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Traurig, aber unvermeidlich - Versöhnungskirche in Hörstel-Riesenbeck wurde entwidmet

Am 28. November 1954 wurde in Hörstel-Riesenbeck die Versöhnungskirche ihrer Bestimmung als Gottesdienststätte übergeben. André Ost, Superintendent des Kirchenkreises Tecklenburg, blickte am 14. August 2022 auf die Anfangsjahre zurück, denn er feierte mit der Gemeinde den letzten Gottesdienst zur Entwidmung der Kirche.

„Das ist kein schöner Tag. Der Vorgang ist traurig, aber unvermeidlich“, stellte er fest.

Der erste Advent 1954 war ein Tag großer Freude für die nach dem Krieg stark gewachsene evangelische Gemeinde. Durch den Zuzug vieler Flüchtlinge hatte sie einen großen Aufschwung erlebt. Sie wünschten sich einen Heimatort für die Verkündigung des Wortes Gottes, ein neues Zuhause. „Die Landeskirche finanzierte den Bau der Kirche, die damals gebraucht wurde“, erklärte Ost. Das Grundstück hatten die Christen mit viel Eigenleistung und Herzblut selbst baureif gemacht. Sie war von ihrer besonderen Lage oberhalb des Dortmund-Ems-Kanals bis heute einzigartig in der Tecklenburger Kirchenlandschaft.

Mehrere Generationen verbänden Erinnerungen mit diesem Ort, an Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Trauungen oder Beerdigungen, sagte Pfarrer Martin Pfuhl von der Evangelischen Kirchengemeinde Hörstel. Pfarrerin Dorothea Pfuhl sprach das Eingangsgebet und bat um Stärkung für den Abschied und Neuanfang. Olga Neugum an Orgel und Klavier sowie der Chor der Evangelischen Kirchengemeinde Hörstel unter ihrer Leitung gestalteten den festlichen musikalischen Rahmen. Gemeinsam beteten die Besucher den Psalm 121. Presbyterin Annegret Sand trug die Lesung aus dem Alten Testament vor. „Ein jegliches hat seine Zeit“, heißt es im Bibeltext des Predigers Salomo. Auch die Versöhnungskirche hatte ihre Zeit und ihre Aufgabe, so Martin Pfuhl. Doch im Laufe der Jahre kamen immer weniger Menschen zu den Gottesdiensten. Er erläuterte noch einmal die Entscheidung des Presbyteriums zur Schließung und Entwidmung der Versöhnungskirche, die von der Evangelischen Kirche von Westfalen mit einer Urkunde genehmigt wurde.

„Einer Kirche die Aufgabe als Gottesdienstort zu nehmen, fällt schwer“. Damit sprach André Ost aus, was die etwa 50 Besucher empfanden. Er fand in seiner Predigt sehr persönliche Worte, die den Gläubigen Mut machten, dennoch optimistisch in die Zukunft zu schauen. Die Gemeindearbeit werde sich künftig an der Hörsteler Friedenskirche konzentrieren.

Mit Kirchen seien Lebensstationen verknüpft, die sich ins Gedächtnis gebrannt hätten, so der Superintendent. Sie seien jedoch keine heiligen Orte, an denen Gott dingfest zu machen wäre. Sie dienen zur Verkündigung des Wortes Gottes und als Treffpunkt für die Gemeinde. Werde dieser ursprüngliche Sinn nicht mehr erfüllt, sei der Abschied unvermeidlich. „Wir trauern darüber, dass die Zeit, in der wir heute leben, über die Bedeutung dieses Hauses hinweggegangen ist“, betonte der Superintendent.

Schwindende Mitgliederzahlen und eine geringere Finanzkraft ließen keine andere Schlussfolgerung zu. Bezüglich der weiteren Verwendung des Gebäudes und Grundstücks sei vieles im Fluss, eine abschließende Entscheidung noch nicht getroffen. Derzeit würden Gespräche mit Interessenten geführt, kündigte Ost an. Er verlas den förmlichen Entwidmungsbeschluss des Landeskirchenamtes in Bielefeld. Auch nach der Schließung werde Gottes Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit bleiben, blickte er in die Zukunft. „Schön wäre es, wenn die Erinnerung an das christliche Leben an diesem Ort für die Nachwelt erhalten bliebe“, wünschte der Superintendent sich und den Gläubigen.

Helmut Selchow hatte die Gemeinde mit aufgebaut und an vielen Stellen mitgewirkt. Mit berührenden Worten erinnerte er daran, wie die Kirche für die vielen Flüchtlinge, die nicht immer wohlgelitten waren, zu einem Stück Heimat wurde. Sie hatten bei der Vertreibung kaum etwas mitnehmen können, trotzdem sammelten sie Geld für den Bau, das könne er nicht vergessen. Er hatte den Anwesenden aus dem Herzen gesprochen und erhielt viel Zuspruch.

Nach den Fürbitten und dem Vaterunser sprach Dorothea Pfuhl die Abschiedsworte. Zum Abschluss der Entwidmungszeremonie wurden die liturgischen Gegenstände hinausgetragen und vor der Kirche auf einem mit Blumen geschmückten Tisch noch einmal der Gemeinde gezeigt. Sie werden einen angemessenen neuen Platz finden.

Text: Brigitte Striehn

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