Die beiden renommierten Künstler schlugen zudem eine Brücke zwischen Okzident und Orient. Bei dem interkulturellen Projekt lernten die etwa 40 Zuhörer die enge Verbindung von klassischer indischer sowie europäischer Musik kennen. Das Konzert „Friedensmusik global“ war auch eine Mahnung an die Menschen, achtsam und friedlich miteinander umzugehen. Vor dem Abendmahlstisch im Kirchenraum machten Teppiche und fremdartige Instrumente neugierig auf eine besondere Erfahrung. Kleine Kesseltrommeln, eine Geige, die Langhalslaute Tanpura und die ebenfalls zu dieser Instrumentengattung gehörende Sitar versprachen ungewöhnliche Klänge von einem fernen Kontinent.
Interessante Einblick in die melodische Grundstruktur indischer Kunstmusik erlaubte zu Beginn ein Abendraga. Nach diesem ersten Stück, von Manoj Baruah auf der Geige, Swapan Bhattacharya an den Tablas und Sigrun Menzel an der Tanpura vorgetragen, war ein Mantra zu hören. Diese spirituelle Ausdrucksweise mit heiligen Silben, Worten oder Versen hat eine stark meditative Wirkung, wie unschwer zu erkennen war. Die Texte können frei gewählt werden. Tablas seien nicht einfach Trommeln, sie verkörperten Sprache und griffen den Tanz Gottes auf, erläuterte Ammermann Sie geben den einzelnen Blöcken der Ragas Struktur. Auf eine langsame Einleitung folgen eine gemäßigte Mitte und ein schneller Abschluss. Indische Geigen haben fünf Saiten und darunter mehrere Resonanzsaiten, ähnlich wie historische europäische Geigen. Sein Instrument hat Manoj Baruah auf dem Resonanzkörper einer deutschen Violine selbst gebaut. In Indien stehe zumeist die Improvisation vorhandener Kompositionen im Mittelpunkt, stellte er fest.
Im Raga Jhinjhoti, dessen bestimmendes Merkmal ebenfalls die Improvisation ist, griff Professor Ammermann zur populären Sitar. Deren charakteristischer, obertonreicher Klang hat auch Einzug in westliche Kompositionen von Pop, Rock und Jazz gefunden. Ein bekannter Spieler war Ravi Shankar (1920-2012), der durch die Zusammenarbeit mit den Beatles und Yehudi Menuhin indische Klassik in Europa bekanntmachte und das Ansehen der fremden Kultur steigerte.
Der mittelalterliche Choral „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ war eine wunderbare Ergänzung des Konzerts. Dessen erste Strophe stammt aus dem 13. Jahrhundert und die Melodie mag wohl damals so geklungen haben, wie sie jetzt in der Christuskirche gespielt wurde. Anschließend hatten die Besucher Gelegenheit, sich die Instrumente und deren besondere Spielweise von den Künstlern erklären zu lassen. Nach langem Beifall kamen sie noch in den Genuss einer Zugabe.
Text: Brigitte Striehn