen Pastor Beck, der 1972 seinen Dienst in Westerkappeln angetreten hatte, wie ein Blitz. Während sich die Frauen in der Frauenhilfe unter der Leitung der damals jungen, inzwischen vor einem knappen Jahr verstorbenen Pfarrersfrau Alide Beck trafen, schauten die Herren in die Röhre. Das durfte nicht sein. „Wir brauchen einen Männerkreis“, machte Horst-Dieter Beck deutlich. Er rührte die Werbetrommel und schon zum ersten Treffen der Runde unter dem Dach der evangelischen Kirchengemeinde kamen am 9. Februar 1979 15 Teilnehmer. Das Angebot war zunächst nur für den Südbezirk gedacht, wurde aber bald für die gesamte Gemeinde geöffnet.

Mit großem Erfolg, die Zahl der Teilnehmer wuchs stetig. Ob Feiern, Vorträge, Ausflüge, das Programm war vielfältig und „ganz schön aktuell“, erinnert sich Beck. „Die Schiiten im Iran“, „China – Ausbruch aus der Mauer“ oder „Der Religionskrieg in Nordirland“ waren nur einige Themen. Und die Liste der Prominenten, die dem Männerkreis ihren Besuch abstatteten, ist lang. Uta Ranke-Heinemann und Lew Kopelew stehen im Gästebuch, in dem sich auch die Männer an besonderen Abenden und Jahrestagen verewigten.

Die gemeinsam von Männerkreis und Frauenhilfe veranstalteten „Offenen Abende“ kamen besonders bei Paaren gut an. Die Pastoren wechselten, der befreundete Männergesangverein Westerkappeln ist seit fast zehn Jahren Geschichte, der Männerkreis aber ist geblieben und dabei vor allem sich selbst treu geblieben. Die montäglichen Treffen alle zwei Wochen, die immer mit einer Andacht beginnen, seien immer sehr gut besucht, weiß Heinz-Hermann Riechel, der aktuell Sprecher des Leitungsteams ist. Der 74-Jährige ist seit zwölf Jahren dabei. „Schuld“ war ein Bildervortrag von Horst-Dieter Beck über Moskau. Riechel kam, sah und blieb.

Er war und ist in guter Gesellschaft. Einige Senioren sind aus Altersgründen nicht mehr aktiv dabei, andere hingegen haben in den 40 Jahren keinen einzigen Abend versäumt. Am Montag ehrten die Männer Mitglieder, die sich besonders um den Kreis verdient gemacht haben. So sorgen Brigitte und Reinhard Fürst immer für die jahreszeitlich passende Dekoration des Martin-Niemöller-Hauses sowie für Essen, Stühle und Getränke. Mit Letzteren kennt sich Alfred Teepe, besser bekannt als „Erfinder des Urknalls“, gut aus. „Er weiß von jedem, was er in der Pause trinkt, und das schon seit vielen Jahren“, erklärt Riechel Teepes Funktion im Männerkreis.

Einen Wermutstropfen gab es bei dem sonst rundum schönen geselligen Abend im Kuckucks-Nest. Das langjährige Mitglied Hans-Jürgen Schmidt konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht zum runden Geburtstag kommen, bedauern die Männer.

„Dankbar für diese Zeit und für all das, was wir erleben durften“, ist Gründungsvater Horst-Dieter Beck. „In der Hoffnung, dass es weitergeht“, stimmte er mit der Runde zum Abschied das Lied „Bis hierher hat mich Gott gebracht“ an.

Text: Dietlind Ellerich

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