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Klang- und stimmungsvoller Gottesdienst zum 125-jährigen Jubiläum des Lengericher Posaunenchors

„125 Jahre oder 125 Dezibel“, fragte Pfarrer Harald Klöpper, als er am ersten Novembersonntag die Gemeinde, Gäste und nicht zuletzt das „Geburtstagskind“ zum Bläsergottesdienst in der Stadtkirche begrüßte.

Die Antwort gab er gleich selber, denn „Trompeten und Posaunen schaffen es fortissimo locker über 100 Dezibel“, auch und gerade zum runden Geburtstag. Denn ein solcher war der Anlass der Feierstunde in dem Lengericher Gotteshaus. Der Posaunenchor wurde 125 Jahre alt.

Dies wurde mit einem klang- und stimmungsvollen sowie sehr kurzweiligen Gottesdienst gefeiert. Pfarrer Klöpper, der angesichts der vielen Bläserinnen und Bläser im Chorraum immer wieder auf der Suche nach der richtigen Position zum Beispiel für die Predigt und den Segen war, führte launig durch die Liturgie und ließ en passant die Entwicklung von der ursprünglichen Funktion der Posaunen als Krach- und Stimmungsmacher bei Gladiatorenkämpfen in der Antike bis zur Begleitung und Stütze der Gemeindegesangs in der heutigen Zeit Revue passieren.

Klangliche Unterstützung hatten die Lengericher Bläserinnen und Bläser vom Blechbläserensemble des Kirchenkreises Tecklenburg, dessen Leiterin Ursula-Maria Busch im Wechsel mit der Lengericher Kantorin Rebekka Follert dirigierte. Die Musikerinnen und Musiker begleiteten im Gottesdienst nicht nur die Lieder „Du meine Seele, singe“, „In dir ist Freude“ und „Danket dem Herrn“, sondern ließen auch ohne stimmliche Ergänzung von den Kirchenbänken aufhorchen, als sie zum Ende „Farmhouse Rock“ von Jacob de Haan anstimmten. Wen es bei diesem Stück noch auf den Sitzen halte, sei selber schuld, hatte Klöpper gesagt. Seiner Einladung, mitzuklatschen und den Rhythmus in Bewegung umzusetzen, folgten nicht alle, was aber der guten Stimmung in der Stadtkirche keinen Abbruch tat.

Klöpper wurde nicht müde, den ehrenamtlichen Einsatz der Blechbläser zu betonen. „Ihr seid so billig“, sagte er schmunzelnd und meinte nicht nur, dass es kein Gehalt für die Bläser geben, sondern auch, dass es nicht in die Millionen wie bei einer Orgel gehe, wenn Posaune, Trompete und Co. kaputt gingen. „Überschaubare Folgekosten“, brachte er es salopp auf den Punkt. Ein weiterer Vorteil gegenüber der „Holzkiste mit den vielen Pfeifen“ sei die hohe Mobilität. Eine Orgel könne nicht die Menschen in einem Garten mit Musik erfreuen, gab Klöpper zu bedenken. „Ein Posaunenchor ist beweglich und kann auftauchen, wo es feierlich, fröhlich oder auch schwer ist. Wunderbar, dass es so etwas gibt“, fasste er zusammen und stellte klar, dass ein Posaunenchor nicht auf den Truppenübungsplatz, sondern mitten ins Gemeindeleben gehöre.

„Nicht so viele Worte zu machen, sondern Musik zu hören“, hatte sich der evangelische Pfarrer zu Beginn des Gottesdienstes vorgenommen und zog mit seinen Ausführungen die Gemeinde und die Ehrengäste dann doch in seinen Bann. Die Bläserinnen und Bläser nahmen es nicht übel, freuten sich über das Lob und bewiesen klangvoll, dass sie sich ihrer Bedeutung bewusst sind und inzwischen auch nicht mehr mit Synkopen hadern.

Vertreter der Kommune, des Kirchenkreises und des Posaunenwerks Westfalen ließen es sich nicht nehmen, zum 125-jährigen Jubiläum zu gratulieren. Landesposaunenwart Andreas Tetkov dankte dem Ensemble für seinen unermüdlichen Dienst und ehrte Moritz Temme für dessen 25-jährigen und Friedgard Seeberger für ihren 40-jährigen Einsatz im Posaunenchor Lengerich. Für den gesamten Posaunenchor überreichte er dessen Leiterin, Kantorin Rebekka Follert, eine Urkunde.

Bürgermeister Wilhelm Möhrke erinnerte daran, dass vor 125 Jahren viele Menschen aus Lengerich auswanderten, weil sie in der Stadt keine Zukunft sahen, und sah in der Gründung des Posaunenchors in eben „diesen schlechten Zeiten“ im Jahr 1898 ein Zeichen gegen schlechte Stimmung etwas Neues zu wagen. „Musik schlägt Brücken“, stellte Möhrke fest.

Superintendent André Ost wünschte dem nach Ladbergen und Kattenvenne drittältesten Posaunenchor des Kirchenkreises Tecklenburg ebenfalls alles Gute. „Die Posaunenchorarbeit blüht und wird gepflegt“, machte er mit Blick auf die insgesamt 13 Posaunenchöre im Kirchenkreis deutlich. Ein besonderes Dankeschön richtete Ost an die neue Kantorin Rebekka Follert. Er wünschte ihr viel Erfolg und gutes Gelingen.

Im Anschluss an den Gottesdienst ließen die Bläserinnen und Bläser die Feier mit einem gemütlichen Beisammensein im Gemeindehaus ausklingen.

Text: Dietlind Ellerich

 

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