Am 1. Februar 2021 trat der 34-Jährige seinen Dienst in der Ev. Kirchengemeinde Lengerich an. Am 31. Januar 2023 endet sein Dienst. Marco Johanning hat sich gemeinsam mit seiner Frau Julia dafür entschieden, zusammen mit Sohn Martin wieder zurück an seine letzte Wirkungsstätte Leipzig zu ziehen. Viele Gottesdienstbesucher waren gekommen, um sich beim anschließenden Kirchcafé persönlich von Marco Johanning zu verabschieden. Gabriele Henzelmann (Posaune), Achim Seeberger (Zugposaune) und Marco Johanning (Orgel und Klavier) gestalteten den Gottesdienst musikalisch virtuos.
Die Seligpreisungen aus der Bergpredigt (Mt. 5, 1-12) hatte sich der Musiker in seinem Abschiedsgottesdienst gewünscht. Die Sätze Jesu: “Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden gesättigt werden. Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden …“ stellen unsere bekannte Welt auf den Kopf“ so Pfarrerin Holtgrave in ihrer Predigt. „Gott will uns durch Jesu Augen für eine andere Sichtweise öffnen und in seine Welt einladen“, betonte sie. Man könne eine innere Balance und Zufriedenheit erfahren, auch angesichts von Problemen und Katastrophen. Glück bleibe dabei nicht bei der eigenen individuellen Lebenserfüllung stehen, sondern umschließe die Gemeinschaft der Menschen. Glück denke die anderen Menschen mit, machte sie deutlich. Aus den Seligpreisungen spreche die Hoffnung auf das Reich Gottes, auf die Zukunft hin. „Die Hoffnung auf das Reich Gottes ermutigt uns, das angeblich Unveränderliche in dieser Welt zu verändern und uns nicht mit ungerechten Verhältnissen, Gewalt, Zerstörung, Trostlosem und Armut in dieser Welt abzufinden“, ermutigte sie die Besucher.
„Marco Johanning ist in der Gemeinde den Spuren der Seligpreisungen gefolgt“, unterstrich Sigrid Holtgrave auch im Namen des Presbyteriums. „Wir durften Glück und Seligkeit erfahren mit seinem musikalischen Wirken auf unterschiedlichste Weise.“ So habe er seine hochwertige Musik in der Coronazeit allen frei verfügbar gemacht. Er habe Trauernde mit seiner Musik berührt. „Dass sein Start in der Coronazeit so ein zurückhaltender war und er nicht durchstarten konnte, davon hat er sich nicht entmutigen lassen. In der tristen Zeit habe er immer wieder neue Formate gefunden, die musikalische, corona-zulässige Auftritte und Aufführungen umsetzbar machten, live und digital“, berichtete Sigrid Holtgrave. Der Kantor habe Konzerte zugunsten notleidender Menschen gegeben und die Friedensgebete musikalisch begleitet. Das Lied „Open the eyes of my heart, Lord, I want to see you!” (Öffne die Augen meines Herzens für dich, Gott, ich möchte sich sehen!) hat der Kantor den Konfirmand*innen im Rahmen einer Freizeit beigebracht. Das habe die jungen Leute begeistert. „Was für ein Glück, dass unsere Gemeinde und Marco Johanning zusammengekommen sind“, meinte sie abschließend.
Im Namen des erkrankten Superintendenten André Ost übermittelte Sigrid Holtgrave Grüße des Kirchenkreises Tecklenburg: „Marco Johanning hat der Kirchengemeinde mit seiner lebendigen Art gutgetan. Er hat in der Kirchengemeinde Spuren hinterlassen“, lobte der Superintendent. Die Zusammenarbeit mit ihm sei sehr angenehm und unkompliziert gewesen. „Wir hoffen, dass Marco Johanning noch ganz oft beruflich oder privat in Lengerich zu Gast sein wird“, so der Superintendent.
Mit persönlichen Voten (Bibelversen) wünschten die Presbyteriumsmitglieder Marco Johanning Gottes Geleit auf seinem neuen Weg. Pfarrer Torsten Böhm segnete ihn. Der Kantor bedankte sich beim Presbyterium, das ihn auch in schwierigen Zeiten immer unterstützt habe. Sein Dank galt auch den Musiker*innen, mit denen er zusammengearbeitet habe, sowie Adelheid Delschen, der Vorsitzenden des Vereins zur Förderung für Kirchenmusik in Lengerich, und der Küsterin Anke Baumkamp. Schon am Vortag hatte er sich mit einem Konzert in der vollbesetzten Stadtkirche von der Gemeinde verabschiedet.
Text: Christine Fernkorn